Lokalsport

Der Traum von Millionen Karatekas geht endlich in Erfüllung

Dass die asiatische Kampfsportart ab 2020 olympisch wird, löst auch bei Sportlern in der Region Freude aus

Karate wird 2020 olympisch: Diese Nachricht elektrisiert Fans der asiatischen Kampfsportart seit vergangener Woche – auch in Deutschland und der Region.

Kirchheim. Die Träume von Millionen Karatekas weltweit sind am Mittwoch vergangener Woche in Rio in Erfüllung gegangen, als die Delegierten des IOC Karate zur olympischen Disziplin bei den Sommerspielen 2020 in Tokio ernannten. Die World Karate Federation (WKF) hatte dafür mehrere Jahre mit der offiziellen Kampagne „The K is on the way“ geworben – der Dachverband vereint über 10 Millionen Karatekas in 192 Ländern und sprach von einer „historischen Entscheidung“, die nicht nur international für Furore sorgte. Auch für regionale Karatekas und Athleten des deutschen Nationalteams ist sie für die weitere Karriere ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Meilenstein.

Für den mehrfachen Europa- und Weltmeister Jonathan Horne aus Kaiserslautern bedeutet die Ernennung zur olympischen Disziplin „alles“. Für eine so großartige Sportart sei es eine Ehre, sich endlich als olympisch bezeichnen zu dürfen. Weitere Vorteile für den Weltranglistenzweiten sind, dass damit jungen Sportlern ein noch größeres Ziel ermöglicht wird und über Medien sowie Sponsoren mehr Aufmerksamkeit erzielt werden kann. „Ich bin rundum glücklich, dass ich es noch als aktiver Sportler erleben darf, einmal Olympia-Luft zu genießen“, sagt der 27-Jährige.

Auch sein Mannschaftskollege aus dem Nationalteam, Noah Bitsch (27), sieht die Olympiateilnahme des Karatesports als einen Mehrwert, sowohl für den Leistungs- als auch Breitensport. Der Vize-Gewinner der World Games sowie Europa- und über 14-fache deutsche Meister ist sich sicher, dass dadurch Karate in den öffentlichen Fokus rücken und es für Kinder endlich Olympioniken als Vorbilder geben wird. „Für mich persönlich ist es ein Traum, der wahr wird. Ich bin einfach nur happy über diese Entscheidung.“

Für die Drittplatzierte der U 21-Weltmeisterschaft 2015 und mehrfache Europameisterin Anna Miggou vom MTV Ludwigsburg wurde damit ein neues Kapitel für Karatesportler aufgeschlagen. Auch sie träumt von einer Teilnahme bei den Spielen in acht Jahren in Tokio.

Bei ihren Vereinskollegen Sajjad Kaabawi, Svjatoslav Prokop und Felix Duttenhofer ist die Freude ebenfalls riesengroß. „Für mich bedeutet das eine größere Anerkennung der Leistungen der Karatekämpfer, die den Sport mit Leidenschaft ausüben“, meint Felix Duttenhofer. Svjatoslav Prokop ergänzt die Aussage um die Möglichkeit, dass künftig auch deutsche Sportler ihren Lebensunterhalt mit Karate verdienen könnten. Durch den zusätzlichen Anreiz könne hinsichtlich der Erfolge an bislang starke Nationen wie Spanien und Frankreich angeknüpft werden. Die Kehrseite der Medaille sieht der Ludwigsburger in einer Kluft, die zum ursprünglichen, traditionellen Karate entstehen könnte.

Die 28-jährige Kämpferin des VfL Kirchheim und mehrfache Landesmeisterin Linda Kerner begrüßt die Entscheidung ebenfalls und freut sich, dass sich durch die baldigen Olympioniken noch mehr Menschen „für diese wunderbare Sportart begeistern lassen“. Doch auch sie fügt kritisch hinzu: „Andererseits hoffe ich, dass die damit einhergehende Professionalisierung und Kommerzialisierung auf unsere bisher so erfrischend unkommerzielle Sportart nicht allzu sehr abfärbt.“

Einen anderen Grund des Zuspruchs äußert VfL-Trainerin Lisa Vogel. Sie freut sich besonders darüber, dass durch die Popularität endlich auch für Laien eine bessere Verständlichkeit des Regelwerks einhergeht und damit klar wird, dass Karate nichts mit der in dem Film „Karate-Kid“ dargestellten Kampfsportart zu tun hat. „Toll, dass Karate nun endlich die Anerkennung bekommt, die es verdient.“

VfL-Nachwuchssportler Simon Find erklärt, dass eine so vielseitige Sportart wie Karate, die von so vielen Menschen praktiziert wird, es schon lange verdient gehabt hätte, olympisch zu werden. „Ich persönlich freue mich besonders, da es den leistungsorientierten Sportlern unter uns noch einmal eine zusätzliche Motivation gibt.“

Für den derzeit erfolgreichsten Nachwuchsathleten des VfL Kirchheim, Lukas Thomas, wurde mit der Entscheidung des Olympischen Komitees ein neues Ziel definiert: „Ich will dahin kommen und den Titel ergattern.“

Mehr Wettbewerbe in Tokio

Neben Karate dürfen sich noch weitere Sportarten über die Ernennung zu olympischen Disziplinen freuen. Auch Baseball, Softball, Skateboard, Klettern und Surfen werden 2020 in Tokio vertreten sein. Somit wird es 18 Wettbewerbe und 474 Sportler mehr als bislang geben.am