Lokalsport
Besnik Bekteshi: Wenn ein Spaziergang zur Trainingseinheit wird

Basketball Der Kirchheimer in Reihen der Knights kämpft seit August mit den Folgen einer Covid-Erkrankung. Von Bernd Köble

Alles begann wie fast immer: ein positiver Test, Husten und Gliederschmerzen, knapp zwei Wochen später sollte alles wieder vorbei sein. Doch das war es nicht. Besnik Bekteshi, Stammkraft bei Kirchheims Zweitliga-Basketballern, merkte ziemlich schnell, dass da etwas nicht stimmte. Der Puls viel zu hoch, heftige Kopfschmerzen, unerklärliche Erschöpfungszustände nach der Rückkehr ins Training – Bekteshi, das Energiezentrum im Aufbauspiel der Knights plötzlich nur noch ein Schatten. Ein Berufssportler, für den ein Spaziergang plötzlich zur Trainingseinheit wird. Seit den ersten Symptomen sind inzwischen zehn Wochen vergangen. In der Pro A steht der vierte Spieltag vor der Tür und wochentags im Training zeigt sich das gleiche Bild: Bekteshi beim Einzeltraining in der Ecke oder als Zuschauer auf der Bank. „Damit ich die Spielsysteme nicht aus den Augen verliere“, wie er sagt.

Long Covid als weitgehend unerforschte Folge einer Corona-Erkrankung ist längst keine Seltenheit mehr. Immer häufiger trifft es auch Spitzensportler, bei denen die Symptome besonders auffällig werden. Beim 29-jährigen Kirchheimer heißt das: Leistungsverlust, Schwindel, Übelkeit, Konzentrationsschwächen, Schlaflosigkeit. Inzwischen deutet sich Besserung an, doch immer schwingen Gedanken an ein schwer kalkulierbares Risiko mit. Zwischen Ehrgeiz und Vernunft ist ein Raum, der sich leer anfühlt. „Weil du einfach nicht weißt, was kommt und wie lange das dauert“, sagt Bekteshi. Das einzige, wozu Ärzte ihm raten können: Geduld.

Die Knights haben ihm die Zeit gegeben, die er braucht, um völlig gesund zu werden, auch wenn mit ihm ein strategisch wichtiger Baustein aus der Mannschaft bricht. Als deutscher Guard, der in die Rolle des Spielgestalters schlüpfen kann, ist er besonders wertvoll. Auch deshalb, weil aufgrund der Ausländerregel sich sein Fehlen auch auf andere Positionen auswirkt. Dass der Saisonbeginn auf eine Krise fällt, die Knights beim ersten echten Heimspiel am Samstag gegen Bochum

 

"Mit der Brechstange geht es in seltensten Fällen.
Besnik Bekteshi
 

massiv unter Druck stehen, macht die Sache für beide Seiten nicht leichter. „Natürlich würde man der Mannschaft gerne helfen“, sagt Bekteshi, der von einer kontinuierlichen Verbesserung seines Zustands berichtet. Mittlerweile geht er dreimal die Woche Laufen in gemäßigtem Tempo und betreibt kontrolliertes Gewichtstraining. Um das Immunsystem zu stärken, erhält er Infusionen mit Vitaminpräparaten. „Das Risiko ist im Moment einfach noch zu groß, dass ich für den Rest der Saison ausfalle“, sagt er. Ob er schon einmal daran gedacht habe, dass dies auch das Karriereende bedeuten könnte? „Der Gedanke kam mir nie“, sagt Besnik Bekteshi, der mitten im Studium steckt und nach der Karriere als Sport- und Englischlehrer arbeiten will. „Ich bin ein positiver Mensch, und ich habe gelernt: Mit der Brechstange geht es in seltensten Fällen.“