Lokalsport

Das Rübholz zwischen Radio und Röntgenstrahlen

Jubiläum Der TSV Ötlingen blickt mit seinen rund 1600 Mitgliedern auf 125 Jahre bewegter Geschichte zurück, die wegen Corona vorerst keinen Festakt vorsieht. Von Klaus Schlütter

Das Sportangebot beim TSV Ötlingen ist breit gefächert. Collage: Stephanie Reusch
Das Sportangebot beim TSV Ötlingen ist breit gefächert. Collage: Stephanie Reusch

Drei bedeutende Ereignisse prägten das Jahr 1895: Die Erfindung des Radios, die Entdeckung der Röntgenstrahlen und - aus lokaler Sicht -die Gründung des TSV Ötlingen. 125 bewegte Jahre später feiert der zweitgrößte Sportverein der Stadt Kirchheim seinen Geburtstag - vorerst allerdings ohne große Sause: Der Festakt im März ist bekanntlich ebenso der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen wie der Teckbotenpokal, der eigentlich am morgigen Sonntag im Rübholz hätte beginnen sollen.

Unabhängig davon kann der Verein stolz auf seine Geschichte sein: Rund 1600 Mitglieder, davon 675 Kinder und Jugendliche, betreiben sieben verschiedene Sportarten in den Abteilungen Turnen, Rhythmische Sportgymnastik, Fußball, Leichtathletik, Tennis, Schießen und Volleyball. Den Verantwortlichen des Vereins war es stets ein wichtiges Anliegen, vor allem dem Nachwuchs ein breit gefächertes Angebot zu bieten. So laufen pro Schuljahr drei Kooperationen mit der Eduard-Mörike-Grundschule, zwei im Bereich Turnen/allgemeine Bewegungsförderung, eine im Fußball.

Turnen für Breitensportler

In der Turnabteilung geht es, eingeschränkt durch den Bau der neuen Mehrzweckhalle, um Fitness und Breitensport. Der Schwerpunkt liegt beim Eltern-Kind-Turnen, Vorschulturnen und einem Sportangebot für Grundschüler. Für die Erwachsenen steht der Gesundheitssport wie zum Beispiel Funktionsgymnastik, Rückenschulung oder Yoga im Vordergrund.

Erfolgreich mit Seil und Keule

Wettkampforientiert ist dagegen die im Turnbereich angesiedelte Abteilung Rhythmische Sportgymnastik, eine Sportart mit eindrucksvollen Kombinationen aus Tanz und Akrobatik. Durch die Variabilität mit den fünf Handgeräten Reifen, Ball, Seil, Keulen und Band werden die jungen Damen vor immer neue Herausforderungen gestellt. In den Siebziger- und Achtzigerjahren erkämpfte Gabi Eichhorn württembergische und süddeutsche Meistertitel am Fließband und wurde Mitglied im B-Kader des DTB.

Nachwuchsflut im Fußball

So erfolgreich wären gerne auch die Fußballer. Aber beide Teams der Aktiven krebsen in der Sicherheitsliga und träumen von besseren Zeiten. Was Mut macht, sind die vielen Nachwuchskicker von den Bambini bis zur A-Jugend, die zahlreich und mit großer Begeisterung dem Ball nachjagen. Das gilt auch für die jungen Frauen, die in zwei Altersklassen mit dem TSV Wendlingen kooperieren. Erfreulich bei allen Teams ist der hohe Anteil von Eigengewächsen.

Bundesligaflair am Schießstand

Klein, aber fein ist die Abteilung Sportschießen, 1959 gegründet. Die höchsten Meriten verdiente sich Andreas Rieke, als Junior 1991 Mannschafts-Europameister sowie deutscher Einzelmeister mit der Schnellfeuerpistole. Von 1997 bis 2017 war der TSV ununterbrochen Mitglied der Luftpistolen-Bundesliga, dabei zweimal deutscher Vizemeister (2004 und 2010). Nahziel nach zweimaligem Abstieg in die 2. Liga: Mit Verstärkungen und neuer Power Rückkehr ins Oberhaus.

Rückgang im Tennis

Ziemlich hoch im Ranking der Spielklassen angesiedelt sind die Tennisspieler - allerdings nur noch im gesetzten Alter. Die Herren 30 gehen in der Württembergstaffel ins Rennen, Herren 40 und Damen 50 spielen in der Verbandsstaffel. Der Nachwuchs hat sich rar gemacht auf der Fünf- von ursprünglich Sieben-Plätze-Anlage. Die Zeiten von Aufnahmestopps wegen Überbelegung sind lange vorbei. Heute schwingen noch 150 Unentwegte den Schläger, früher waren es mehr als doppelt so viele.

Baggern aus Leidenschaft

Gleich zwei Jubiläen auf einmal feiern die Volleyballer in diesem Jahr. Die jüngste TSV-Abteilung wurde vor 25 Jahren ins Leben gerufen, 100 Jahre nach dem Hauptverein. Aus diesem Anlass soll es im November das Emil-Müschenborn-Gedächtnisturnier geben. Um Titelpunkte wird in der Halle mit zwei Mixed-Mannschaften in der Freizeitrunde gebaggert, gepritscht und geschmettert. Auf dem 1997 in Eigenarbeit erstellten Beachfeld draußen im Rübholz wird „just for fun“ gespielt.

Leichtathletik unter Flutlicht

Ebenfalls ein Vierteljahrhundert alt ist die Abteilung Leichtathletik, 1995 abgespaltet von der Turnabteilung. Einen Namen in der Region machte sich die starke Läufergruppe um Christian Witzlinger. Der von ihr organisierte Dreikönigslauf mit bis zu 250 Startern war 14 Mal das jährliche Highlight, nach schwindenden Teilnehmerzahlen 2011 abgelöst durch die Stadtmeisterschaften im Waldlauf. Bei den Bahnathleten gilt das besondere Augenmerk von vier Trainern und zwei Assistenten einer starken Nachwuchsgruppe, im Rübholz neuerdings unter Flutlicht.