Lokalsport

Der heimliche Gipfel unterm Wielandstein

Handball Der Zweite gegen den Vierten – Warum das heutige Lokalderby zwischen Lenningen und Kirchheim trotzdem das Top-Duell der Bezirksliga ist. Von Bernd Köble

Seit zwei Wochen mit mächtig Rückenwind: Der VfL überraschte zuletzt mit unerwarteten Resultaten in der Liga und im Verbandspoka
Seit zwei Wochen mit mächtig Rückenwind: Der VfL überraschte zuletzt mit unerwarteten Resultaten in der Liga und im Verbandspokal.Foto: Markus Brändli

Sie haben beide in dieser Saison bisher erst eine Niederlage kassiert. Beide am selben Ort: in der Owener Teckhalle. Uns sie haben beide seitdem überzeugende Auftritte hingelegt. Wenn heute Abend in der Lenninger Sporthalle (Anpfiff um 20 Uhr) Gastgeber SG und der VfL aus Kirchheim aufeinandertreffen, dann stehen sich mit den beiden Lokalrivalen nicht nur zwei Anwärter auf Aufstieg und Titel in der Handball-Bezirksliga gegenüber, sondern auch zwei der am breitesten aufgestellten und vielleicht variabelsten Teams in dieser Spielklasse.

Die Lenninger, denen es als einziger Mannschaft bisher gelungen ist, Spitzenreiter Bernhausen einen Punkt abzuknöpfen, wirken seit diesem Tag deutlich gefestigt. Zwei grundverschiedene Gesichter in einer Partie, das war lange das scheinbar unveränderliche Kennzeichen im Spiel der SG. „Am Sonntag“, sagt ihr Trainer Peter Schmauk, „haben wir zum ersten Mal 60 Minuten lang eine konstant gute Leistung geboten.“ Gegen einen Gegner, der trotz eines ausgeglichenen Punktekontos zu den Topteams gerechnet wird. Das 34:29 gegen die HSG Ebersbach/Bünzwangen ist für Schmauk eine Art Reife-Zwischenzeugnis. Verkörpert durch junge Spieler wie den 21-jährigen Luca Bächle, die sich vom Bankdrücker zum Leistungsträger entwickelt haben.

Abwehrreihen entscheiden

Heute Abend heißt es, die nächste Sprosse auf der Leiter erklimmen. Ein Sieg gegen den VfL wäre ein Signal. „Für mich ist Kirchheim klarer Titelfavorit“, sagt Lenningens Trainer, der glaubt, dass das Eichenkreuz-Team aus Bernhausen bisher eher vom leichteren Startprogramm profitierte. „Wenngleich die für mich den schönsten Handball spielen“, meint Schmauk. Und selbst? „Natürlich ist der Aufstieg durchaus ein Thema“, sagt der Coach, der in der Rückrunde mit den beiden Rückkehrern Tobias Baumann und Max Bächle auf zwei zusätzliche Alternativen bauen kann. „Wenn wir es nicht jetzt schaffen, dann im nächsten Jahr.“

Für ihn wie auch für seinen Kirchheimer Kollegen Engelbert Eisenbeil wird die Antwort auf die Frage, welche Seite die verlässlichere Abwehr stellt, im heutigen Vergleich den Ausschlag geben. Die Abwehr, zuletzt das Prunkstück beider Teams: offensiv ausgerichtet, aggressiv, variabel. Die Kirchheimer genehmigten Gegner Denkendorf am Samstag ganze 14 Treffer, erzielten dabei 35 selbst.

Mit Robin Habermeier, Martin Rudolph, Marcel Metzger und dem lange verletzten Leo Real verfügt Eisenbeil im Rückraum über Alternativen, um die ihn andere Trainer in der Bezirksliga beneiden. Dazu kommen so starke Außen wie Julian Mikolaj und Simon Latzel, auch wenn der Routinier in dieser Saison noch kein Spiel bestritten hat und ein Einsatz auch heute ungewiss ist.

Auch Lenningens Peter Schmauk kann bis auf seinen verletzten Torhüter Raphael Bezold annähernd Vollbesetzung vermelden. Das bedeutet, dass auch die zuletzt verletzten Oliver Ringels­pacher und Timo Haid zurückkehren und den Rückraum verstärken werden. Variable Abwehrsysteme, spielstarke Offensivreihen - das sind die Zutaten für ein vor allem taktisch interessantes Spiel heute Abend.

Spannend wird es sowieso. „Ganz sicher wird viel über Kampf gehen“, erwartet VfL-Coach Engelbert Eisenbeil. „Die Lenninger Halle ist ein Hexenkessel. Für uns wird es deshalb wichtig sein, einen kühlen Kopf zu bewahren.“ Den hat seine Mannschaft zuletzt immerhin mehrfach bewiesen. Vor allem der spektakuläre Pokalerfolg gegen den Oberligisten aus Söflingen entfaltete unverkennbar Schubwirkung. Doch Eisenbeil ist gewarnt: „Davor haben wir auch einige schlechte Spiele gezeigt.“ Im Training hat der VfL deshalb die Zügel angezogen, das Augenmerk auf eine 3-2-1-Abwehr gerichtet, die, wie Eisenbeil sagt, „nur mit der nötigen Aggressivität funktioniert“.

Sein Kollege rechnet für heute mit allem, bloß keinem klaren Ergebnis. „Kirchheim ist klarer Favorit“, sagt Peter Schmauk. „Wir werden versuchen, das Spiel so lange wie irgend möglich offenzuhalten.“

So wollen sie spielen

SG Lenningen: Lamparter, Reichle - Nebenführ, Rieke, Renz, Feichtinger, Bächle, Trenkle, Trenkle, Schopp, Austen, Ringelspacher, Haid

VfL Kirchheim: O. Latzel, D. Pisch - Pradler, Mikolaj, Böck, Rudolph, Keller, Merkle, Habermeier, Metzger, Schwarzbauer, Sadowski, Hamann, Real