Lokalsport

Der Tochter das Talent vererbt

Andrea Barth-März.Foto: privat
Andrea Barth-März.Foto: privat

Andrea Barth-März? Die ganze Vielzahl ihrer Erfolge aufzuzählen hieße Eulen nach Athen tragen. Deshalb hier nur die wichtigsten: Dreimal Weltmeisterin im Einer-Kunstradfahren(1994, 1995, 1996), zweimal Europameisterin (1989, 1990), fünfmal Deutsche Meisterin (1989, 1991,1992, 1994, 1996). Es wären wohl noch einige Titel hinzugekommen, hätte sie nicht 1996 überraschend ihren Rückzug vom Leistungssport erklärt - mit 24 Jahren und topfit. Warum? „Nach vielen Jahren des harten Trainierens und zahllosen Wettkämpfen war ich ausgelaugt, auch vom ständigen Erfolgsdruck“, sagt sie.

Angebot vom Cirque de Soleil

Sogar ein lukratives Angebot des kanadischen Cirque de Soleil, bei dem Andrea Barth-März mit ihrer Randsportart wenigstens einmal gutes Geld verdient hätte, schlug sie aus. Stattdessen beendete sie im Wendlinger Rathaus ihre Ausbildung zur Verwaltungsangestellten und arbeitete bei Krankenkassen in Kirchheim. In ihrer Freizeit spielte sie im Rübholz beim TSV Ötlingen leidenschaftlich gern Beach-Volleyball. Und das sehr erfolgreich: Die Mannschaft war sogar Turnfestsieger in Frankfurt.

2004 folgte eine berufliche Auszeit für eine Weltreise. Ein halbes Jahr als Rucksack-Touristin ganz allein durch Australien, Neuseeland, Bali. Nach der Rückkehr folgte in Waldenburg eine dreijährige Ausbildung zur staatlich anerkannten Sportlehrerin und Sporttherapeutin. Ihr erster Job führte sie in eine Realschule in Rosenheim. Der Beginn eines neuen Lebensabschnitts.

Rückzug ins Familienleben

Im „Bräustüberl“ am Tegernsee lernte sie ihren späteren Ehemann Tom März kennen. Inzwischen sind sie zu viert und leben glücklich im eigenen Haus in der 16 000-Seelen-Gemeinde Bruckmühl im Landkreis Rosenheim. Sohn Elias (10) spielt Fußball, Tochter Josefine (8) schlägt sportlich ihrer Mutter nach. Im selben Alter, als Klein-Andrea beim RSV Wendlingen mit dem Kunstradfahren begann, übt die Achtjährige Rückwärtsfahren, Sattelstand oder Stützwaage und lässt dabei ähnliches Talent erkennen wie einst Mama.

24 Jahre nach ihrem Rücktritt hat die einstige Weltklasseathletin nun also wieder Kontakt zu ihrer Sportart gefunden. Allerdings nur indirekt - das Training der Tochter überlässt sie einer Übungsleiterin im Verein. Denn: „Das eigene Kind zu trainieren kann für beide Seiten manchmal ganz schön schwierig sein.“Klaus Schlütter