Lokalsport

Der Masterplan ist gescheitert

Auch wenn es erscheint wie eine Farce, blindes Erfolgsstreben kann Kirchheims Basketballern nach dem angekündigten Rückzug aus der Regionalliga niemand vorwerfen. Rechtzeitig die Reißleine ziehen, so lange der Schaden ohne Langzeitfolgen zu beheben ist. Ein Entschluss, den man gutheißen sollte.

Kein Gewinn ohne Risiko. Nach diesem Grundsatz hat die VfL-Abteilung im vergangenen Jahr mehr in den erhofften Aufstieg investiert als Geld in der Kasse war. Ein Optimismus, der begründet schien. Im Sommer 2003 war der VfL schon einmal mit einer Deckungslücke in die Saison gestartet. Zum Lokalkampf gegen Ludwigsburg strömten damals im Dezember 800 Fans in die Halle, Kirchheim feierte am Ende die Meisterschaft in der Regionalliga. Es war der Beginn der Erfolgsgeschichte der Kirchheim Knights, die 2006 in die Ausgliederung des Profibetriebs in einer GmbH mündete.

2016 ist vieles anders. Die Bühne für die Primetime-Show am Samstagabend gehört den Profis. Das Titelrennen um den Aufstieg in die Regionalliga fand zuletzt vor halbleeren Rängen statt. Keine neuen Sponsoren, keine zusätzlichen Einnahmen, ein teurer Kader mit vier Amerikanern. Das jetzige Scheitern lehrt zweierlei: Erfolgsstorys lassen sich nicht einfach kopieren und – was wohl bedeutender ist – die Anziehungskraft auf Fans und Geldgeber in Kirchheim ist endlich.

Was das für die Zukunft des bisher so erfolgreichen Basketballsports in Kirchheim bedeutet, wird sich schon in wenigen Jahren zeigen. Die Anforderungen in den Bundesligen werden rapide steigen, auch für die Profis wird die Luft immer dünner. „Basketball-Spitzensport ist unterhalb der Knights in Kirchheim nicht möglich,“ so das bittere Fazit von VfL-Geschäftsführer Ulrich Tangl. Dabei ließe sich ergänzen: Schön, wenn es zumindest so bliebe.

Die VfL-Abteilung wird sich nach einem Konsolidierungsjahr von den Lasten der Mission Regionalliga befreit haben. Der Kirchheimer Masterplan, der die Weichen für die Zukunft stellen sollte, ist hingegen vorerst gescheitert.

BERND KÖBLE