Lokalsport
Das Spiel des Jahres für die SG-Volleyballer

Volleyball Am Sonntag rückt Ex-Bundesligist TV Rottenburg im Pokal-Halbfinale an. Tags zuvor wartet noch eine Partie um Oberligapunkte. Von Reimund Elbe

So etwas nennt sich Traumlos: Für die Oberliga-Volleyballer aus Dettingen, Unterboihingen und Nürtingen gibt es am morgigen Sonntag ein Match, das SG-Trainer Jörg Papenheim „Bonbon“ nennt. Die Spielgemeinschaft bekommt es im Halbfinale des württembergischen Verbandspokals mit einem der ganz großen Namen des süddeutschen Volleyballsports zu tun. Bis 2020 spielte der TV Rottenburg in der Bundesliga, vor etwas mehr als zehn Jahren sogar im europäischen Challenge Cup.

Für den Trainer der SG Volley Neckar-Teck handelt es sich dabei um ein ganz besonderes Match: Papenheim war von 2004 an in der Neckarstadt rund ein Jahrzehnt lang in führenden Funktionen tätig, einer der Architekten des Rottenburger Aufstiegs im deutschen Volleyball (siehe Interview). Nach dem Rückzug aus der Bundesliga 2020 sowie dem freiwilligen Start in der dritten Liga, sind die Rottenburger mittlerweile in die zweite Bundesliga aufgestiegen, belegen dort einen Mittelfeldplatz.

Wenn am Sonntag um 17 Uhr das Spektakel für die SG in der Wendlinger Sporthalle im Speck be­ginnt, haben die Gastgeber kurz zuvor noch ein Oberligaspiel hinter sich gebracht. Am Samstag­nachmittag trifft die Spielgemeinschaft in der Sporthalle des Hölderlin-Gymnasiums auf den TSV Georgii Allianz Stuttgart II. Steven Simon hofft, dass das Team die jüngste 0:3-Niederlage in Oberliga-Topbegegnung bei der TSG Tübingen verdaut hat. „Wir waren alle schon etwas geknickt“, sagt der Co-Trainer, aber die Mannschaft habe wirklich gutes Volleyball gezeigt. Um im Rennen um Platz eins und Relegationsplatz zwei bleiben zu können, dürften allerdings keine weiteren Niederlagen folgen.

Den Pokalhit tags darauf sieht Simon als „Highlight des Jahres“, als Duell David gegen Goliath. Dabei wird es laut Trainer Jörg Papenheim für die Mannschaft nicht allzu viele taktische Vorgaben geben. „Im Prinzip ist es aufgrund unserer Außenseiterrolle das einfachste Spiel des Jahres“, unterstreicht der Chefcoach, der in Lockerheit ein patentes Rezept im womöglich ungleichen Duell sieht. Man werde „auf jeden Fall jeden Punkt feiern“.

Fokus auf der Spielfreude

Nur zwölf Akteure dürfen allerdings auf die Platte. Mehr sind laut Spielordnung nicht möglich. „Natürlich ist es nun eine undankbare Aufgabe, dreien meiner Spieler sagen zu müssen, dass sie in dieser besonderen Partie nicht auf dem Feld stehen können“, merkt der SG-Coach an.

Ob Papenheim eine Pokal-Sensation für möglich hält? Der SG-Trainer bleibt diesbezüglich besonnen. „Wir sind ein Aufsteiger aus der Landesliga und treffen auf einen Zweitligisten, das muss man einfach mal im richtigen Kontext sehen“, warnt der Coach vor allzu hohen Erwartungen. Viel wichtiger sei es, mit großer Spielfreude zu agieren.

Drei Fragen an SG-Coach Jörg Papenheim

Wie haben Sie reagiert, als klar wurde, dass die SG gegen Ihren Ex-Klub spielt?
Eigentlich war ich zunächst einmal froh, dass wir im Viertelfinale Ludwigsburg besiegt und uns so erst einmal die Möglichkeit erspielt hatten. Aber natürlich ist solch eine Konstellation schon ein bisschen wie gemalt. Die Vorfreude aufs Spiel ist natürlich groß.
Ihr Engagement in Rottenburg liegt schon fast ein Jahrzehnt zurück. An was erinnern Sie sich speziell?
Natürlich an den ers­ten Bundesligaaufstieg 2006, aber auch an den europäischen Challenge Cup fünf Jahre später. Wir hatten dort unter anderem eine Cup-Partie in Nowy Urengoi auszutragen, im Nordpolarkreis, in den sibirischen Weiten, sechs Flugstunden von Moskau entfernt. Eine Landschaft mit extremen Minustemperaturen, aber, wie wir schnell gemerkt haben, auch mit gut beheizten Räumen. Alle Innenbereiche, egal ob im Hotel, in den Umkleidekabinen oder in der Halle, waren total überhitzt. Es war so warm, dass sich einige von uns entschieden, lieber in der Kälte vom Hotel in die Sporthalle zu laufen, um mal abkühlen zu können.
Sind im heutigen Rottenburger Team und Umfeld noch Leute dabei, die Sie aus Ihrer Zeit kennen?
Ja, es gibt noch ­einige Kontakte, auch wenn neun Jahre eine ­kleine Ewigkeit im heutigen Sport bedeuten. Dirk Mehlberg hatte ich damals beispielsweise zum TVR geholt. Man kennt sich im Volleyball, und ich bin auch immer mal wieder gerne vor Ort beim TV Rottenburg. rei