Lokalsport

Der DAV baut und mauert

Kletterhalle Der Verein saniert die Anlage am Kirchheimer Schlossgymnasium für 100 000 Euro und schweigt zu den Plänen auf dem Ficker-Areal. Von Bernd Köble

Klettern ohne objektive Gefahren: In der Kletterhalle des DAV beim Kirchheimer Schlossgymnasium ist das ganzjährig möglich.Foto:
Klettern ohne objektive Gefahren: In der Kletterhalle des DAV beim Kirchheimer Schlossgymnasium ist das ganzjährig möglich.Foto: Carsten Riedl

Der spielerische Umgang mit der Körper-Schwerkraft, Grenzerfahrungen in der Vertikalen, das alles mit dem geringstmöglichen Risiko - unabhängig von Saison und Wetter. Es gibt viele Gründe, weshalb das Indoor-Klettern boomt. In der Kletterhalle des Deutschen Alpenvereins (DAV) neben dem Kirchheimer Schlossgymnasium wird es an manchen Abenden eng. Vor allem bei Anfängern und Familien ist die Anlage beliebt. Die allermeisten davon sind Mitglieder der Kirchheimer DAV-Bezirksgruppe. Mit einer Höhe von knapp unter zehn Metern und einer Kletterfläche von 250 Quadratmetern ist es die mit Abstand kleinste Halle der DAV-Sektion Schwaben, die auch das Kletterzentrum auf der Stuttgarter Waldau betreibt.

13 Jahre sind seit der Eröffnung in Kirchheim vergangen. Pläne für eine bauliche Erweiterung wurden vor fünf Jahren wieder verworfen. Im Sommer nun will der DAV die Anlage für rund 100 000 Euro sanieren. Selbstverständlich war das nicht. Nachdem bekannt geworden war, dass im Zuge der Neugestaltung des Ficker-Areals beim Krankenhaus dort eine neue, größere, Kletterhalle entstehen soll, wurde zunächst gezögert. Der DAV war dort offenbar als möglicher Partner im Gespräch, der Standort am Schlossgymnasium wäre damit nur noch zweite Wahl gewesen. Jetzt sagt Florian Mönich, Geschäftsführer der Sektion Schwaben in Stuttgart: „Wir werden die Sanierung in diesem Sommer auf jeden Fall angehen und Geld in die Hand nehmen.“ Der DAV auf dem Ficker-Areal also aus dem Rennen? Mönichs strikte Antwort: kein Kommentar.

Entscheidung in vier Wochen?

Tatsache ist: Die neue Anlage in Kirchheim wird kommen, nachdem auch die Stadt sich dem Vorhaben gegenüber aufgeschlossen zeigt. Geplant ist eine reine Boulderhalle. Geringe Höhe, technisch anspruchsvolles Klettern ohne Sicherung. Vor allem bei ambitionierteren Sportlern ist die Variante als effektives Training äußerst beliebt und liegt im Trend. „Wenn alles glatt läuft, könnte schon in drei bis vier Wochen eine Entscheidung fallen“, sagt Investor Helmut Unger zu den Verhandlungen mit einem gewerblichen Betreiber. Das innerstädtische Gesamtprojekt mit Kulturbetrieb, Gewerbe und Wohnbau steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. Derzeit läuft das Bebauungsplanverfahren unter Federführung der Stadt.

Ob mit DAV oder ohne - für leistungsorientierte Kletterer sind die Aussichten auf eine neue Halle in Kirchheim verlockend. Für sie bleibt bisher nur die Anlage auf der Stuttgarter Waldau. „Eine brauchbare Trainingsmöglichkeit hier vor Ort zu haben, ist schon lange der Traum vieler Kletterer“, weiß Martin Gienger. „Die Halle am Schlossgymnasium ist dafür viel zu klein.“ Der heute 60-Jährige kennt beide Seiten: Er war als Extremkletterer in den Gebirgen dieser Welt unterwegs und gleichzeitig Vorsitzender der DAV-Bezirksgruppe in seiner Heimatstadt. Inzwischen bringt er sich nur noch im sogenannten Hallengremium ein.

Deshalb weiß er, dass eine Sanierung ebenso notwendig wie auch sinnvoll ist. „Als ehrenamtlich betriebenes Projekt ist die Kirchheimer Anlage sehr erfolgreich“, sagt Gienger. „Als ernsthafte Trainingsstätte taugt sie nicht.“