Lokalsport

Bescherung mitten im Oktober

Basketball Dass große Namen keine Leidenschaft ersetzen, mussten am Samstag die Merlins aus Crailsheim gegen tapfere Ritter erfahren. Von Bernd Köble

All you need is Love, Love hurts oder: From Kirchheim with Love. Der späte Samstagabend war die Zeit für Wortspiele, und wer die Leidenschaft wie er schon im Namen trägt, liefert dafür besonders steile Vorlagen. Carrington Quilin Love, wie Kirchheims Spielmacher mit vollständigem Namen heißt, war die Liebe der Fans in dieser Stunde sicher. Dabei hatte der 22-jährige Amerikaner, der im Sommer direkt vom College kam, mit seinem Treffer in den Schlusssekunden, aus seiner Sicht vermutlich nur ein Basketballspiel entschieden. Den Crailsheim-Faktor kannte er logischerweise nur vom Hörensagen.

Der Dribbelkünstler mit der Sturmfrisur hat den Sieg trotzdem gefeiert, als hätte er nie von etwas anderem geträumt, als dem Kirchheimer Erzrivalen höchstselbst den finalen Dolchstoß zu verpassen. Dass er hinterher, wie nach Spielen üblich, vom Trainer den symbolischen Spielball überreicht bekam, war für den Mann des Abends nur noch eine zusätzliche Episode an einem rundum gelungenen Arbeitstag. Nicht nur wegen des entscheidenden Korbs. Love hatte hart für diese Auszeichnung gearbeitet. Als Vollstrecker mit 18 Punkten trotz anhaltender Dreierschwäche, vor allem aber als bissiger Verteidiger, der sich neun gegnerische Pässe angelte.

Dabei hätten es an diesem Abend viele verdient gehabt, hervor gehoben zu werden, wie auch Knights-Coach Michael Mai einräumen musste, denn der Schlüssel zum Erfolg, der hing am Brett. Seth Hinrichs, Andreas Kronhardt und Jonathon Williams ließen Crailsheims Big Men Michael Jost und Patrick Flomo, beides gestandene Erstliga-Spieler, ein ums andere Mal schlecht aussehen. Aufseiten der Gäste überzeugte an den Brettern nur Finnlands National-Center Tuukka Kotti mit sechs Rebounds und einer guten Trefferquote.

„Die Jungs haben an sich geglaubt, jeder einzelne“, sagt Michael Mai. „Das hat am Ende den Unterschied ausgemacht.“ Und offenbar die letzten Reserven freigesetzt, denn angesichts des intensiven Spiels stand zu befürchten, dass sich die größere Rotation der Gäste am Ende durchsetzen würde. Als Jonathon Williams 36 Sekunden vor dem Ende die letzte Konzentration fehlte und er mit zwei erfolglosen Freiwürfen die Vorentscheidung aus der Hand gab, schien sich das zu bewahrheiten. Kirchheims Forward hatte bis dahin ohne nennenswerte Ruhepause geackert.

Dabei war lange gar nicht aufgefallen, dass der ohnehin dünne Kader an diesem Abend noch dünner war. Ersatz-Spielmacher Preston Medlin war wegen eines im Training verstauchten Knöchels nur als Zuschauer auf der Bank. Er gilt auch für das Spiel am Samstag in Nürnberg als ein Wackelkandidat. Dafür unterstrich Doppellizenzspieler Justin Hedley erneut seine Pro A-Tauglichkeit auf dieser Position.

Kirchheim überrascht. Das lässt sich nach fünf Spieltagen zu Recht behaupten. Michael Mais Rechnung scheint aufzugehen. Nicht nur in der Pro A, auch drei Etagen tiefer, wo Regionalliga-Aufsteiger VfL unverhofft an der Tabellenspitze steht. Nach dem Feiertag am Samstag müssen die Knights nun in Nürnberg beweisen, dass sie auch alltagstauglich sind.