Lokalsport
„Dann bin ich gefahren und gefahren“

Mountainbike Luca Schwarzbauer düpiert bei seinem DM-Titel im Marathon die Langstreckenspezialisten. Der 25-jährige Reuderner vom MTB Teck krönt in Singen seine eindrucksvolle Herbstsaison. Von Armin Küstenbrück

Mit einem eindrucksvollen Sieg über die Langstrecken-Spezialisten, den Titelverteidiger und den Weltmeister in Singen am Hohentwiel hat der Reudener Luca Schwarzbauer den Titel des Deutschen Meisters im Mountainbike-Marathon erobert. Nach einer Fahrzeit von 3.32,04 Stunden, also rund doppelt so viel wie bei einem Cross-Country-Weltcup, siegte der Lexware-Fahrer im Hegau 1,17 Minuten vor Sascha Weber (Trek-Vaude) und weitere drei Sekunden vor Titelverteidiger und Teamkollege David List. Weltmeister Andreas Seewald (Canyon-Northwave) belegte bei seinem dritten Marathon binnen einer Woche den sechsten Platz mit einem Rückstand von 3,23 Minuten.

Dabei war Schwarzbauer relativ entspannt in sein letztes Rennen der Saison gestartet, bevor er sich wieder den Winter über als Praktikant seinem Studium der Wirtschaftsingenieurswissenschaften widmet. Denn – und das bestätigte er nach dem Rennen – die Deutschen Marathon-Meisterschaften hatten selbst bei einem Sieg nicht den Stellenwert der Topten-Platzierungen im Weltcup in den vergangenen Wochen.

Doch schon früh zeigte sich, dass der Reudener vom MTB Teck einer der Stärksten in der rund zehnköpfigen Spitzengruppe war, die sich bald nach dem Start der knapp 100 zu DM gemeldeten Fahrer auf dem Rathausplatz in Singen gebildet hatte. In dieser Ausreißergruppe fanden sich neben dem amtierenden Weltmeister Andreas Seewald (Canyon-Northwave) aus Lenggries, dem Titelverteidiger David List aus Friedrichshafen gleich vier Fahrer vom Teams Bulls, die ihre personelle Übermacht jedoch nicht in eine Medaille umsetzen konnten. Stattdessen war es Einzelkämpfer Sascha Weber vom Trek-Vaude, der als einziger Schwarzbauer bis kurz vor dem Ziel ernsthaft Paroli bieten konnte. Eine Zeitlang konnte auch Seewald noch mithalten, musste sich dann aber letztlich mit dem sechsten Platz zufrieden geben.

Zwei Runden à 49 Kilometer durch den Hegau standen für die Männer auf dem Programm der Deutschen Marathon-Meisterschaft. Mitte der ersten hatte sich Schwarzbauer zunächst allein absetzen können. „Nach 60 Kilometern habe ich nicht mehr daran geglaubt, heute noch was zu reißen“, berichtete er im Ziel. „Aber die anderen waren wohl mindestens genauso grau wie ich. Dass ich hier heute gewonnen habe, ist echt abartig“, strahlte Schwarzbauer.

Rund zehn Kilometer vor dem Ziel hatte auch Weber Parfait geben müssen. So war der Weg frei zum ersten Elite-Titel für Luca Schwarzbauer, der zuletzt als Junior das Trikot des Deutschen Meisters tragen durfte. In Rennen wird er es aber wohl nie anhaben, dafür im Training umso häufiger. Er sei schon stolz, das Trikot wieder tragen zu dürfen, seinen Fokus auf die olympische Cross-Country-Disziplin werde er aber deswegen nicht verschieben: „Deswegen werde ich meinen Rennplan 2022 nicht verändern“, so Schwarzbauer, um dann doch noch ein bisschen einzuschränken: „Wenn es wirklich gut reinpasst, dann fahre ich vielleicht auch mal einen Marathon.“

„Heute war ich auf jeden Fall der Stärkste. Ich hatte einen Power-Output wie kein anderer, weil ich so früh attackiert habe. Und dann bin ich gefahren und gefahren.“ Doch jetzt geht es für den 25-Jährigen, der vom Weltradsportverband UCI als zweitbester Deutscher auf Rang 28 der Weltrangliste geführt wird, endlich in die verdiente Saisonpause: seit dem Bundesliga-Auftakt im bayerischen Obergessertshausen Mitte März war Schwarzbauer rund 20 Rennen gefahren, hatte versucht, sich für die Olympischen Spiele in Tokio zu qualifizieren und hatte zuletzt eine eindrucksvolle Herbstsaison hingelegt.