Lokalsport

Braun schießt den Vogel ab

Sportschießen Der 21-Jährige aus Neidlingen sammelt bei den deutschen Titelkämpfen in München acht Medaillen, davon viermal Gold. Edelmetall liegt auch kommende Woche bei der EM in Griffweite. Von Klaus Schlütter

Er sammelt Gold und Silber genauso eifrig wie deutsche Rekorde: Max Braun, 21-jähriger Sportschütze aus Neidlingen, hat bei den deutschen Meisterschaften auf der Olympiaanlage in München-Hochbrück kräftig abgeräumt. 6000 Starter, 35 Disziplinen, 750 000 Schuss, die abgegeben wurden - Brauns Rekordausbeute bei den einwöchigen Titelkämpfen: acht Medaillen - eine mehr als im Vorjahr - davon viermal Gold, einmal Silber und dreimal Bronze. Mit vier deutschen Junioren-Bestleistungen verlieh er dem Edelmetall auch noch ganz besonderen Glanz. „Der verdiente Lohn für seine fleißige und akribische Arbeit“, lobt Baden-Württembergs Landestrainer Helmut Hoffmann vom Leistungszentrum in Pforzheim seinen Schützling.

Die im internationalen Vergleich wertvollste Leistung waren die 1173 Ringe (kniend 391, liegend 398, stehend 384) in der Königsdisziplin Kleinkaliber-Dreistellungskampf 3 x 40 Schuss. Es war sein dritter Titel hintereinander. Zum Vergleich: Mit demselben Ergebnis hatte der Brite Malcolm Cooper 1984 noch Olympiagold geholt. Bernd Klingner, bisher einziger deutscher Olympiasieger in dieser Disziplin, gewann 1968 in Mexiko mit 1157 Ringen.

Den zweiten DM-Einzelsieg mit Rekord heimste Braun im Kleinkaliber-Halbprogramm 3 x 20 Schuss mit ebenfalls starken 585 Ringen (194, 200, 191) ein. Silber gab es im Liegend-Anschlag, wobei er mit 594 von 600 möglichen Ringen hinter seinen Erwartungen blieb. Nichts zu meckern dagegen für die 623,0 Ringe im Stehendanschlag mit dem Luftgewehr, die mit Bronze belohnt wurden.

Die restlichen vier Medaillen erkämpfte der Polizeianwärter aus Neidlingen gemeinsam mit Cora Vonthron (Walldorf) im Luftgewehr-Mixed sowie im Team mit Kleinkaliber- und Luftgewehr mit Colin Fix und Dennis Neyer, wobei das Trio den deutschen Junioren-Rekord mit dem Luftgewehr gleich um 19,1 Ringe pulverisierte.

Fast wäre Braun sogar neunmal aufs Treppchen gestiegen. Nur ein kleines Missgeschick verhinderte eine weitere Mannschaftsmedaille. Colin Fix leistete sich eine „Drei“, nachdem sich am Diopter seines Gewehrs eine Schraube gelockert hatte. Mit so einer „Fahrkarte“ war dann nicht mehr drin als Platz vier. Die Enttäuschung war schnell abgehakt. Der Blick von Braun & Co. hat sich längst Richtung Bologna gerichtet, wo nächste Woche die Kleinkaliber-Europameisterschaften stattfinden. Der Polizeimeister-Anwärter aus der Reußenstein-Gemeinde geht an drei Tagen dreimal in den Anschlag: 60 Schuss liegend, Dreistellungskampf, jeweils Einzel und Mannschaft, sowie im Mixed. Das sind fünf Chancen auf Edelmetall. „Eine Medaille soll es sein“, hat sich Braun als Ziel gesetzt. Die großen Rivalen kommen aus Tschechien, Ungarn und Norwegen.

Ötlinger Kampf mit der „Defekt-Hexe“

Zwölf Pistolenschützen des TSV Ötlingen waren bei der DM in München dabei. Mit zwei Bronzemedaillen und drei Platzierungen unter den ersten Zehn kehrten sie zurück. Unverschuldete Probleme mit Waffen und Munition verhinderten ein besseres Abschneiden.

Von Defekten verschont blieben Jörg Kobarg und seine Partnerin Cora Onuseit (SGi Stuttgart-Vaihingen) in der neuen olympischen Disziplin Luftpistole Mix Zehn Meter. Nach dem Vorkampf noch Vierte, verbesserte sich das Duo, das für Württemberg schoss, im Finale hinter Bayern und Baden auf Rang drei. Ebenfalls Bronze holte der TSV Ötlingen mit der Mannschaft Markus Geipel, Jörg Kobarg und Stefan Scharpf mit 1631 Ringen. Meister wurde SV Diez-Freiendiez (1675) vor SV Kriftel (1656).

Die besten Ötlinger Einzelergebnisse: Standardpistole, Herren I: 9. Scharpf 557 Ringe. Herren III: 10. Geipel 539. Sportpistole, Junioren I: 16. Stefan Schaufler 555. Junioren II: 9. Nils Borrmann 548. Herren III: 11. Geipel 555. Schnellfeuerpistole, Herren I: 29. Andreas Rieke 538. Luftpistole, Herren I: 35. André Böhm 561. Damen II: 18. Susi Scharpf 540. Herren III: 18. Geipel 369 (von 400 möglichen).

Gleich zweimal ging Behindertensportler Stefan Kneile vom Schützenverein Bissingen in Hochbrück an den Start. Mit dem Luftgewehr (zehn Meter, 60 Schuss) erzielte er unter 25 Teilnehmern mit respektablen 598,7 Ringen den fünften Platz. Zur Bronzemedaille fehlten ihm lediglich 7,2 Ringe. Die Medaille holte er dann vier Tage später mit dem Kleinkalibergewehr (100 Meter, 30 Schuss). Nach 97 und 94 Ringen steigerte sich Kneile in der dritten Serie auf 99 Ringe und eroberte mit starken 290 Ringen Platz drei.jp/sb