Der Stachel ist draußen, die Wunde verheilt. Was bleibt, ist eine Narbe, die ab und zu schmerzt. Knapp zehn Monate nach dem unglücklichen Abstieg aus der zweiten Turn-Bundesliga will die Männermannschaft des VfL Kirchheim eine Etage tiefer den wohl bittersten Moment ihrer Geschichte vergessen machen. Wenn am morgigen Samstag die TG Pfalz zum ersten Drittligawettkampf anrückt, schließt sich für die VfL-Cracks der Kreis: In der Raunersporthalle mussten die Kirchheimer Ende November vergangenen Jahres nach einer Niederlage im letzten Saisonwettkampf wegen eines mickrigen Gerätepunkts aus der zweithöchsten deutschen Turnliga absteigen.
„Das war sehr unglücklich, weil wir eigentlich stark genug waren, um die Klasse zu halten“, blickt VfL-Trainer Matthias Pohl zurück auf eine Saison, in der die Kirchheimer im September 2018 als Aufsteiger erstmals überhaupt in der zweiten Liga an den Start gegangen waren. Obwohl sich der VfL vor diesem Hintergrund erstmals mit einem ausländischen Gastturner, dem Briten Daniel Lee, verstärkt hatte, reichte es am Ende nicht fürs Happy End. Der verletzungsbedingte Ausfall von Marcus Bay wog zu schwer - der beste Kirchheimer Sechskämpfer hatte sich beim zweiten Saisonwettkampf den Mittelfuß gebrochen, der zuverlässigste Punktelieferant konnte nicht ersetzt werden.
Zwei Hauptkonkurrenten
Nachdem Bay mittlerweile wieder fit ist und die Mannschaft ansonsten unverändert blieb, ist die Marschrichtung für die neue Saison klar: „Wir wollen unter die besten zwei kommen“, nimmt Matthias Pohl die Qualifikation für das Aufstiegsfinale ins Visier. Meister und Vizemeister der 3. Liga Süd ermitteln Ende November in Ludwigsburg gegen die beiden Vertreter der Nord-Staffel die Zweitligaaufsteiger. Hauptkonkurrenten der Kirchheimer in der acht Mannschaften starken Liga sind laut Pohl der TSV Unterföhring und die KTV Straubenhardt II, gegen die der VfL jeweils auswärts ran muss. Pikant: Das womöglich entscheidende Duell gegen die Bundesligareserve aus Straubenhardt findet am letzten Wettkampftag statt - ein neuerliches Herzschlagfinale ist also nicht ausgeschlossen.
Sicherheit vor Risiko
Beim VfL will man das Ticket für die Aufstiegswettkämpfe möglichst schon vorher sichern. Mattias Pohl wähnt die Mannschaft einen Tick stabiler als in der Vorsaison, in der die Kirchheimer im Zuge der Aufstiegseuphorie riskante Elemente turnten. „Dieses Mal gehen wir eher mal auf Nummer sicher“, betont der Trainer, der zum Saisonstart morgen gegen Aufsteiger TG Pfalz einen Sieg fest eingeplant hat. „Alle sind fit, der Abstieg ist abgehakt und wir sind optimistisch“, fasst er die Gemütslage des Teams zusammen, das morgen nicht in Bestbesetzung antritt. Daniel Lee und Jugendnationalturner Arne Halbisch werden fehlen. „Doch die Stammmannschaft ist stark genug, um einen Sieg einzufahren“, vertraut Pohl auf die Arrivierten wie seinen Sohn Moritz, Julian Hausch, Simon Paul und Marcus Bay.