Lokalsport

Buschfeuer an der Jesinger Allee

Die Saison hatte noch nicht richtig begonnen, da erlebte die Fußball-Kreisliga A bereits ihren ersten Trainerwechsel (wir berichteten). Nach der selbst gewählten Demission von TG-Coach Goran Popovic und der Übernahme durch Gaetano Caruana herrscht beim kleinen Klub an der Jesinger Allee Krisenstimmung – zumal auch die Punktspielpremiere in die Binsen ging.

Hat nun das alleinige Sagen bei der TG Kirchheim: Spielertrainer Gaetano Caruana. Foto: Daniel Kopatsch
Hat nun das alleinige Sagen bei der TG Kirchheim: Spielertrainer Gaetano Caruana. Foto: Daniel Kopatsch

Kirchheim. Ganz anders hatte das TG-Drehbuch für diese Saison noch vor einigen Wochen ausgeschaut. Aus Friede, Freude, Eierkuchen und dem Ziel Bezirksligaaufstieg wurde binnen kurzer Zeit Enttäuschung und Disharmonie, die im äußersten Fall mit dem Rücktritt von Fußball-Abteilungsleiter Wolfgang Kretzschmar enden könnte. Nach 14 Jahren im Amt will der Dettinger in der nächsten Ausschusssitzung quasi die Vertrauensfrage stellen und seinen Rücktritt anbieten. Dies alles habe, so Kretschmar, jedoch nichts mit Popovics Weggang zu tun sondern vielmehr mit persönlicher Enttäuschung.

Der Ex-Trainer sei offiziell und freundschaftlich verabschiedet worden. Popovic hatte zum Ausstand Pizza und Bier für die Mannschaft spendiert. Dass außer Popovic auch Cousin Gabriel Andrijevic den Verein verlässt ist Fakt, weitere Akteure könnten folgen – auch wenn Kretzschmar beteuert, dass der Großteil des Teams von Caruanas Training begeistert sei. Auch Popovic bestätigte, dass seine Demission nichts mit Caruana, den er sehr schätze, zu tun habe. Über die genauen Beweggründe schwieg sich der einstige Spielertrainer („Ich hatte bei der TG fußballerisch meine beste Zeit“) freilich aus, stellte jedoch erleichtert fest: „Ich habe für mich die richtige Entscheidung getroffen auch wenn es mir schwerfällt, die Spieler und Freunde bei der TG zu verlassen.“ Seine Kickstiefel wird Popovic künftig für den TSV Oberensingen schnüren – als Spieler.

Nutznießer der TG-Verunsicherung war der TSV Holzmaden, der einen 0:2-Rückstand noch in einen 3:2-Sieg drehte. Richtig freuen konnte sich im Museumsort, so TSVH-Sprecher Fabian Carucci, freilich keiner, denn die Trauer um Vereinswirt Salvatore „Toto“ Incorvaia, der im Urlaub in Sizilien völlig unerwartet verstorben war, überwog nicht nur bei den mit Trauerflor spielenden Kickern.

Dass die Jesinger Allee momentan für Buschfeuer anfällig zu sein scheint, zeigt auch die Tatsache, dass nicht nur bei der TG sondern auch beim großen Nachbarn VfL die Glut lodert. Das in die Kreisliga A abgestiegene U23-Team kassierte eine 1:5-Niederlage in Neckarhausen – und das obwohl sechs Akteure der ersten Mannschaft mitgekickt hatten. „Wir hatten am Samstag nur sieben einsatzbereite Spieler, von denen sich gestern auch noch zwei krank gemeldet haben“, klagte Betreuer Sven Flegel. Somit trat die Landesliga-Reserve ohne Ersatzspieler an und fing sich trotz „gefühlter 70 Prozent Ballbesitz“ (Flegel) blitzsaubere Kontertore ein. Immerhin scheint es wenigstens zum Spieler-Austausch zwischen der ersten und zweiten Mannschaft zu kommen. „Die nächsten Wochen werden sowohl für das Landesliga- als auch für das Kreisliga-Team extrem schwierig“, ist sich Flegel sicher.

Einen wahren Traumstart legte der TSV Jesingen in dieser Saison hin. Sowohl die zweite als auch die erste Mannschaft siegten, wobei Letztere ganz offenbar mit Fortuna im Bunde war. Spielertrainer Marc Augustin gelang gegen den AC Catania in letzter Sekunde der Siegtreffer. Jesingens Vorstandsprecher Uwe Wascheck sah es gewohnt nüchtern: „Wir hatten einen guten Start, haben uns aber nicht mit Ruhm bekleckert“ – und meinte damit die Tatsache, dass die Jesinger zwei Elfmeter und die Nachspielzeit benötigten, um die Ernte einzufahren.

Ohne Erfolg endete die Bezirksliga-Premiere der SGEH. Trainer Pedro Pereira war nach der 0:5-Niederlage in Grötzingen enttäuscht: „Wir haben richtig Lehrgeld bezahlt und waren gegen Ende der Partie total gefrustet. Aber wir arbeiten daran und machen es nächste Woche wieder gut.“

Im Vater-Sohn-Duell in der Kreisliga A hatte der Sprössling die Nase vorn: Neidlingens Trainer Werner Achtzehner nahm die Niederlage bei seinem Heimatverein TSV Raidwangen sportlich: „Wenn ich schon mit dem TVN verlieren muss, dann noch am ehesten in Raidwangen.“ Sohn Kevin hatte gar ein Tor auf dem Fuß, scheiterte aber knapp. Augenzwinkernder Kommentar des Vaters: „Wenn er das Tor gemacht hätte, wäre ihm diese Woche das Essen zu Hause gestrichen worden.“