Lokalsport

Deutliche Worte und ein Schuss Pathos

Fußball Steffen Müller ist zum Obmann der Schiedsrichtergruppe Nürtingen gewählt worden.

Glückwunsch vom „Chef“: Verbandsschiedsrichterobmann Palilla (re.) gratuliert Steffen Müller zur Wahl als neuem Obmann der Grupp
Glückwunsch vom „Chef“: Verbandsschiedsrichterobmann Palilla (re.) gratuliert Steffen Müller zur Wahl als neuem Obmann der Gruppe Nürtingen. Foto: Reimund Elbe

Frickenhausen. Ein Weilheimer geht, zwei Kirchheimer kommen: Bei der Hauptversammlung der Fußball-Schiedsrichtergruppe Nürtingen in Frickenhausen ist Daniel Geywitz vom VfL Kirchheim nach jahrelanger Abstinenz in den Ausschuss zurückgekehrt. Ibrahim Celkin feiert dagegen seine Premiere, der Referee vom TSV Jesingen wurde zum stellvertretenden Obmann bestellt. Riccardo Migliozzi vom TSV Weilheim beendete nach sechs Jahren als Jungschiedsrichter-Koordinator seine Ausschuss-Tätigkeit.

Die Personalie des Abends war jedoch die Wahl von Steffen Müller zum neuen Obmann der aktuell 141 Schiedsrichter umfassenden Gruppe. Dessen Inthronisierung ging unspektakulär über die Bühne. Ohne Gegenkandidat wurde der aus Kohlberg stammende Funktionär mit 100 Prozent der Stimmen gewählt.

Die Krise im Fußballbezirk war zudem ein Thema, als nämlich Rainer Veit auf der Bühne das Wort ergriff. Kurz, aber knackig ging der Interimsbezirksvorsitzende vor 130 Zuhörern, darunter rund 100 Unparteiische, auf das Dauerbrennerthema ein. Doch der Raidwangener präsentierte sich ganz wie ein Moderator, ein Krisenmanager, der auf Versöhnung statt Spaltung setzt. „Alle Schiedsrichter müssen wieder in eine Richtung rudern“, appellierte er, „mein Wort darauf, dass bis zum Fußballbezirkstag am 23. März in Jesingen alle Gräben zugeschüttet sind.“

Der tiefgehende Konflikt zwischen der Bezirksspitze und der Schiedsrichtergruppe Göppingen war ein Auslöser für diese von vielen Emotionen und Demissionen geprägte Phase. Veit selbst hegt nach eigenen Angaben keine Ambitionen für den Bezirksvorsitz.

Auch der in Frickenhausen mit vielen Lobeshymnen und einem Schuss Pathos verabschiedete Schiedsrichter-Obmann Harald Kuhn hegt diesbezüglich offenbar keine ernsthaften Ambitionen. Zumindest erteilte der 52-Jährige entsprechenden Gerüchten eine Abfuhr. „Ich werde nicht für den Posten des Bezirksvorsitzenden kandidieren“, unterstrich der Neckartailfinger in seiner Abschiedsrede. Allerdings spielt Kuhn offenbar eine größere Rolle in Veits Überlegungen zur Neubesetzung einer noch zu definierenden Führungsposition im Fußballbezirk.

Dass der Interimsvorsitzende händeringend nach Kandidaten für das Gremium sucht, gilt als offenes Geheimnis. Da ist es durchaus eine Empfehlung, dass es Harald Kuhn in seinen neun Obmann-Amtsjahren gelungen ist, entgegen dem landesweiten Trend die Schiedsrichterzahlen stabil zu halten. „Diesen Trend zu festigen, ist eine meiner Hauptaufgaben“, sieht sich Steffen Müller in der Pflicht.

Wir-Gefühl statt Geld

Eine zeitnahe Erhöhung der Vergütungspauschale pro Spieleinsatz als zusätzlichen Anreiz für die Pfeiferei hält Müller allerdings für wenig realistisch. „Die letzte Erhöhung ist erst wenige Jahre her, deshalb wäre es schwierig, eine erneute durchzusetzen“, lautet seine Einschätzung. Weil auf monetärer Basis wenig zu gehen scheint, setzt Müller verstärkt auf ein Wir-Gefühl, um den Stamm der aktuellen Unparteiischen zu halten. „Zusammenhalt ist ganz wichtig, auch gegenseitiges Verständnis, gemeinsame Veranstaltungen und Erlebnisse“, betonte er.

Der ehemalige Regionalliga-Schiedsrichter Giuseppe Palilla zeichnete in seiner Funktion als Verbandsschiedsrichter-Obmann nicht nur den scheidenden Obmann Kuhn mit der Verbandsehrennadel in Silber aus, sondern lieferte in einem Impulsvortrag zum Nachdenken anregende Fakten. So ging die Anzahl der Fußball-Schiedsrichter in Württemberg von 6 854 im Jahr 2010 auf 6 300 Ende vergangenen Jahres zurück. „Wir müssen bei aller Diskussion über die Quantität jedoch auch auf die Qualität achten“, mahnte Palilla an.

Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, stellt sich die Gruppe Nürtingen breiter auf. Der Kirchheimer Holger Böhm, seines Zeichens Lehrwart, wird sich verstärkt um das Thema Schiedsrichtererhaltung kümmern. Zudem wird der Ausschuss von neun auf zehn Personen vergrößert. Neu im Gremium neben Celik und Gey-witz ist Hannelore Pink als Frauenbeauftragte.Reimund Elbe

Eine Köngenerin hat den längsten Atem an der Pfeife

Im Drei-Jahres-Turnus findet die Hauptversammlung der Schiedsrichtergruppe Nürtingen statt. Zwischen 2015 und 2017 hatten deren Unparteiische insgesamt 9 561 Einsätze.

Eine Frau führt dabei die Hitparade bezüglich häufigster Spiele an: Serafina Guidara, aus Köngen stammend und in Lichtenwald wohnend, leitete 224 Partien, gefolgt von Jonah Hanak (VfB Neuffen, 204). Die Routiniers Daniel Geywitz (203), Janusz Szuta (172) und Adolf Gluiber (170) runden die Top-Fünf ab.

Mit je neun Schiris haben der FC Frickenhausen und TSV Neckartailfingen die meisten in ihren Reihen. Den dritten Platz teilen sich der TSV Jesingen, der TSV Weilheim und die SF Dettingen (jeweils sieben), Den Schluss zieren der TV Tischardt und FC 73 Nürtingen - in diesen Klubs herrscht kompletter Schiedsrichtermangel.rei