Lokalsport

Derby-Schlager mit lauten Tönen

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Heute Abend gilt‘s: In der wohl proppenvollen Walter-Jacob-Halle kommt‘s zum Handballderby-Schlager zwischen dem VfL Kirchheim und dem TSV Weilheim. Der Bezirksligadritte prallt daheim auf den ungeschlagenen Zweiten, der mit 9:1 Punkten Senkrechtstarter der Liga ist – spannender geht‘s kaum.

Zwei Protagonisten heute Abend: Die Mannschaftskapitäne Roman Keller (links) und Dominik Klett. Fotos: Deniz Calagan/Markus Brän
Zwei Protagonisten heute Abend: Die Mannschaftskapitäne Roman Keller (links) und Dominik Klett. Fotos: Deniz Calagan/Markus Brändli

Kirchheim. „Es wird ein Spiel auf Augenhöhe“, sagt Weilheims Trainer Alen Dimitrijevic. Diese Einschätzung hat er nicht exklusiv, sondern ist Mehrheitsmeinung unter den lokalen Handball-Kennern. Die Kirchheimer, wegen des Heim- und Harzvorteils leicht favorisiert, gehen mit viel Optimismus in die Partie – „wenn wir unsere Bestleistungen abrufen können, schlagen wir die Weilheimer“, ist VfL-Kapitän Roman Keller überzeugt.

Doch schon vor dem Anspiel setzen die Gäste einen ersten Tempogegenstoß – verbal: „Wir treten in Kirchheim an, um zu gewinnen“, gibt TSV-Kapitän Dominik Klett als Parole aus. Beide Mannschaftsführer sind voller Zuversicht, wie sie im Interview jeweils unterstreichen.

Wie wichtig ist der Sieg im Derby?

Roman Keller: Sehr wichtig. Wir liegen nach fünf Spieltagen zwei Punkte hinter den Weilheimern zurück und dürfen nicht verlieren. Weil wir sonst den Anschluss an die Tabellenspitze verlieren.

Dominik Klett: Sehr wichtig, weil Spitzenreiter SG Hegensberg/Liebersbronn mit einem gleichzeitigen Sieg über den Tabellenvierten TV Altbach davonziehen könnte. Es wird ein richtungsweisendes Spiel.

Wie ist der Lokalrivale zu schlagen?

Keller: Die Weilheimer sind schlagbar, daran besteht kein Zweifel. Aber klar, die Mannschaft hat zuletzt sehr gute Leistungen gezeigt.

KLett: In Kirchheim zu gewinnen, ist schwer, schon wegen des sehr emotionalen Publikums dort. Aber wir treten an, um zu gewinnen.

Analysieren Sie mal Stärken und Schwächen des Gegners.

Keller: Im Rückraum sind die Weilheimer mit Braun und Seyferle glänzend besetzt, auch der starke Torhüter Illi ist ein Faktor. Aktuelle Schwächen der Mannschaft kenne ich nicht.

Klett: Der VfL Kirchheim ist eine Kämpfermannschaft, die auch mal sechs Tore Rückstand aufholen kann. Wir müssen aufpassen. Bei der Suche nach VfL-Schwächen tue ich mich schwer.

Gab es eine besondere Vorbereitung aufs Derby in dieser Woche?

Keller: Wir haben uns voll auf das Spiel konzentriert. Daneben wurden taktische Dinge besprochen und natürlich redeten wir auch über den kommenden Gegner. Doch das machen wir jede Woche so.

Klett: Wir haben diesmal mit weniger Harz trainiert, um uns auf die Kirchheimer Verhältnisse einzustellen. Harzlos zu spielen ist für einige der Weilheimer Spieler tatsächlich ungewohnt.

Beim TSV Weilheim konnten neben dem angeschlagenen Manuel Bauer auch die Grippe-Opfer Fabian Zettl und Dominik Klett nur bedingt oder gar nicht trainieren. Können fehlende Übungseinheiten einzelner Akteure spielentscheidend sein?

Keller: Das sehe ich nicht so. Außerdem sind bei uns mit Simon Latzel und Oliver Latzel ja auch zwei Spieler im Training ausgefallen, und Fabian Weber war angeschlagen.

Klett: Die Weilheimer Spieler können von einer intensiven Saisonvorbereitung zehren – da macht die ein oder andere fehlende Übungseinheit überhaupt nichts aus.

Wenn Sie heute Abend Trainer wären: Wie würden Sie die Spieler motivieren?

Keller: Erstens würde ich der Mannschaft einfach nur sagen: „Es ist Derby“. Zweitens würde ich sie daran erinnern, dass sie etwas gutzumachen hat und die Niederlage n Weilheim in der Vorsaison ausbügeln muss. Zwei Punkte mehr da, und wir wären Tabellenzweiter geworden und hätten die Aufstiegs-Relegation erreicht. Die Niederlage war ziemlich ärgerlich.

Klett: Für dieses Derby, das ja auch noch ein Spitzenspiel ist, braucht man die Spieler nicht extra zu motivieren. Es ist ein wichtiges Spiel. Angenommen, man verpasst das erklärte Saisonziel, dann kann man im Rückblick vielleicht trotzdem sagen, dass man diesen einen Sieg geschafft hat. Ein Derbysieg ist wie ein Trostpflaster.

Letzte Saison gab es zwei torträchtige Heimsiege: Die Weilheimer gewannen 33:25, im Rückspiel siegte Kirchheim 34:29. Wie ist die große Trefferzahl im Derby zu erklären?

Keller: Das ist schwer zu sagen. Die VfL-Mannschaft definiert sich eigentlich über Abwehrstärke, und in der Vorsaison hatten wir in der Schlussbilanz sogar die beste Defensive aller zwölf Teams.

Klett: Vielleicht pushen sich die Spieler beider Mannschaften in solchen Duellen gegenseitig besonders,, weshalb dann mehr Tore fallen als gewöhnlich. Aber richtig zu erklären ist die hohe Torquote im Derby nicht.

Ihr persönliches Ziel heute?

Keller: Als zentraler Rückraumspieler möchte ich das VfL-Spiel in erster Linie erfolgreich lenken. Wie viele Tore ich schieße, ist mir ziemlich egal, wenn wir gewinnen.

Klett: Ich möchte meiner Mannschaft helfen, vorne Tore schießen und hinten welche vermeiden. Vorher gilt es noch, die Mannschaft mit dem Trainer richtig heiß zu machen.

Was wird das Derby entscheiden?

Keller: Die bessere Tagesform wird entscheiden. Doch ich bin überzeugt davon, dass – wenn wir an unsere Bestform anknüpfen – der VfL das Spiel gewinnen wird.

Klett: Natürlich ist die Tagesform ausschlaggebend, aber Kleinigkeiten werden dieses Spiel letztendlich entscheiden. Es könnte ein relativ knappes Endresultat geben.

Ihr Ergebnistipp?

Keller: Kirchheim gewinnt 29:25.

Klett: Weilheim gewinnt 25:22.

VfL Kirchheim: Pisch, O. Latzel (?) – S. Latzel (?), M. Mikolaj, Metzger, Weber, J. Mikolaj, Müller, Zoll, Schwarzbauer, Heilemann, Keller, Rudolph, Pradler

TSV Weilheim: Illi, Mayer – Steinke, F. Zettl, Banzhaf, Seyferle, Klett, Späth, Sigel, Braun, Bauer, Auweter, Stark, Allgaier