Lokalsport
Corona-Chaos auf den Fußballplätzen

Fußball Aktuell bleibt völlig offen, ob am kommenden Wochenende noch gespielt wird. In der Teckregion gibt es geteilte Ansichten zur weiteren Vorgehensweise. Von Reimund Elbe

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Am vergangenen Wochenende haben im Bereich des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) nur rund 60 Prozent der ursprünglich im Männerbereich geplanten Fußball-Partien stattgefunden. 305 von 765 Spielen wurden abgesetzt. Bei den Frauen 19 von 80. Besonders krass im Bezirk Neckar/Fils: In der A3 nur zwei von acht angesetzten Spielen.

Die wenigstens Ausfälle waren wetterbedingt. Vielmehr wurde fleißig ein Hintertürchen genutzt. Der WFV hatte vergangene Woche im Kontext der neuen Alarmstufe im Land kommuniziert, dass Spielverlegungen im Einzelfall gestattet wären, „sofern sich beide Mannschaften einig sind und dies beantragen“. Zudem sollen bei Nichtantritt in der Alarmstufe im Regelfall keine Geldstrafen durch die Sportgerichte verhängt werden. Die Regelung, wonach bei dreimaligem Nichtantritt eine Mannschaft aus der Wertung genommen wird, sollte noch rückwirkend für die Dauer der Alarmstufe ausgesetzt werden.

An diesem reich gedeckten Tisch griffen viele Verantwortliche zu, manche zeitlich jedoch zu knapp. Mit Folgen. Der Bezirk zieht die Daumenschrauben an. In einem Telefonat zwischen dem Bezirksvorsitzenden Rainer Veit und Bezirksspielleiter Johannes Veit wurde gestern Morgen eine konkrete Frist eingeführt. „Anträge auf Spielverlegungen müssen nun bis spätestens 48 Stunden vor dem Anpfiff der Partie beim Bezirksspielleiter vorliegen“, gibt Bezirkschef Rainer Veit ganz aktuell bekannt.

Doch auch schon ohne das neue Regularium herrschte zu Wochenbeginn rege Betriebsamkeit an den Smartphones der lokalen Vereinsfunktionäre. Resultat: Es bröckelt an allen Ecken und Enden. In der Fußball-Kreisliga B6 beispielsweise schrumpft das geplante Programm bereits zum jetzigen Zeitpunkt erheblich zusammen. Nägel mit Köpfen haben unter anderem die SF Dettingen für deren „Zweite“ gemacht.Weder das für kommenden Sonntag geplante Match gegen den TSV Jesingen II noch die Partie beim TSV Oberlenningen (12. Dezember) wird in diesem Jahr ausgetragen. Treibende Kraft ist SFD-Fußballchef Christian Renz. „Wir haben eine ganz andere Situation als vor einem Jahr, denn es wurden bisher deutlich mehr Spieltage ausgetragen“, argumentiert der Dettinger, deshalb gebe es im kommenden Frühjahr und Frühsommer deutlich mehr Möglichkeiten, die wenigen verschobenen Partien nachzuholen.

Am liebsten würde Renz auch das A-Team in die vorzeitige Winterpause schicken, doch bisher hat nur der kommende Gegner TB Neckarhausen das Okay für eine Spielverlegung gegeben, ein Ja aus Bempflingen (Partie für den 12. Dezember geplant) stehe aus.

Björn Renz, Trainer des SV Nabern II, sympathisiert ebenso mit einer vorzeitig einberufenen Winterpause. „Für kleine Vereine sind der Aufwand für die Kontrollen und die Verantwortung, die damit verbunden ist, enorm“, betont der Coach. Das Spiel bei der SGM Ohmden/Holzmaden am Donnerstag fällt zwar flach, doch für das für kommenden Sonntag geplante Spiel in Neidlingen gibt es eine andere Ausgangslage. „Wir wollen so lange spielen, wie es Politik und Verband gestatten“, bezieht Marcel Hitzer, Trainer des TV Neidlingen II, klare Position. Zum einen sei nahezu der gesamte Kader durchgeimpft, des Weiteren gebe es genug Freiwillige, die jeweils aktuell die Testungen durchführten.

Marc Butenuth, Fußball-Abteilungsleiter beim VfL Kirchheim, vertritt eine fast deckungsgleiche Position. „Wir werden keine Verlegung der kommenden Partie beantragen“, kündigt er an. Pikant: Der kommende Gegner FV Neuhausen hatte am vergangenen Freitag mit einem Rundmail an alle Bezirksligaklubs das Thema Spielabsetzungen ins Rollen gebracht. Das Match beim FC Eislingen stand als erstes im Bezirk auf der Spielverlegungsliste.

45 Testwillige beim VfL
Die Kirchheimer hatten derweil am Sonntag für die Partie ihrer beiden aktiven Teams Schnelltests am Stadion für Zuschauerinnen und Zuschauer angeboten. „Wir haben versucht, das Beste aus der Situation zu machen“, rekapituliert Butenuth. 45 Personen hätten von dem Angebot Gebrauch gemacht. Andererseits habe er Verständnis für Teams, die unterbrechen wollten. Butenuth: „Der Verband hat eben mit der Möglichkeit der Spielverlegung eine Türe aufgemacht, die nun natürlich auch genutzt wird.“