Lokalsport

Der Unvollendete

Manuel Fumics neuer Anlauf auf den ersten Weltcupsieg

Es ist seine elfte Weltcupsaison in der Mountainbike-Eliteklasse, die am Sonntag in Tschechien beginnt. Mehr kann nur Frankreichs Weltmeister Julien Absalon bieten. Mit 33 Jahren hat Manuel Fumic nur noch ein Ziel vor Augen: Endlich den ersten Weltcupsieg holen.

Bereit für den Angriff auf den ersten Weltcuperfolg neuerer Zeit bei den deutschen Männern: Manuel Fumic.Foto: Armin Küstenbrück
Bereit für den Angriff auf den ersten Weltcuperfolg neuerer Zeit bei den deutschen Männern: Manuel Fumic.Foto: Armin Küstenbrück

Kirchheim. Es gibt berühmte Komponisten, die durch eine Lücke im Lebenswerk zu spätem Ruhm gelangten. An anderer Stelle kann eine solche Lücke zur Belastung werden. Ohne die Lockerheit, die ihn in seiner 15-jährigen Profikarriere ausgezeichnet hat, wäre Manuel Fumic wohl längst der Verzweiflung nahe. Nur wenige Kollegen behaupteten sich länger in der Weltspitze als er. Keinem hat der Mountainbikesport in diesem Land mehr zu verdanken als ihm. Und trotzdem haftet dem Mann, den nichts aus der Bahn zu werfen scheint, der Makel des Unvollendeten an.

Im tschechischen Nove Mesto beginnt für Manuel Fumic am Sonntag (Start 14 Uhr) aufs Neue die Jagd nach einem Phantom. Der erste Weltcupsieg seiner langen Karriere ist kein Hirngespinst, das der Ehrgeiz befördert. Er weiß, er ist nah dran. Er weiß, irgendwann kommt der Moment, in dem es heißt, blitzschnell zuzuschlagen. Er weiß aber auch: Viel Zeit bleibt nicht mehr. „Ich will daran glauben“, sagt Manuel Fumic. Der Abstand zur Spitze ist im vergangenen Jahr weiter geschrumpft. Die Gegner, die es zu schlagen gilt, sind noch immer dieselben: Weltmeister Julien Absalon, die beiden schweizer Seriensieger Nino Schurter und Florian Vogel oder auch Marathon-Europameister Jaroslav Kulhavy. Dass es inzwischen die Tagesform ist, die den Unterschied macht, gibt Mauel Fumic Hoffnung. Was bleibt, ist, den richtigen Zeitpunkt in der Gruppe zu erwischen, gute Beine zu haben. Der Rest ist Glück. „Ein solcher Sieg“, sagt er, „das setzt auch im Kopf neue Kräfte frei.“ Danach ist alles möglich. 2016 wartet Rio. Seine vierten olympischen Spiele und nach menschlichem Ermessen auch seine letzten.

Um ans Karriereende zu denken, fehle ihm die Zeit, sagt er. Das Feuer brennt unvermindert, auch wenn Leistungsdaten schonungslos offenbaren, dass die biologische Uhr tickt. „Es gibt Parameter, die kannst du mit zunehmendem Alter nicht mehr beeinflussen“, sagt Manuel Fumic. Kraftausdauer statt Explosivität, Erfahrung statt Sturmdrang – „dann kommt es eben darauf an, dass man an den richtigen Hebeln zieht.“ Eine Suche, die ihm Spaß zu machen scheint und für die er nur ein Wort findet: spannend.

Seine Erfolgskurve gibt ihm recht. Er selbst sieht sich im „Optimierungsmodus.“ Seit 2014 ist er Vizeweltmeister. Seinen ersten Weltcupsieg im Auftaktrennen in Südafrika vor einem Jahr hat er nur um Haaresbreite verpasst. Danach folgte der Absturz: Platz 20 im australischen Cairns, Platz elf in Nove Mesto, wo am kommenden Sonntag der Startschuss für die neue Saison fällt. Nach dem starken Auftakt habe er im Training überdreht und dafür die Quittung erhalten. Ein Fehler, so glaubt er, der ihm nicht mehr unterlaufen wird. Die Strecke am Sonntag in Tschechien liegt ihm. Sie ist schnell, sie ist flüssig. Anders als eine Woche später beim Heim-Weltcup in Albstadt, wo lange und steile Anstiege warten. Dort braucht es jenen Punch, mit dem der Schweizer Nino Schurter so häufig seine Gegner distanziert.

Viele Faktoren, die am Ende über Sieg oder Niederlage entscheiden. Sechs Chancen bieten sich, ehe die Saison am 23. August im italienischen Val di Sole im Trentino endet. Sechs Mal hoffen auf den Moment, der im deutschen Mountainbikesport im Männerbereich ein historischer wäre. Der Weltcupsieg, vielleicht eine Medaille in Rio – das wären Momente, die auch Manuel Fumic übers Karriereende nachdenken ließen. Bis dahin jagt er weiter seinen Träumen nach: „Ich will das nicht einfach akzeptieren“, sagt er. „Dafür investiere ich täglich zu viel.“