Lokalsport

Der Tornado macht ordentlich Wind

Kampfsport Bernardo Martorana aus Kirchheim kämpft um den DM-Titel im Thaiboxen.

Wernau/Kirchheim. Bernardo Martorana ist eine Kämpfernatur - im wahrsten Sinne des Wortes. Vor neun Jahren entdeckte der 24-jährige Kirchheimer seine Leidenschaft zur Kampfsportart „Muay Thai“, wobei sein Vater Vito hierbei eine wichtige Rolle spielte. „Er trainiert als Boxtrainer schon seit vielen Jahren junge Menschen, und ich war immer mit dabei.“ Irgendwann landeten beide im Kampfsportzentrum Wernau. „Hier habe ich mich gleich zu Hause gefühlt“, erinnert sich Martorana.

In Wernau lernte er Trainer Jochen Gieb kennen, der das Ausnahmetalent gemeinsam mit Vater Vito unter seine Fittiche nahm. Bereits nach zwei Monaten stand er das erste Mal im Ring. Nach dieser Erfahrung war der Ehrgeiz geweckt: „Mich reizt besonders, dass ich meinen Gegner in der ersten Runde studieren muss, um taktisch in den folgenden Runden auf ihn eingehen zu können. Es ist schon eine besondere Herausforderung, dabei trotz Stresssituationen ruhig zu bleiben, auch wenn Kraft und Ausdauer nachlassen.“

Trotz seiner ruhigen Art hat sich Martorana in der Szene als „Tornado“ einen Namen gemacht: Er boxt seine Gegner mit unerwarteten Konterschlägen regelrecht an den Rand der Verzweiflung. So kam es schon häufiger vor, dass der augenscheinlich passiv kämpfende Martorana plötzlich aufdrehte und seinen Kontrahenten durch andauernde Schlagserien attackierte.

Dass der Name seine Berechtigung hat, zeigt ein Blick auf seine Kampfstatistik: 20 Kämpfe, 15 Siege. Vor allem der letzte Triumph über den amtierenden deutschen Meister hat große Aufmerksamkeit innerhalb der World Karate and Kickboxing Union (WKU) erregt. Die WKU, eine der größten Verbände im Muay Thai, schlug Martonara für einen Kampf um den deutschen Meistertitel vor. Am kommenden Samstag wird er in der Nürtinger Stadthalle ab 18 Uhr gegen Malsor Tafaj aus Villingen-Schwenningen antreten.

Mit Tafaj wird ihm ein ungemütlicher Gegner gegenübergestellt, der vor allem auf eine ausgeprägte Beinarbeit setzt. Doch Martorana weiß um seine Stärken: „Ich hab ne harte Rechte“, verweist er auf das Konterboxen, das beim Muay Thai eher selten angewandt wird. Den möglichen Titel beschreibt Martorana als wichtigen Meilenstein für seine weitere Laufbahn: „Mein nächstes Ziel ist der Kampf um den Europameistertitel. Mit dem DM-Sieg würde ich diesem Ziel entschieden näher kommen.“

Dafür trainiert er hart: Um 4.30 Uhr klingelt täglich der Wecker. Nach einem kurzen Frühstück folgt die erste Trainingseinheit im Fitnessstudio, ehe der gelernte KFZ-Meister zur Arbeit fährt. Einen Teil seines Feierabends verbringt er dann in seinem zweiten Zuhause, dem Ring der Wernauer Kampfsportschule. Hier trainiert Martorana fünfmal die Woche und quält sich dennoch mit einem schlechten Gewissen, wenn er sich mal eine Auszeit gönnt.

Dass in der Vorbereitung auf seinen bislang größten Kampf das Privatleben auf der Strecke bleibt, stört ihn nicht. Martorana gerät ins Schwärmen, wenn er vom Training, dem Sport und seinen Zielen spricht. Mit einem verschmitzten Lächeln fügt er hinzu: „Ich habe gerade auch keine Freundin und somit genug Zeit.“Aline Müske