Lokalsport
Der Teckbotenpokal ist seit 25 Jahren ein Zuschauermagnet

Teckbotenpokal Vor einem Vierteljahrhundert fand das Fußballturnier zum ersten Mal seit der Premiere 1961 im einwöchigen Modus statt. Der TV Neidlingen setzte 1996 als
Ausrichter den bis heute gültigen Maßstab. Von Thomas Pfeiffer

Als ganz Neidlingen vor 25 Jahren auf das kurz bevorstehende Teckbotenpokalturnier vorausblickte, regnete es. Der Wasserschwall von oben – Gift für die aufgeweichten Rasensportplätze der 1800-Seelen-Gemeinde. Die TVN-Fußballbosse waren damals verunsichert, und das Wort von einer kurzfristigen Absage des geplanten Großereignisses machte im August 1996 tatsächlich die Runde. Hopp oder top – das war die Frage, die man fast bis zur letzten Minute diskutierte. Zwei Plätze an der Belastungsgrenze – was wäre passiert, hätte es weiter geregnet?

Im Jahr zuvor hatten rund 25 Anwesende in der Weilheimer Stadiongaststätte einen runden Tisch mit Bezirksfunktionären, Vereinsbeauftragten und der Teckboten-Sportredaktion initiiert. Thema: Die Zukunft des Teckbotenpokals, nachdem die Turniere zuvor mit einem überholten Modus und wenig familienfreundlichem Ambiente über die Bühne gegangen waren. Es dauerte schließlich gut zwei Stunden, bis die Meinungsbildung im Saal abgeschlossen war. Danach war klar: Neuauflagen des Turniers in alter Form wird es künftig nicht mehr geben. Stattdessen wird ein neues Format mit ausgedehntem Zeitfenster von einer Woche und zahlreichen Gimmicks abseits des Rasens installiert. Eine Erhöhung der Preisgelder und Mannschaftszahlen sollten dem Teckbotenpokal ein zeitgemäßeres Erscheinungsbild verpassen – ihn vom reinen Kicker-Schlagabtausch wie bei der Premiere 1961 hin zu einem denkwürdigen Sportevent für alle bugsieren.

Das gelang. Was der Neidlinger Verein seinen Fans in der Turnierwoche auftischte, entpuppte sich als Trendsetter: Highlife und highlights auf und neben den Spielfeldern. Bei aufklarendem Himmel und zunehmenden Sonnenschein strömten 3700 Fußball-Zuschauer die Woche über zur Premierenveranstaltung – „das war eine gigantisch gute Zahl“, bilanzierte im Nachhinein Reiner Kuch, der seinerzeit Abteilungsleiter und Turnierchef war. Nochmals einige Tausend Schaulustige pilgerten abends ins Festzelt, wo Musik, Spaß und gute Laune Trumpf waren. Die gute Stimmung kurbelte den Wochenumsatz an – geschätzte 30 000 D-Mark Reingewinn kamen damals zusammen. Und das im 25. Jubiläumsjahr.

Was der TV Neidlingen mit all seinen Zuarbeitern in Form der örtlichen Vereine im Sommer 1996 auf die Beine stellte, war einerseits „ein großes Risiko“ (Reiner Kuch) und andererseits „zukunftsorientiert“. Drei weitere Turniere folgten 2004, 2013 und 2019, doch keines blieb so sehr in Erinnerung haften wie jenes vor 25 Jahren. Denn bei den 33 Vorgänger-Turnieren hatten die Uhren noch völlig anders getickt: gemächlicher. Damals erstreckten sich die Turniere fast immer über zwei verschiedene Wochenenden, und das krönende Finale war dann noch nicht gespielt. Selbiges fand üblicherweise Tage später statt, wobei Spielort und genaue Anpfiffzeit von den Vertretern der zwei Siegermannschaften zuvor erst noch ausgehandelt werden mussten. Vorbei die Zeit – straffer, schneller und überlegter ging es diesmal ab.

Und einen Sieger gab es auch noch: Der TSV Jesingen bezwang den TV Hochdorf im Endspiel mit 1:0. Eine Paarung mit Ausnahmecharakter – wie das ganze Turnier.

Der TSV Weilheim ist seit 1996 das Maß aller Dinge

Rekordsieger seit Einführung des einwöchigen Turniermodus vor 25 Jahren ist der TSV Weilheim: Acht Mal gewann das Team von der Limburg (1999, 2006, 2009, 2010, 2013, 2014, 2016, 2018), stand insgesamt zehn Mal im Endspiel. Der TSVW ist außerdem der einzige Verein, der zwei Mal seinen Titel verteidigen konnte: 2010 und 2014. Dieses Kunststück gelang sonst nur noch dem TSV Jesingen im Jahr 2003. Am torreichsten Endspiel der letzten 25 Jahre waren die Weilheimer ebenfalls beteiligt: 2009 in Jesingen gewann der TSVW gegen Bad Boll mit 5:4 – ohne Verlängerung.
Ausrichter des Mammutevents zu sein, hat sich seit 1996 nicht immer negativ auf die sportliche Schlagkraft ausgeschlagen. Insgesamt vier Vereinen gelang es, das „eigene“ Turnier trotz Doppelbelastung von Raseneinsatz und Arbeitsdiensten zu gewinnen: Die SF Dettingen (1997), der VfL Kirchheim (1998 und 2011 jeweils mit der zweiten Mannschaft), der TSV Weilheim (2006, 2014, 2018) und der TV Neidlingen (2019). pet