Lokalsport

„Das wird eine ganz enge Kiste“

Umfrage unter Handball-Experten: Erreicht Deutschland bei der Handball-EM gegen Dänemark das Halbfinale?

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft vor der Stunde der Wahrheit: Nur mit einem Sieg im letzten Hauptrundenspiel heute Abend gegen Dänemark (ab 18.15 live in der ARD) erreicht sie bei der Europameisterschaft in Polen das Halbfinale.

Kirchheim. Die Experten aus der Region sind sich einig: Es bedarf eines echten Kraftakts der Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB), um den EM-Höhenflug per Erfolg über Vizeweltmeister Dänemark fortzusetzen. Die Ausfälle von Kapitän Steffen Weinhold (Muskelbündelriss) und von Rückraum-Ass Christian Dissinger (Adduktoren) wiegen schwer. Hoffnung, dass die Truppe von Trainer Dagur Sigurdsson die Skandinavier in die Knie zwingt, äußern unsere Befragten trotzdem. Im ungünstigsten Falle braucht Deutschland allerdings einen Sieg mit drei Toren Unterschied, um weiterzukommen: falls Dänemark (gegen Schweden) und Spanien (Ungarn) ihre Spiele gestern Abend erwartungsgemäß gewonnen haben.

Enrico „Rico“ Wackershauser, 58, Finanzberater für Vereine, Sportler und Ex-VfL-Handballer: Die deutsche Mannschaft glaubt an sich, das konnte man im bisherigen Turnierverlauf deutlich sehen. Positiv hinzu kam, dass die Erwartungshaltung in der Öffentlichkeit nicht allzu groß war – so etwas hilft auch. Einen knappen Sieg über Dänemark, das zweifellos den größeren Erfolgsdruck hat, halte ich trotz der neusten Spielerausfälle für möglich.

Toryll Andersen, 48, Mutter von Skisprung-Nachwuchs-Ass Jan Andersen und Ex-Handballerin: Ich drücke Norwegen die Daumen, muss aber sagen, dass Deutschland bei der EM bisher gut gespielt hat, und mannschaftsintern stimmt die Chemie offensichtlich auch. Die Spieler können Trainer Sigurdsson wohl sehr gut leiden. Nach den Ausfällen von Dissinger und Weinhold glaube ich nicht, dass sie die starken Dänen schlagen können. Die Handicaps sind einfach zu groß.

Jochen Häußler, 49, Vorsitzender der SG Lenningen: Gegen Dänemark ist alles möglich, aber es wird für Deutschland sehr schwer, weil mit Weinhold und Dissinger die eingespielte Rückraum-Achse komplett ausfällt. Unsere Trümpfe sind vielleicht die beiden starken Torhüter Wolff und Lichtlein. Doch ob ausscheiden oder weiterkommen: Die Mannschaft ist schon jetzt erfolgreicher, als man vor dem Turnier allgemein erwartet hatte.

Marc Pradler, 37: Bezirksliga-Handballer des VfL Kirchheim: Das wird saumäßig schwer gegen Dänemark, denn besonders Weinholds Ausfall ist kaum zu kompensieren. Auf alle Fälle wird es eine ganz enge Kiste. Für einen deutschen Sieg muss schon alles passen.

Kurt Ostwald, 71-jähriger Vorsitzender des Handballbezirkes Esslingen/Teck: Mit dem Bundestrainer Dagur Sigurdsson hat Deutschland jetzt endlich einen Mann, der auf jüngere Leute wie Fäth und Dissinger setzt. Seine Mannschaft hat Potenzial und Zukunft. Bei den Olympischen Spielen im Sommer könnte sie durchaus ins Halbfinale vordringen. Im letzten EM-Gruppenspiel gegen Dänemark sehe ich das DHB-Team nach den zwei Ausfällen als Außenseiter. Die Skandinavier haben eine äußerst starke Truppe.

Dominik Klett, 25-jähriger Mannschaftskapitän des Bezirksligisten TSV Weilheim: Es wird schwer, die Ausfälle zu kompensieren, auch wenn die nachnominierten Kai Häfner vom TSV Hannover-Burgdorf und Julius Kühn vom VfL Gummersbach keine großen Eingewöhnungsprobleme bekommen dürften. Bundesligaspieler kennen sich. Doch wie bei den Fußballer n ist auch die deutsche Handball-Auswahl eine echte Turniermannschaft, die sich von Spiel zu steigern kann. Das macht mir Hoffnung auf einen Sieg. Unsere Chancen gegen Dänemark stehen nicht schlecht.

Ann-Katrin Schmid, 25, Handballerin der SG Lenningen: Ich tippe auf einen knappen deutschen Sieg gegen Dänemark, und das, obwohl mit Dissinger und Weinhild zwei wichtige Spieler fehlen. Die nachnominierten Häfner und Kühn werden besonders motiviert ins Spiel gehen, sodass aus den zwei Spielerausfällen vielleicht sogar ein Vorteil wird. Die deutschen Männer haben mich bisher äußerst positiv überrascht.