Lokalsport

Der Unterbau bröckelt

VfL-Fußballern fehlt offenbar Personal für eine zweite Mannschaft

Die Abstiege ihrer beiden Teams aus Verbands- und Bezirksliga haben bei den VfL-Fußballern tiefe Spuren hinterlassen. Hat sich für die erste Mannschaft laut Abteilungsleiter Fabian Preuß genügend Personal angedient, droht der zweiten Garde wegen Spieler- und Funktionärsmangel für kommende Saison das Aus. Eine endgültige Entscheidung soll noch vor Montag fallen – zumal der Fußballbezirk den Blauen ordentlich Druck macht.

Auf dem harten Boden der Tatsachen: Die VfL-Fußballer müssen um das Zustandebringen einer zweiten Mannschaft bangen. Foto: Deniz
Auf dem harten Boden der Tatsachen: Die VfL-Fußballer müssen um das Zustandebringen einer zweiten Mannschaft bangen. Foto: Deniz Calagan

Kirchheim. Karl Stradinger ist ein gebranntes Kind. Zu gut ist dem Vorsitzenden des Fußballbezirks noch das Hickhack um den TSV Notzingen aus dem vergangenen Jahr in Erinnerung, um nicht bereits bei den vagesten Vermutungen die Personalstärke einer in seinem Bezirk mitwirkenden Mannschaft aktiv zu werden. So will Stradinger diese Woche von zwei dem VfL nahe stehenden Personen, deren Namen er freilich nicht nennt, erfahren haben, dass der Traditionsverein nicht genügend Personal hat, um kommende Saison zwei Teams in Landes- und Kreisliga an den Start zu bringen – und das, obwohl der VfL für beide Spielklassen bereits gemeldet hat. „Wir müssen im Sinne des Fairplay wissen, was da dran ist“, sagt Stradinger, der vorgestern eine Mail an VfL-Abteilungsleiter Fabian Preuß schickte, in der er bis zum morgigen Sonntag um eine Erklärung bittet. „Am 20. Juni wollen wir den Bezirkspokal auslosen, am 24. Juni die Staffeleinteilung vornehmen. Wir wollen nicht, dass wieder Vereine leiden müssen.“

Das offensive Vorgehen von Karl Stradinger hat einen guten Grund: Sollte der VfL tatsächlich erklären, dass er keine Mannschaft(en) zusammenbekommt, kann das Bezirkssportgericht aktiv werden und den Verein wegen unsportlichen Verhaltens belangen und eine saftige Geldstrafe aufbrummen.

So weit wird es laut VfL-Boss Preuß allerdings nicht kommen – zumindest, was die erste Mannschaft angeht. Mit insgesamt rund 40 Spielern sei man im Gespräch, 14 hätten bereits eine verbindliche Zusage gemacht. „Es wird definitv eine Landesligamannschaft geben“, versichert Preuß, nicht ohne im gleichen Atemzug jedoch die Probleme die zweite Mannschaft betreffend zu bestätigen. „Organisatorisch und personell müssen wir in der Kreisliga konkurrenzfähig sein, ansonsten macht eine Mannschaft keinen Sinn.“ Soll heißen: Für den Unterbau fehlt‘s an Manpower auf und neben dem Platz. Ob‘s eine Kreisligamannschaft geben wird, will Preuß in interner Runde noch im Lauf des heutigen Samstags klären, um dem Bezirk in Person von Karl Stradinger bis morgen eine Antwort geben zu können.

Sollte die VfL-Zweite platzen, würde die Mannschaft nicht – wie der TSV Notzingen in der abgelaufenen Saison – als erster Absteiger in der Tabelle geführt. „In dem Fall könnten wir noch rechtzeitig vor Beginn der neuen Saison reagieren und die Zusammensetzung der Kreisliga A entsprechend anders gestalten“, sagt der zuständige Staffelleiter Stefan Cserny.

Unabhängig davon bleibt die Frage nach den Ursachen für die Personalprobleme beim VfL. Während die Verantwortlichen immer noch damit beschäftigt sind, den Scherbenhaufen der Mosolf-Ära zusammenzukehren, zieht es an der Jesinger Allee ausgebildete Talente längst zur sportlich und monetär besser ausgestatteten Konkurrenz nach Weilheim, Frickenhausen oder Heiningen. „Mit den Summen, die woanders gezahlt werden, können wir nicht mithalten“, jammert Preuß, der in diesem Zusammenhang eine überhöhte Erwartungshaltung vieler Spieler beklagt, die beim VfL nach seiner Einschätzung immer noch aus finanziell besseren Zeiten stamme. „Die Auswirkungen auf den sportlichen Bereich haben wir komplett unterschätzt“, gibt er zu und wirbt im erfolgsverwöhnten VfL-Umfeld gleichzeitig um Geduld. „Wir sind immer noch in einer Übergangsphase, die wir spätestens übernächste Saison beendet haben wollen“, sagt Preuß, der trotz der sportlichen Misserfolge im Aktivenbereich auf eine erfolgreiche Jugendarbeit hinweist. „Das macht Mut“, lobt er nicht nur A-Jugendcoach Uwe Fechter, der auch in Zukunft begabten Nachwuchs ans Landesligateam heranführen soll. „Wir müssen endlich die Früchte ernten, die wir selbst säen“, fordert Preuß beinahe trotzig.

Unter diesem Aspekt könnte sich der Abstieg in die Landesliga im Nachhinein auch als Glücksfall erweisen. Im Vergleich zu Oberligazeiten, als Eigengewächsen der Weg ins aktive Team oft durch eingekaufte Spieler versperrt war, dürfte es der Nachwuchs künftig leichter haben, sich einen Stammplatz zu erkämpfen. Der daraus im günstigsten Fall entstehende fließende Übergang zwischen Jugend- und Aktivenbereich könnte auf lange Sicht wieder eine gesteigerte Identifikation von Spielern und Funktionären mit dem Verein fördern und so dazu beitragen, das Personalproblem auf und neben dem Platz zu beseitigen.