Lokalsport

„Balu“ wieder in Kirchheim

Oliver Ottos Programm zur Bewegungserziehung vier Mal auf dem Rollschuhplatz

Nach dem durchschlagenden Erfolg im vergangenen Jahr hat sich die Stadt Kirchheim erneut „Balu“ auf den Rollschuhplatz geholt. Das Projekt von Ex-Bundesligafußballer Oliver Otto soll Defizite im koordinativen und kognitiven Bereich auf spielerische Weise reduzieren.

"Koordinative Bewegungserziehung" BALU Programm mit Oliver Otto
"Koordinative Bewegungserziehung" BALU Programm mit Oliver Otto

Kirchheim. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: 75 Prozent der Kinder, die an „Balu“ teilnehmen, haben vor Beginn des Programms kaum oder keine koordinativen Erfahrungen – im Wald auf einem Baumstamm das Gleichgewicht halte, über einen Bach auf Steinen balancieren oder einfach nur ohne Umfallen auf einem Bein stehen: Viele Kinder im Vorschulalter sind dazu heutzutage laut der Auswertung von Oliver Otto nicht mehr in der Lage.

Der Sport- und Gymnastiklehrer aus Wernau beobachtet schon seit Jahren einen immer größer werdenden Bewegungsmangel, der gepaart mit einer permanenten Reizüberflutung dazu führt, dass Kinder kaum noch gefahrlos am Straßenverkehr teilnehmen können. „Die Straßenverkehrserziehung in der vierten Klasse kommt für viele da schon zu spät“, weiß der 39-Jährige, der die Kleinen deswegen dort abholt, wo Inhalte noch leicht auf spielerischem Wege vermittelt werden können: im Kindergarten. Seit Jahren schon bietet der ehemalige VfB-Profikicker landesweit sein selbst entwickeltes Programm zur koordinativen Bewegungserziehung kostenlos in Kindergärten an. Balu heißt das Zauberwort, mit dem Otto Balance, Antizipation, Lokomotion und Umsicht schult.

Wie das in der Praxis funktioniert, zeigte er dieser Tage im Kirchheimer Rathaus, wohin Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker zum Infogespräch geladen hatte. Gekommen waren mit Axel Stephan von Intersport Räpple und Frank Sommer von der Frank-Uwe-Sommer-Stiftung zwei von vier Sponsoren des Projekts. Vertreter des Medizinischen Versorgungswerks Kirchheim und der Firma Sommer Torantriebe, die „Balu“ ebenfalls unterstützen, ließen sich entschuldigen. Matt-Heidecker, Stephan und Sommer ließen sich von Oliver Otto ausführlich erklären, wie die Kinder lernen sollen, gleichzeitig zu radeln, die Balance zu halten sowie auf Verkehrsteilnehmer und -schilder zu achten.

Ein noch genaueres Bild gibt‘s dann am Freitag kommender Woche, wenn die ersten von insgesamt 164 Kindern aus neun Kirchheimer Kindergärten den von Oliver Otto zum Verkehrsübungsplatz umfunktionierten Rollschuhplatz in Beschlag nehmen. Neben Lauf- und Bewegungsgeräten aller Art warten dort dann auch Bewegungsbaustellen, an denen die Kinder gleichzeitig Tiere nachahmen und auf verschiedene Arten die Balance halten sollen – der kurzweilige Mix aus Spaß und Lernen hat bereits vergangenes Jahr über 150 Kindergartenkinder begeistert und ist darüber hinaus nur einer von vielen Gründen, warum laut Oliver Ottos Auswertung dank „Balu“ die Quote koordinativ unerfahrener Kinder von 75 auf sieben Prozent gesunken ist.