Lokalsport

Der Aufsteiger will aufsteigen

Oberliga-Rückkehrer VfL Kirchheim plant mit einer Reihe junger Talente den Durchmarsch

Aus dem Absteiger formte Coach Bekim Kukiqi in der vergangenen Saison den ungeschlagenen Oberliga-Aufsteiger. Nun soll die Erste der VfL-Basketballer möglichst gleich weiter nach oben. Trotz extrem vielen Talents wird das aber gewiss kein Selbstläufer.

Guard Marco Wanzke (hier im Testspiel gegen Möhringen) ist in dieser Saison eines der vielen Eigengewächse im Kader des VfL.Foto
Guard Marco Wanzke (hier im Testspiel gegen Möhringen) ist in dieser Saison eines der vielen Eigengewächse im Kader des VfL.Foto: Genio Silviani

Kirchheim. Das Meisterteam existiert nicht mehr. Zuletzt beendete Kapitän und Abteilungsleiter Dominik Eberle seine Basketball-Karriere in der „Ersten“, ebenso wie unmittelbar nach Saisonende schon Chris Reza. Die Fußprobleme des Centers ließen ein regelmäßiges Training nicht mehr zu. Schon zuvor hatten studienbedingt nacheinander Simon Zimmermann, Jan Reichmuth, Jonathan Gritschke, Elias Tussetschläger, Marsel Sibinovic und Steffen Mauch ihren Abschied verkündet, sodass seit Langem klar war, dass nun besondere Fähigkeiten des Coaches gefragt waren. Die Amerikaner nennen es „recruiting“ – Personalbeschaffung.

Kukiqi war dabei extrem erfolgreich. Als Erster konnte Landsmann Arber Shabani verpflichtet werden, seines Zeichens Topscorer der Oberliga 2014/15 für den SV Böblingen mit 27,9 Punkten im Schnitt. Die drei Besten des alten Teams gaben kurz darauf ebenfalls ihre Zusage: Desmond Strickland, Shkelzen Bekteshi und Akant Sengül – damit war der Kern schon einmal fix. Im Laufe des Sommers konnte Kukiqi dann nacheinander ein wirklich hoch talentiertes Team zusammenstellen.

Nach und nach kamen unter die Teck: Heimkehrer Tim Auerbach, frischgebackener Deutscher Meister mit der Ludwigsburger JBBL-Truppe, Michal Kucharski, der polnische 2,08-Meter-Center von der TS Göppingen, Shabani-Kumpel Raffaele Pascucci vom SV Böblingen – und am Ende die drei Amerikaner Devontee Lawson, der als Nachfolger für Strickland ein freiwilliges soziales Jahr beim VfL absolviert, Nathan Gibbs für die Centerposition und vom SV Fellbach Playmaker Damien Morrow. Längst war da klar: Dieses Team kann – manche sagen muss – ganz vorne in der Oberliga mitspielen, sofort den Aufstieg in die 2. Regionalliga ins Visier nehmen. Was auch erklärtes Ziel der Vereinsführung ist, um endlich den so lange vermissten Unterbau für die Knights-Profis zu schaffen.

Vom Talent her scheint das allemal möglich, so viel ist klar. Aber manchmal haben Teams auch zu viel Talent. Das zeigte sich bei der Generalprobe eine Woche vor dem Saisonstart, als der VfL im Finale des Supercups in Nellingen in der zweiten Hälfte gegen die TSG Reutlingen unterging. Jeder wollte es richten, keiner schaffte es, jeder warf auf den Korb, keiner traf. Ein strukturiertes Zusammenspiel war kaum mehr zu sehen. Desmond Strickland: „Ich hoffe, das hat jeden aufgeweckt.“

Nun hat die TSG Reutlingen auch ein extrem starkes Team – als Oberliga-Dritter 2014/15 hinter den Aufsteigern Rot-Weiß Stuttgart und SV Möhringen gilt die seit Jahren eingespielte Mannschaft als Topfavorit auf den Titel. Ebenfalls sehr gute Chancen müssen der TSG Söflingen eingeräumt werden. Der letztjährige Vierte hat sich weiter verstärkt, zum Beispiel mit dem Ex-Bundesliga-Aufbauspieler und Rückkehrer Christian Große (31) und dem letztjährigen ProB-Spieler Stefan Truong (26), die dem aufstrebenden Ulmer Verein den Weg in die Regionalliga ebnen sollen. Von den anderen Teams sind solche Ambitionen bisher nicht vermeldet – doch ein „dark horse“, einen Außenseiter, der über sich hinauswächst, gibt es immer.

Der VfL ist gut beraten, auf sich selbst zu schauen. Der Start ist mit zwei Heimspielen gegen die BG Tamm-Bietigheim (26. September) und die BG Remseck 2 (4. Oktober) auf dem Papier ein willkommener Aufgalopp gegen vermeintlich schwächere Gegner. Da kann und muss sich das Team finden. Schon am 18. Oktober aber steigt das Spitzenspiel gegen Reutlingen. Der Findungsprozess sollte spätestens da abgeschlossen sein.

Der Vereinsführung ist es übrigens mit Unterstützung der Stadt Kirchheim gelungen, erstmals die Heimspiele alternierend zu den Knights zu terminieren. Das bedeutet in aller Regel: Jeden Samstagabend Spitzen-Profi- und -Amateur-Basketball in der Sporthalle Stadtmitte. Beim VfL gibt es das sogar umsonst. Noch.