Lokalsport
Das beste Vorbild ist sie selbst

Fitness Was als Ausgleich für den eigenen Alltag begann, hat sich inzwischen zur Selbstständigkeit entwickelt: Die Kirchheimerin Jennifer Nari begeistert mit ihren „Womenletics“-Kursen. Von Sandra Langguth

Jahrelang ist Jennifer Nari leidenschaftlich dem runden Leder hinterhergejagt. Als Tochter von Fußball-Urgestein Giuseppe „Pippo“ Forzano liegt ihr das Kicken genauso im Blut wie den Brüdern Roberto und Michel. Inzwischen hat sich die 35-Jährige dem Fitnesssport verschrieben und sich mit „Womenletics“ sogar selbstständig gemacht.

Dass Jennifer Nari vor neun Jahren nach Stationen beim TSV Ötlingen, dem FV Faurndau und in Weilheim mit dem Fußball aufgehört hat, lag vor allem an ihrem Kreuzband, das nach einer OP noch einmal riss. „Das ist bis heute noch nicht gerichtet“, erklärt die Mutter einer vierjährigen Tochter lachend. Solange die Muskeln das Knie zusammenhalten, will sie es so lassen. Schließlich ist die Kirchheimerin bestens durchtrainiert - das Ergebnis zahlreicher intensiver Einheiten, die sie in ihren „Womenletics“-Kursen nun auch anderen Frauen zugänglich macht. „Ich hab‘ nach dem Fußball einen anderen Sport für mich gesucht, bin ins Fitnessstudio und Joggen gegangen und habe Freeletics für mich entdeckt“, erklärt die Kirchheimerin. Dabei handelt es sich um ein beliebtes Kraft- und Ausdauersystem, bei dem man ausschließlich mit seinem eigenen Körpergewicht trainiert.

Als im April 2017 Töchterchen Leyla auf die Welt kam, erfuhr das Sportprogramm allerdings ein jähes Ende. „Ich dachte, ich könnte nach der Geburt gleich wieder loslegen, aber elf Monate lang ein Schreikind zu haben, war einfach zu heftig. Ich habe innerhalb eines Monats 25 Kilo abgenommen“, kann die 35-Jährige heute, mit etwas Abstand, darüber lachen.

Irgendwann kam die Energie für den Sport aber wieder zurück, und Jennifer Nari suchte nach Kursen für sich, um einen Ausgleich zum Alltag mit Kind zu bekommen. Doch so recht fündig geworden ist sie nicht. Als eine Freundin sie dann fragte, ob sie nicht einfach selbst einen Kurs geben möchte, nahmen die Dinge ihren Lauf. „Wir haben das erst mal zu zweit gemacht, doch dann hat es sich rumgesprochen“, erzählt die Kirchheimerin. Viele Mamas, die sie in der Zeit nach der Geburt ihrer Leyla kennengelernt hat, kamen zu den Kursen, für die sie bei „Joes Fitness“ in der Dettinger Straße einen Raum angemietet hatte. Ein schönes Logo wurde ebenfalls schnell gestaltet, und so war „Womenletics“ geboren. „Ich wollte mich unbedingt selbstständig machen, obwohl mir alle abgeraten haben. Aber ich hab‘s durchgezogen“, ist Jennifer Nari stolz auf sich. Zweimal wöchentlich waren die Stunden mit 20 Teilnehmerinnen voll. Um ein breiteres Spektrum abdecken zu können, machte Jennifer Nari die Lizenz zur Prä- und Postnatalen Trainerin sowie für sogenannte Bauch-Buggy-Go- und Bauch-Beutel-Po-Kurse, die sich an frisch gebackene Mamas mit Baby richten. „Das habe ich auf der Klosterwiese und am Ziegelwasen angeboten“, berichtet die 35-Jährige.

Als Präsenzveranstaltungen verboten wurden, hat die Kirchheimerin ihr Programm sofort auf online umgestellt. „Bis heute gebe ich montags bis freitags verschiedene Live-Work-outs“, berichtet die fitte Mama, deren gute Laune sämtliche Kursteilnehmer mitreißt. Wie schweißtreibend die Einheiten sind, haben auch schon die Fußballer des VfL Kirchheim erfahren. „Die waren ganz schon fertig hinterher“, erzählt Jennifer Nari lachend. Bis auf den letzten Platz belegt waren auch die Rückbildungskurse, die die 35-Jährige dank ihrer Zusatzausbildung im Yogaloft anbieten kann. „Das wird zwar nicht von der Krankenkasse übernommen, da ich keine Hebamme bin“, erklärt sie, die Inhalte seien aber die gleichen. Und wie groß der Bedarf gerade in der Pandemie ist, zeigte sich schnell. „Ich musste sogar einen zweiten Kurs aufmachen, weil alles ausgebucht war. Manche Frauen kamen sogar aus Großbettlingen oder Nürtingen. Und zum Teil waren die Kinder schon neun Monate alt. Das heißt, dass die Frauen bis dahin keinen anderen Kurs gefunden haben“, sagt Jennifer Nari kopfschüttelnd. Umso mehr freut es die sportbegeisterte junge Frau, dass sie mit ihren Angeboten anderen helfen kann.