Kirchheim. Wenn einer weiß, wie in Kirchheim an Silvester der Hase läuft, dann ist das Frieder Schilling. Der 63-Jährige hat vor 41 Jahren gemeinsam mit Fritz Koch, Otto Schnizler, Walter Feichtinger, Franz Schopf, Dr. Werner Kuchs, Siegfried Gerneth und Franz Gold den Tecklauf aus der Taufe gehoben. Und morgen geht der passionierte Ausdauersportler natürlich wieder auf die Strecke. Das wird dann seine 35. Teilnahme sein. Manches hat sich in all den Jahren verändert, vieles ist ganz genauso geblieben wie beim ersten Mal. „Wir sind damals in richtig schwerer Baumwolle gelaufen. Funktionskleidung gab es damals noch nicht“, erinnert sich Frieder Schilling. Auch die Professionalität hat deutlich zugenommen. Rotes Kreuz und Polizei kamen erst mit der Zeit dazu. „Es hat sich rumgesprochen, dass es hier einen Lauf mit toller Atmosphäre gibt“, erzählt der 63-Jährige. Anfangs sind die Wechselklamotten auch noch bis in den Burghof gefahren worden, bei jedem Wetter. Wenn es sein musste auch mit Hilfe von Schneeketten. Sowieso hat der Tecklauf während all der Jahre wettermäßig schon alles gesehen. „Wenn die Prognosen stimmen, könnte der Lauf morgen allerdings der wärmste in der Geschichte werden“, schätzt Frieder Schilling, der mittlerweile kein spezielles Lauftraining mehr vor Silvester absolviert. „Ach, die 18 Kilometer gehen immer irgendwie“, sagt der Kirchheimer lachend.
Seine tägliche Ration Sport gehört allerdings dazu. Seit dem letzten Lockdown ist er meistens im Fitnessclub 2020 in der Bohnau anzutreffen. „Während alles geschlossen war, gab es dort Live-Online-Kurse. Das hat mir gefallen. Jetzt bin ich mindestens einmal am Tag dort.“ Und da das Studio um den ehemaligen Spitzensprinter Tobias Unger eine Gruppe auf den Tecklauf vorbereitet hat, wird sich Frieder Schilling dort dazugesellen. Dass er zu den ältesten Startern gehört, stört den 66-fachen Marathon-Finisher überhaupt nicht. „Ich finde es gut, dass viele jüngere Teilnehmer mitmachen und an Silvester nicht nur vorglühen, sondern sich bewegen.“
Dass es beim Tecklauf nach wie vor keine Zeitmessung gibt, liegt einfach am Grundgedanken der Veranstaltung. „Es war nie als Wettkampf gedacht. Klar gab es bis vor Corona im Burghof eine große Digitaluhr, damit jeder sehen konnte, wie lange er gebraucht hat. Aber die meisten laufen ja eh mit einer Uhr.“ Frieder Schilling gehört nicht dazu. Das einzige Ziel ist es, rechtzeitig am Rewe zu sein, um gemeinsam mit den Fackelträgern durch die Marktstraße zurück zum Start zu laufen.
Wie die Atmosphäre dieses Jahr ohne all die lieb gewonnenen Dinge sein wird, bleibt abzuwarten. Die meisten Starter werden jedenfalls froh sein, dass der Lauf überhaupt stattfinden kann. Zu ihnen gehört auch Urgestein Frieder Schilling.