Lokalsport

Der nächste Hirsch packt es

Roland Hirsch? Früher auf dem Fußballplatz heizte der schussgewaltige Stürmer den Torhütern ein, heute bei der Arbeit seinen Kunden. Als Chef einer Sanitär- und Heizungsbaufirma in Albershausen mit sechs Angestellten hat der einstige Torjäger viel zu tun. „Wir haben trotz Corona G’schäft g’nug“, versichert der 54-Jährige. Die knapp bemessene Freizeit fällt seinen ehrenamtlichen Tätigkeiten zum Opfer. Hirsch ist seit 20 Jahren stellvertretender Bürgermeister und schon zehn Jahre länger Mitglied des Gemeinderats.

Mitunter widmet er sich auch dem heimischen Herd. Seine Frau ist Stewardess und daher viel unterwegs. Dann gibt er in den eigenen vier Wänden den Starkoch. „Ich mache die weltbesten Spätzle!“, behauptet er mit breitem Grinsen. Was zu beweisen wäre.

Magath lotste ihn zum HSV

Unbestritten jedoch, dass Hirsch in der Hochzeit des VfL Kirchheim der erfolgreichste Knipser war. In der Saison 1985/86 schoss er die „Blauen“ mit 31 Toren in die Oberliga Baden-Württemberg, damals die höchste deutsche Amateurklasse. Da wurde sogar der große Hamburger SV hellhörig. Sportchef Felix Magath und Trainer Willi Reimann lotsten ihn daraufhin an die Elbe. Doch der Ausflug in die große Fußballwelt war für Hirsch zwar lehr-, aber nicht erfolgreich. An so namhaften Angriffskollegen wie Labbadia, von Heesen, Bein, Furtok, Bierhoff oder Spörl kam der 21-Jährige nicht vorbei. Ohne auch nur eine einzige Spielminute war das Abenteuer Bundesliga folglich nach nur einer Saison schon wieder beendet.

Mit dem VfL Meister im Ländle

Zurück im Ländle wurde der verlorene Sohn mit offenen Armen empfangen. Auch dank seiner Tore mischte Kirchheim in der Oberliga vorne mit. 1988 war der VfL Tabellenvierter. Als bestplatzierte WFV-Mannschaft schmückte sich der Teckverein stolz mit dem Titel Württembergischer Meister. „Wir waren eine geniale Mannschaft, sportlich wie menschlich“, schwärmt Hirsch noch heute von damaligen Mitspielern wie Andy Buck, Uwe Heth, Uwe Köber, Dietmar Weil, Ralph Bany oder „Pippo“ Forzano. Er selber schaffte es mit seiner Treffsicherheit sogar bis in die WFV-Auswahl.

Im Alter von 30 Jahren kehrte Hirsch dann zum Ausgangspunkt TSGV Albershausen zurück, und schaffte in der zweiten Saison mit seinem Stammklub den Aufstieg in die Bezirksliga. Es folgte noch eine halbe Spielzeit in Metzingen, wo sein alter Freund Uwe Heth Trainer war. 1998 beendete Hirsch seine Karriere.

Ein fußballerischer Nachfolger in der Familie Hirsch ist vorerst allerdings noch nicht in Sicht. Tochter Natascha (26) und Sohn Hendrik (22) sind noch solo. Aber Papa, der Spaßvogel, ist sich ziemlich sicher: „Wenn dann mal ein Enkel kommt, wird er Nationalspieler!“ Klaus Schlütter