Ebersbach. „Ich bin einfach nur sprachlos“, fasste VfL-Abteilungsleiter Fabian Preuß die wohl schwärzesten 45 Minuten seiner bisherigen Amtszeit zusammen – ein halbes Dutzend Tore hatte der Verbandsligaabsteiger zur Halbzeit gegen einen nicht einmal übermächtig starken Gastgeber aus Ebersbach kassiert. Nach der zweiten Hälfte, in der die Kirchheimer wenigstens den Ehrentreffer durch Sinan Karamaz erzielen konnten, fand Preuß die Sprache wieder und versuchte das Debakel an der Fils so zu erklären: „Der Druck vor dem Spiel war offensichtlich viel zu groß. Die Spieler waren völlig verunsichert, anders sind die taktischen Fehler in der ersten Hälfte nicht zu erklären.“
In der Tat präsentierte sich die erstmals in dieser Formation spielende VfL-Elf wie ein Hühnerhaufen, der die Ebersbacher mit einer desolaten Leistung förmlich zum Toreschießen einlud. Der Tabellenachte der Vorsaison ließ sich auch gar nicht lange bitten und ging bereits nach sieben Minuten durch Servet Isik in Führung. Im direkten Gegenzug wäre Sinan Karamaz nach Vorarbeit des Ex-Ebersbachers Fatih Özkahraman fast per Kopf der Ausgleich gelungen. „Vielleicht wäre das Spiel dann anders verlaufen“, ärgerte sich Preuß nicht nur über diese Szene, sondern auch drei aus VfL-Sicht nicht gegebene Elfmeter während des Spiels. Zwei vermeintliche Fouls und ein angebliches Handspiel im SVE-Strafraum wurden zum Leidwesen der Kirchheimer nicht geahndet.
Stattdessen drehten die Gastgeber weiter auf, schenkten dem orientierungslosen VfL bis zum Pausensprudel noch fünf weitere Tore ein.
Wer nach dem Seitenwechsel eine Fortsetzung des Ebersbacher Schützenfests erwartet hatte, wurde enttäuscht. Freilich schalteten die Filstäler angesichts der komfortablen 6:0-Führung einen Gang zurück, doch konnte der VfL nach einem offensichtlichen Donnerwetter von Trainer Andreas Gerstenberg in der Kabine nun besser und vor allem geordneter aufspielen. Kurioserweise funktionierte das VfL-Spiel ab dem Moment am besten, als die Mannschaft nur noch zu zehnt war. Nach einer gelbroten Karte für Sören Mende (62.) war Gerstenberg zu einem 4-4-1-System gezwungen, innerhalb dessen die Kirchheimer eine geordnetere Raumaufteilung hinbekamen.
Zu mehr als dem Ehrentreffer zum 1:6, dem eine durchaus sehenswerte Kombination über die linke Angriffsseite vorausgegangenen war, reichte es freilich nicht mehr. Dafür wog die Hypothek der katastrophalen ersten Halbzeit zu schwer, die den VfL wohl noch einige Tage beschäftigen wird. „Zwei so grundverschiedene Halbzeiten haben ich noch nie gesehen“, war Fabian Preuß merklich um Fassung bemüht.pet
SV Ebersbach: Tekin – de Rosa, Gulin, Breit (21. Kaluderovic), Scheuring – Tabe, Isik (50. Colic), Kurt, Onwuzuruike, Serour (72. Yildiz) – Straub
VfL Kirchheim: Doll – Hilger, Özge, Bozkurz, Szabics – Bezler (67. Jungblut), Caglar (67. Gollert), Mende, Köber (24. Cisternino) – Karamaz, Özkahraman
Tore: 1:0 Isik (8.), 2:0 Kurt (16.), 3:0 Serour (22., Foulelfmeter), 4:0 Onwuzuruike (28.), 5:0 Serour (35., Handelfmeter), 6:0 de Rosa (40.), 6:1 Karamaz (77.)
Gelbe Karten: Scheuring, Breit, Kaluderovic – Mende, Karamaz, Özge
Gelb-Rot: Mende (62.)
Zuschauer: 200
Schiedsrichter: Jonathan Bauer (Stuttgart)