Die Vorstellung der Sportentwicklungsplanung in Kirchheim, darin eingeschlossen die Vereinsentwicklung sowie anstehende Projekte und die Zukunft des Ehrenamts nach der Pandemie waren die zentralen Themen einer Klausurtagung in der Stadthalle. Vertreter der Mitgliedsvereine im Kirchheimer Stadtverband für Leibesübungen (SfL), Mitglieder der Gemeinderatsfraktionen sowie die Stadtverwaltung mit Oberbürgermeister Pascal Bader und Baubürgermeister Günter Riemer an der Spitze hörten der Zusammenfassung von Dr. Stefan Eckl vom Institut für Kooperative Planung und Sportentwicklung Stuttgart (IKPS) zu und beteiligten sich rege am anschließenden Workshop.
Eckl stellte die 2019 begonnene und nun vor dem Abschluss stehende Sportentwicklungsplanung unter der Überschrift „Austausch – Vorwärts – Weitsicht“ vor. Grundlagen der Planung waren räumliche Bestandsaufnahmen, die Befragung von Sportvereinen und der Bevölkerung, die Bedarfsanalyse von Sportanlagen und Sporthallen sowie die Kommunikation mit Sportvereinen und Schulen. Am Ende standen der Abschlussbericht und die Ergebnisvorstellung im städtischen Ausschuss „Bildung, Soziales und Bürgerdienste“ (BSB).
Gesamtstädtisch wurde Kirchheim eine sehr gute Versorgung mit Sportplatzanlagen attestiert. In den Wintermonaten kann es jedoch zu lokalen Engpässen in Jesingen und Nabern kommen. Lösungsmöglichkeiten bestehen in beiden Fällen in der Umwandlung eines Rasenplatzes in ein Kunstrasenspielfeld und in den Lehenäckern den Bau der Kaltlufthalle.
Hallenbedarf in der Kernstadt
Im Bereich der Hallen sieht das IKPS eine ausreichende Versorgung in den Teilorten. Bedarfe ergeben sich aber in der Kernstadt Kirchheim, wo eine weitere dreiteilige (Standort zwischen dem projektierten Hallenbad und dem Schlossgymnasium) und eine einteilige Halle (im Bereich der Freihof-Schulen) für den Schulsport empfohlen werden. Dies müsse, so das IKPS, aber wegen der Mitnutzung durch die Vereine in unterrichtsfreien Zeiten einhergehen mit einer Erhöhung der Transparenz der Hallenbelegung, deren Kriterien angepasst werden sollten. Auch über Nutzungsentgelte müsse, so die IKPS-Empfehlung, noch einmal nachgedacht werden.
Zentraler Bestandteil der Sportentwicklungsplanung bleibt auch der Sportpark – eine zusammenhängende Anlage von Sportstätten vom Freibad bis zu den VfL-Tennisplätzen. Die Anbindung an das Jesinger Sportgelände Lehenäcker könnte durch eine sogenannte Finnenbahn – also eine Crosslauf-Trainingsstrecke – entlang der Lindach hergestellt werden. In einem Workshop mit vier Stationen diskutierten die Teilnehmer außerdem auch die Themen „Mitarbeit im Verein“, „Verein und Schule“ sowie „Freizeitsport und Verein“.
Ehrenamtliche gesucht
Im Fokus stand hier vor allem die Schwierigkeit, Übungsleiter und ehrenamtliche Helfer zu finden und neue Mitglieder zu integrieren. Die VfL-Vorsitzende Doris Imrich bemerkte, dass einige ihrer Übungsleiter während der Pandemie offenbar das Privatleben entdeckt hätten und nun nicht mehr zur Verfügung stünden. Andere Vereine wie der Reit- und Fahrverein mussten aus Hygienegründen einen Aufnahmestopp vollziehen und legten stattdessen eine Warteliste an, die nun abgearbeitet wird. Für einen Schmunzler sorgte in diesem Zusammenhang die RFV-Vorsitzende Isabella Thurner, die feststellte, dass die Abarbeitung der Liste dauere, da „unsere vierbeinigen ‚Sportgeräte‘ leider limitiert sind.“
Bei der Suche nach ehrenamtlichen Helfern will übrigens die Stadt Kirchheim aktiv mitwirken. So soll vermutlich im Frühjahr 2022 eine Veranstaltung organisiert werden, bei der interessierte Bürger und Vereine an einen sprichwörtlichen Tisch gebracht werden sollen.
Sanierung der Sporthallen kostet 16 Millionen Euro
Entgleiste Gesichtszüge gab es in den Reihen einiger Sportfunktionäre, als
SfL-Mitglied und Stadtrat Marc Eisenmann im Rahmen der Klausurtagung die Zahl 16 Millionen Euro nannte. Dies sei die Summe der veranschlagten Sanierungskosten für diverse Sporthallen in Kirchheim. Die größten Anteile haben die Sporthalle in den Jesinger Lehenäckern und die Eduard-Mörike-Sporthalle in Ötlingen, bei der noch festgestellt werden muss, ob ein Abriss und Neubau wirtschaftlicher ist als eine Grundsanierung.
Günter Riemer reagierte als Kirchheims Baubürgermeister mit dem sachlichen Statement, dass die Nutzungsdauer von Sporthallen rund 25 Jahre betrage, bevor umfangreiche Sanierungen nötig seien. Beide Hallen haben bereits deutlich mehr Jahre auf dem betonierten Buckel.
Bereits auf dem Weg sind zwei kleinere Umbauten. Die Neuanlage des Kinderschwimmbeckens im Freibad wurde nach der Überarbeitung von Zuschussanträgen um ein Jahr auf Herbst 2022 verschoben und die Kaltlufthalle in Jesingen (auf dem vorhandenen Kleinspielfeld) ist nach positivem Lärmgutachten nun in der Planungsphase. Mit einer Realisierung ist allerdings nicht vor 2023 zu rechnen.
Ebenfalls beschlossen und für 2023 geplant ist die Sanierung des Stadions inklusive des Spielfeldes und der Tartanbahn. Mit der Steuerung der Flutlichtanlage via App sei, so Marco Wanzke vom Schul- und Sportamt, im Stadion bereits ein erster Schritt in die Digitalisierung vollzogen worden. wai