Lokalsport

Der VfL hebt ab

Turnen Kirchheims Turner müssen nach einer Niederlage im Finale lange bangen. Der Zweitliga-Aufstieg nach ­Punkten ist der Lohn für eine herausragende Saison.Von Heiko Paul

Überflieger im Kirchheimer Dress: Marcus Bay ist der erfolgreichste Turner der Saison in der dritten Bundesliga Süd.Foto: Heiko
Überflieger im Kirchheimer Dress: Marcus Bay ist der erfolgreichste Turner der Saison in der dritten Bundesliga Süd.Foto: Heiko Paul

Im dritten Anlauf hat es geklappt. Die Kirchheimer Turner steigen in die zweite Bundesliga auf. Die Lucky-Loser-Regelung bringt den Meister der dritten Liga Süd nach der äußerst knappen Niederlage im Aufstiegsfinale in Schwäbisch Gmünd gegen den TV Großen-Linden dank der besseren Punktzahl der beiden Verlierer in die zweithöchste deutsche Turnliga.

Der Rückzug des Zweitligisten TV Herbolzheim hatte dies erst ermöglicht. Nachdem klar war, dass es einen dritten Aufsteiger geben wird, hätte der im direkten Duell der Final-Verlierer ermittelt werden sollen. Doch die Deutsche Turnliga und die Vereine folgten dem Vorschlag von VfL-Mannschaftsführer Matthias Pohl, den Punktbesten der beiden Verlierer zum Aufsteiger zu erklären. An einem zusätzlichen Wettkampf kurz vor Weihnachten hatte offenbar niemand mehr Interesse.

Auf den Finalisten lastete damit ein noch höherer Druck: Eine misslungene Übung konnte nicht nur die Niederlage, sondern auch einen möglicherweise entscheidenden Punktverlust bedeuten.Entsprechend konzentriert ging der VfL an die Geräte. Matthias Pohl und seine Taktik-Abteilung mit Nico Hofmann und dem verletzten Simon Paul setzten Marcus Bay zu Beginn gegen den Pferd-Spezialisten des TV Großen-Linden, Yumito Nishiura. Bay blieb fehlerfrei und holte den ersten Score-Punkt für die Kirchheimer. Der an diesem Tag überragende Julian Hausch und ein sehr sicherer Manuel Halbisch brachten den VfL danach mit 8:2 in Front. An den Ringen ging es knapper her. Nach verlorenen Duellen von Waldemar Guillard und Henning Weise sorgten Julian Hausch und Marcus Bay mit vier Score-Punkten für die 16:8-Führung.

Die Domäne des VfL bot dann eine Enttäuschung: Manuel Hofmann verlor nach Standschwierigkeiten vier Punkte am Sprungtisch. Yasin El Azzazy glich zwar aus, doch weil Marcus Bay zu viel riskierte und bei seinem Tsukahara mit Doppelschraube stürzte, war nicht mehr drin als ein 6:6 - ein für VfL-Verhältnisse enttäuschendes Ergebnis. Ein-Kopf-an-Kopf-Rennen folgte dann am Barren, wo sich der VfL ein knappes 7:6 sicherte.

Kein Polster vor Problemgerät

Nur neun Punkte Vorsprung vor dem Reck, der schwächsten Disziplin der Kirchheimer, waren keine gute Ausgangslage. Wie also setzen, um möglichst wenig Punkte zu verlieren? Yasin El Azzazy, in dieser Saison zum ersten Mal am Reck, gab gegen die Spezialisten des Gegners ebenso wie Marcus Bay nur drei Punkte ab. Moritz Pohl schaffte gar ein Unentschieden und Julian Hausch holte drei Punkte. Unterm Strich hatte der VfL vor dem abschließenden Bodenturnen nur drei Zähler eingebüßt. Doch auch der restliche Vorsprung schmolz: Yasin El Azzazy riskierte mit einer Dreifachschraube viel und musste auf den Boden greifen. Nach drei Übungen lag der VfL mit einem Punkt zurück. Auch Marcus Bay bog den Kampf nicht mehr um. Mit 38:32 Score-Punkten sicherte sich der TV Großen-Linden den Direktaufstieg. Für den VfL folgte banges Warten bis endlich feststand: 278,70 Punkte für Kirchheim, 273,25 Punkte für die TG Hanauerland, die gegen die Eintracht aus Frankfurt chancenlos war. Kirchheim stand als dritter Aufsteiger fest.

„Wenn es wieder nicht geklappt hätte, hätte der eine oder andere in der nächsten Saison wohl ein Motivationsproblem bekommen“, zeigte sich Teamchef Matthias Pohl erleichtert. Der VfL ist vorerst am Ziel. Dank einer kontinuierlichen Leistungssteigerung über die Jahre hinweg.