Lokalsport
Der Olympiasieger gibt Tipps

Workshop Hans Gruhne zeigt im Kirchheimer Fitnessstudio 2020, worauf es beim Rudern ankommt und gibt als langjähriges Nationalmannschaftsmitglied Einblick in das Leben eines Leistungssportlers. Von Sandra Langguth

Beine beugen, Arme nach vorne bringen, gleiten und mit aller Kraft ziehen. Was bei Hans Gruhne lässig und einfach aussieht, ist in Wirklichkeit eine Abfolge von verschiedensten Bewegungen, inklusive des richtigen Einsatzes von Kraft. Dass der Wahl-Kirchheimer es auf dem Rudergerät drauf hat, stellte er im Fitnessstudio 2020 in der Bohnau unter Beweis. Der Olympiasieger von 2016 ist dort Mitglied und führte einige Interessierte gekonnt in die Kunst des Ruderns ein.

„Erstmal stellen wir das Windrad ein“, erklärt der 34-Jährige gemeinsam mit seiner Partnerin Daniela Schultze, die ebenfalls für Deutschland im Rudern bei Olympia war. Dann müssen noch die Schuhe im richtigen Winkel festgeschnallt werden, und schon kann es auf den beiden Profigeräten losgehen. „Rudern ist sehr komplex und beansprucht verschiedene Muskelgruppen. Hauptsächlich die Beine, dann den Rücken, und zum Schluss die Arme“, erklärt Hans Gruhne, der ursprünglich aus Berlin stammt. Als er 2019 familiär bedingt rund um Kirchheim eine Möglichkeit gesucht hatte, sich für die Olympischen Spiele fit zu machen, stieß er auf das 2020. „Er hat hier schon trainiert, als alles noch im Bau war“, berichtet Inhaberin Melanie Schäfer lachend. Seither ist Hans Gruhne dem Fitnessstudio treu geblieben, auch wenn er inzwischen – nach der Teilnahme in Tokio 2021 – seine aktive sportliche Karriere an den Nagel gehängt hat. Insgesamt 16 Jahre lang war der Hühne Mitglied der Nationalmannschaft. Seit vier Monaten ist er am Flughafen im Schichtbetrieb tätig.

Wie erfolgreich die sportliche Karriere war, konnten die Teilnehmer des Ruder-Workshops anhand der zahlreichen Medaillen und in einem kurzen Film sehen, der das Finale von Rio 2016 zeigte. Hans Gruhne saß dort im Doppelvierer der Männer über 2000 Meter ganz vorne. „Das heißt, dass ich den Takt angegeben habe, nach dem sich die anderen drei richten mussten.“ Schon früh lag das deutsche Boot in Führung, und gab diese bis zum Ende nicht mehr her. „Ab wann tut es denn so richtig weh?“, will jemand wissen. „Eigentlich fängt es schon ab der Hälfte des Rennens an zu brennen“, verrät der 34-Jährige.

Wie genau sich das anfühlt, dürfen dann alle noch selbst erleben. In einem 200-Meter-Wettrudern treten die Teilnehmer gegen Hans Gruhne an. Er legt die Zeit vor, die anderen müssen versuchen ranzukommen. Neben Kondition und Kraft kommen da ganz schnell die Defizite in der Technik zum Vorschein, denn wer nicht alles richtig macht, schiebt sich selbst vom Sitz des Rudergerätes herunter und muss nochmal von vorne anfangen. Richtig gut schneidet Golf-Ass Patricia Schmidt ab, die sich zwischen ihren Turnieren ebenfalls im 2020 fit hält. Die 27-Jährige startet heute zu zwei Turnieren in Südafrika und spielt anschließend noch eins in Singapur. „Schon spannend, was man beim Rudern alles beachten muss“, sagt sie. Vor allem wenn tatsächlich auf freiem Gewässer gerudert wird. „Da kommt dann im Handgelenk noch eine kleine Drehung dazu, damit man nicht im Wasser hängenbleibt“, erklärt Daniela Schultze.

Nach einer Stunde und mit geschwächten Armen und Beinen sind sich die Teilnehmer einig, das Ruder-Ergometer in Zukunft öfter in ihr Training einbauen zu wollen. „Wir durften heute vom Profi lernen, und unsere Mitglieder können hier ja auch trainieren wie die Profis“,  betont 2020-Inhaberin Melanie Schäfer.