Lokalsport
Der Kampf um Tokio beginnt im Bullentäle

Mountainbike Beim Weltcup-Auftakt in Albstadt geht es für Manuel Fumic und Luca Schwarzbauer um wichtige Punkte im Hinblick auf die Olympischen Spiele. Von Armin Küstenbrück

Heute Abend startet in Albstadt der Mountainbike World Cup - nach der corona-bedingten Absage vor einem Jahr eine große Herausforderung für die Organisatoren. Doch mit einem detaillierten Hygiene-Konzept versuchen die Veranstalter, Profisport mit 500 Sportlern aus aller Welt sicher über die Bühne zu bringen. So werden alle Teilnehmer, egal ob Sportler, Helfer, Kampfrichter und Medienvertreter, jeden Tag auf das Corona-Virus getestet.

Für den Mountainbike-Sport ist der Weltcup-Auftakt in Albstadt und eine Woche später im tschechischen Nove Mesto noch wichtiger als sonst: Es sind die beiden letzten Wettkämpfe, an denen sich die nationalen Radsportverbände noch Startplätze für die Olympischen Spiele in Tokio sichern können. Das zugrunde liegende Ranking wurde im März vergangenen Jahres eingefroren, die Europa- und Weltmeisterschaft im Herbst 2020 aber noch dazu gezählt, genauso wie eben die beiden anstehenden Weltcups.

Das ist besonders für die beiden potenziellen Olympioniken aus der Teckregion interessant: zum einen für den Kirchheimer Manuel Fumic, für den es bereits die fünften wären. Aber auch Luca Schwarzbauer aus Reudern hat Chancen, eines der zwei möglichen deutschen Tickets zu lösen. „Ganz realistisch betrachtet ist es fast unmöglich“, sagt der 25-jährige Schwarzbauer, für den es die ersten Spiele wären. „Da muss für mich einiges richtig laufen, dass das klappt. Allein wenn Manuel unter die besten Zehn fährt, ist das Thema für mich binnen 90 Minuten gegessen.“

Und Fumic, mittlerweile 39 Jahre alt, ist hoch motiviert, den Weg nach Tokio anzutreten, auch wenn es selbst für ihn hart wird. Er hat dabei deutlich die bessere Ausgangslage als Schwarzbauer, der am Sonntag von Startplatz 55 aus ins Rennen gehen muss. Fumic hat vor, sich beim Shortrace am heutigen Freitagabend, bei dem nur die besten 40 der Weltrangliste zuge- lassen sind, einen Startplatz in den ersten beiden Reihen zu sichern. „Ich möchte am Freitag ein gutes Rennen abliefern, weil du dich sonst am Sonntag auf Positionen wiederfindest, wo du sicher nicht sein möchtest.“ Die Gefahr ist, dass sich an der ersten Engstelle im Albstädter Bullentäle ein Stau bildet und die ersten Fahrer vom Rad steigen und den Berg hinaufschieben müssen. „Leichte Kletterer haben hier deutliche Vorteile“, weiß Fumic aus. „Nächste Woche in Nove Mesto sieht das wieder ganz anders aus, und Tokio, wenn es klappt, ist noch mal anders mit seinen kurzen, steilen Rampen und den Technikpassagen.“

Doch erst mal muss Deutschland zwei Startplätze bekommen. Bei den Männern drängen die Tschechen auf den entscheidenden siebten Platz im Nationenranking, ab Platz acht gibt es nur noch einen Platz. „Auch nach 20 Jahren Profisport bin ich immer noch nervös, wenn es in den ersten Weltcup geht“, sagt Fumic. „Aber es zeigt mir, dass ich immer noch das Feuer habe, dass ich fokussiert bin.“ Für ihn sollte 2020 eigentlich das letzte Jahr sein, mit der Weltmeisterschaft auf der Strecke in Albstadt und den Olympischen Spielen in Tokio: „Bei einem deutschen Event ist man natürlich noch mal ganz besonders motiviert, auch wenn es schade ist, dass es ohne Zuschauer stattfinden wird.“

Sigels Sorge vor dem Stau

Das findet auch Pirmin Sigel aus Weilheim schade. In seinem letz-ten Jahr in der Nachwuchskategorie U23 „steht er so weit vorne wie noch nie: Auf Platz 50 wird er am Samstag ins Rennen gehen. „Deswegen muss ich das Rennen ein, zwei Sekunden früher anfangen als sonst.“ Denn bis sich das ganze Feld von weit über 100 Fahrern nach dem Startschuss in Bewegung setzt, dauert es ein bisschen. Auch Sigel hofft auf einen guten Start. Seine Chancen, vor dem ersten Anstieg im Stau zu stehen, sind deutlich höher als bei Fumic. Dass ihn danach aber nicht Tausende Zuschauer den Berg hinauf brüllen wie in den Vorjahren, findet Sigel nicht ganz so tragisch: „Bei einem Mountainbike-Marathon, wenn du dich 1000 Höhenmeter am Stück den Berg hinauf quälst, dann feuert dich auch niemand an“, kennt Sigel die Situation. „Wir sind froh, dass wir hier in Albstadt überhaupt fahren können.“

Das vierte Eisen aus der Teckregion im Feuer des Bullentäle ist Kira Böhm aus Weilheim - siehe Artikel "„Dankbar für jedes Rennen, das nicht abgesagt wird“.