Lokalsport

Der Meister mit Charakter gewinnt auch das letzte Spiel

Basketball-Oberliga: VfL schlägt Tamm/Bietigheim mit 92:62 und beendet damit den Durchmarsch in die Regionalliga

Erfolgreicher Abschluss zweier erfolgreicher Jahre: Die Basketballer des VfL Kirchheim haben auch das letzte Oberligaspiel gewonnen. Zum Saisonkehraus gab‘s ein 96:92 bei der BG Tamm-Bietigheim.

Fürs Spektakuläre zuständig: Die Treffer von Devontee Lawson sind der Renner auf Facebook. Foto: Genio Silviani
Fürs Spektakuläre zuständig: Die Treffer von Devontee Lawson sind der Renner auf Facebook. Foto: Genio Silviani

Tamm. Der scheidende Coach Bekim Kukiqi machte aus seinem Herzen keine Mördergrube: „Nach der Halbzeit war für uns die Saison vorbei.“ Da führte der VfL nach einem wahren Offensivgewitter 60:39 und schaltete auf den Urlaubs- beziehungsweise Abschieds-Modus um. Das wäre fast in die Hose gegangen, denn vier Minuten vor Schluss hatte der Mitaufsteiger auf 82:80 aufgeschlossen. Zwei Dreier von Desmond Strickland und Tim Auerbach zum 88:80 schienen das Problem zu lösen, doch 90 Sekunden vor dem Ende waren es wieder nur zwei Punkte – 92:90. Doch Jorey Scott erledigte die Angelegenheit mit einem Dreipunktspiel zum 95:90. Das war zu viel für die Gastgeber, die immerhin für sich in Anspruch nehmen können, von allen Teams am besten gegen den Meister ausgesehen zu haben – nach dem 85:87 im September war auch dieses 92:96 ein stolzes Ergebnis für den Sechsten der Abschlusstabelle.

Erster mit 19:1-Siegen und Aufsteiger in die 2. Regionalliga aber ist der VfL Kirchheim, der sich vor zwei Jahren genau dieses Ziel gesetzt hat. Architekt dieses unvergleichlichen Laufs war unzweifelhaft Bekim Kukiqi, der das Team von Pasko Tomic übernahm, nachdem es mit gerade einmal zwei Siegen aus der Oberliga abgestiegen war. Der Albaner stellte zweimal eine Mannschaft zusammen, die die Liga absolut dominierte: 16 Siege bei 16 Spielen in der Landesliga, 19 aus 20 in der Oberliga. Wegen unüberbrückbarer Differenzen mit dem Partner Knights, dem man mit dem Regionalliga-Aufstieg so nahe gekommen ist, dass die erwünschte Kooperation nun endlich praktiziert werden kann, steht Kukiqi für die Umsetzung nun nicht mehr zur Verfügung.

Sein Verdienst bleibt es, den VfL-Basketball auf den Weg gebracht zu haben – und, vor allem in der zurück liegenden Saison, aus den Stars ein Team zu machen, das 20 Spiele lang zusammenhielt und vom ersten bis zum letzten Auftritt Charakter bewies. Alle drei „Kirchheimer“ Amerikaner zum Beispiel absolvierten sämtliche 20 Spiele. Und Nachrücker Jorey Scott, der nach dem dritten Spieltag vom Bezirksligisten TG Nürtingen kam, fehlte danach ebenfalls nie. Auch wenn sich die bei diesen Spielen gezeigten Leistungen nicht unbedingt in der Scorerliste der Liga widerspiegeln: Mit fast allen Spielern kann man am Ende zufrieden sein.

Abstriche muss man lediglich bei Arber Shabani machen, der ein wahres Seuchenjahr hinter sich hat. Viele Verletzungen, Krankheiten und berufliche Verpflichtungen hinderten ihn an regelmäßigem Training. Der Topscorer der Oberliga 2014/15 (614 Punkte in 22 Spielen) kam nur auf 211 Zähler in 17 Partien, was ihn selbst am wenigsten zufriedenstellt. Die Verantwortlichen bauen aber weiter auf ihn, sehen die Probleme der Saison 15/16 als lösbar an und rechnen fest mit dem Combo-Guard für die Regionalliga.

Die wertvollsten Spieler auf dem Feld waren so Desmond Strickland und Nate Gibbs, beide führen mit 17 Punkten im Schnitt auch die interne Scorerliste an. Strickland zeichnet dazu eine Freiwurfquote von 92,1 Prozent aus, womit er in der Liga Platz eins belegt. Devontee Lawson war dagegen für das Spektakuläre zuständig – seine Highlight-Shows auf Facebook sind der Renner.

Als wertvollsten Spieler insgesamt muss Kapitän Shkelzen Bekteshi gelten, so etwas wie die Seele des Kirchheimer Aufstiegs. Am Sonntag in Tamm fehlte er, grippegeschwächt, zum ersten Mal. Weniger wichtig als seine zwölf Punkte pro Spiel sind dabei seine Präsenz auf dem Feld, seine Führungsfähigkeiten und seine unglaubliche Abwehr-Qualität.

Die zeigte auch Akant Sengül, der immerhin knapp neun Punkte pro Spiel machte und darunter litt, dass keine Statistik über die Rebounds geführt wurde. Ein solides Jahr, trotz seiner erst 17 Jahre, spielte Tim Auerbach. 29 Dreier in 19 Spielen zeigen seine Stärke, und von ihm kann man die größte Steigerung erwarten.ut