Lokalsport

Der Junior wächst

VfL-Basketballer mausern sich nach Regionalliga-Aufstieg zur Top-Adresse

Nächster Stopp im Lift nach oben: Mit dem Aufstieg der VfL-Basketballer in die zweite Regionalliga Süd wird in Kirchheim die Kluft zwischen Vereinsteam und Profis kleiner. Für den VfL und die Knights heißt es nun enger zusammenrücken. Anders sind die gewaltigen Aufgaben kaum zu meistern.

Seit Januar 2014 in 36 Spielen ungeschlagen: VfL-Coach Bekim Kukiqi  sieht auch in der Regionalliga den Klassenerhalt nicht in G
Seit Januar 2014 in 36 Spielen ungeschlagen: VfL-Coach Bekim Kukiqi sieht auch in der Regionalliga den Klassenerhalt nicht in Gefahr.Foto: Jörg Bächle

Kirchheim. Ulrich Tangl ist ein Typ mit Kanten. Einer, der im Gespräch den kürzesten Weg sucht und dabei auch schon mal aneckt. Er sagt Sachen wie: „Der VfL hat ein Strukturproblem. Wir haben zu wenig Trainer, zu wenig Schiedsrichter. Er sagt auch: „Unsere Talente reichen nicht aus, um das Thema Nachwuchs-Bundesliga aus eigener Kraft zu stemmen.“ Tangl ist Geschäftsführer und Jugendleiter der Basketball-Abteilung im VfL Kirchheim. Wenn er in diesen Tagen mit seinesgleichen über Sport redet, geht es meist um die Zukunft. Um die Frage, in welche Richtung sich der Basketball in Kirchheim entwickelt. Die Knights und der VfL, der Profi-Betrieb und die Vereinsbasis. Beides funktioniert nur im Einklang. Weil Talente eine Perspektive brauchen und der Zweitligist ohne erstklassige Nachwuchsarbeit auf Dauer nicht überleben kann.

Seit Sonntag sind sich beide Seiten zumindest hierarchisch ein Stück weit nähergekommen. Die Mannschaft von VfL-Trainer Bekim Kukiqi kann drei Spieltage vor Saisonschluss für die zweite Regionalliga planen. Nach dem Durchmarsch in der Oberliga trennen Profis und Amateure nur noch drei Spielklassen. Mit Blick auf die Zukunft ein wichtiger Schritt. Das sieht auch Ulrich Tangl so. „Im Aktivenbereich erlebt der Basketball in Kirchheim einen starken Aufschwung“, sagt er. Daraus ließe sich umgekehrt schließen: Für den Jugendbereich gilt das nicht. Keines der Nachwuchsteams hat im vergangenen Jahr den Sprung in die Oberliga geschafft. Nach wie vor fehlt das Geld für einen hauptamtlichen Jugendkoordinator, den die zweite Liga schon bald zur Pflicht erklären könnte. Knights-Coach Michael Mai, dessen Vertrag kurz vor Ostern noch immer nicht besiegelt ist, hat deutlich gemacht, dass er im Nachwuchsbereich mehr Entschlossenheit erwartet. „Wir liegen mit Mike und dem VfL absolut auf einer Linie“, sagt Knights-Geschäftsführer Christoph Schmidt. „Die Frage ist, was ist finanziell machbar und in welchem Tempo.“

In einem Punkt sind sich alle einig: Der Regionalliga-Aufstieg des VfL sorgt gleich an mehreren Stellen für neue Perspektiven. „Damit sind wir eine attraktive Adresse für junge Talente aus der Region“, sagt Ulrich Tangl, und auch Michael Mai freut sich über den neuen, starken Unterbau, „der uns alle auf ein Level hebt, auf dem wir uns entwickeln können.“ Christoph Schmidt findet gar: „Was der VfL in den zurückliegenden zwei Jahren geleistet hat, ist außergewöhnlich gute Arbeit.“

Auch derjenige, der einen Großteil dieser Arbeit erledigt hat, ist bisher noch ohne Beschäftigungsgarantie. Der Vertrag mit dem Trainer, der ­saisonübergreifend 36 von 37 Pflichtspielen gewonnen hat, soll nach Ostern um ein Jahr verlängert werden. Ungeachtet dessen hat die Mission Regionalliga für Bekim Kukiqi schon im Dezember begonnen. In Form von Gesprächen mit möglichen Kandidaten für den neuen Kader. Dabei wäre der momentane wohl stark genug, um auch eine Klasse höher überleben zu können. Doch ab der Regionalliga gelten strikte Regeln, was die Anzahl der Spieler aus Nicht-EU-Staaten betrifft. Genauer: Nur ein Amerikaner ist dort spielberechtigt. Beim vorerst letzten und entscheidenden Kirchheimer Sieg am vergangenen Sonntag in Eriskirch, standen gleich vier US-Kräfte auf dem Meldebogen.

„Wir werden stärker auf den deutschen Nachwuchs setzen“, verspricht der Trainer. Schon jetzt ist keiner in der Mannschaft älter als 25. Das soll so bleiben. Die Zahl der unter 18-Jährigen wird steigen und damit auch die eine oder andere Rückholaktion anlaufen. Eigengewächse wie Max ­Hinitschew und Jannis Oppermann sind im Gespräch, die in Ehingen und Tübingen Stammkräfte in der Nachwuchs-Bundesliga sind. Mit Top-Talent Tim Auerbach, der im vergangenen Jahr mit Ludwigsburg Deutscher Meister in der JBBL wurde, hat ein anderer 17-Jähriger schon in dieser Saison bewiesen, dass er den Anforderungen im Spielaufbau auch im Aktivenbereich gewachsen ist. Darüber hinaus kann Kukiqi wohl mit zwei bis drei Leihgaben von oben rechnen. Der eine oder andere Perspektivspieler der Knights soll künftig per Zweitspielrecht in der Regionalliga Spielpraxis sammeln.

Kukiqi weiß: Der Druck ist jetzt erst einmal weg. Nach dem selbst verordneten Aufstieg in den beiden Vorjahren heißt das Ziel Klassenerhalt. Für den Trainer offenbar kein Problem. „Wir werden einen Kader auf die Beine stellen, mit dem wir uns keine Sorgen machen müssen.“