Im Nachhinein könnte man sagen: 1:0 für die Pro A. Das Zweitliga-Spitzenspiel zwischen dem MBC aus Weißenfels und den Knights aus Kirchheim hat spielerisch allemal mehr gehalten als das Top-Duell der BBL am folgenden Tag. Während sich die Giganten aus München und Bamberg Sonntagabend an Unzulänglichkeiten überboten, erlebten die Zuschauer in der Sporthalle Stadtmitte am Samstag einen lange Zeit höchst unterhaltsamen Abend. Gegen einen Titelfavoriten, der sich mit dem 25. Saisonsieg endgültig Platz eins und damit das durchgängige Heimrecht in der Finalrunde sicherte.
Nicht dass der Erfolg in der Teckstadt in dieser Saison ein so seltener Gast wäre, dass man selbst Niederlagen überschwänglich feiern müsste. Nein, die Mannschaft hatte sich ihren Applaus redlich verdient. Es waren die wenigsten der mehr als tausend Zuschauer, die nach der Schlusssirene ihren Platz verließen. Trotz einer am Ende noch deutlichen Niederlage und trotz eines Schlussviertels, das mit 14:23 verloren ging. Eine Geste der Fans, die auch der Trainer zu schätzen wusste: „Das ist es, was wir brauchen“, meinte Michael Mai mit Blick auf die in drei Wochen beginnenden Play-offs.
Ein Trainer, der mit Almosen zufrieden ist? Wohl kaum. Eine Niederlage bleibt eine Niederlage. Im Hinspiel hielten die Ritter eine Viertelstunde lang mit, am Samstag war es eine gute halbe. „Wir brauchen das Bewusstsein, dass wir in den Play-offs solche Spiele gewinnen können“, sagt der Coach. Dass es am Samstag nicht gereicht hat, lag am immensen Druck, den der Tabellenführer über 40 Minuten aufrecht hielt. Kirchheim traf in der ersten Hälfte hochprozentig aus der Distanz, in der Zone war gegen die kompromisslose Defense des Spitzenreiters hingegen kaum ein Durchkommen. Das kostete Kraft, die am Ende fehlte. Neun der insgesamt elf Ballverluste leisteten die Knights sich nach der Pause. Doch die Gastgeber kämpften, entschieden das Rebound-Duell knapp für sich. Auch dank des Kleinsten, der mit elf zweiten Bällen und 15 Punkten über sich hinaus wuchs: Nur eine Korbvorlage fehlte Carrington Love zum ersten Triple-Double in dieser Saison.
In einem Spiel auf hohem Niveau war Kirchheim bis zum Schlussviertel ein ebenbürtiger Gegner. Dann erst machte sich bezahlt, worauf der Rest der Liga mit Neid blickt: eine Bank, die im Gros der Pro-A-Klubs vermutlich in der Starfünf stünde - trotz einiger Ausfälle beim Tabellenführer. Ein viertelübergreifender 10:0-Run des MBC, und das Spiel war entschieden, nachdem sich die Fehler und Konzentrationsschwächen auf der Gegenseite häuften.
Am Sonntag heißt der Gegner nun Ehingen, und Michael Mais Hauptaufgabe wird sein, gegen den Abstiegskandidaten eine ähnlich motivierte Mannschaft aufs Parkett zu schicken wie zuletzt gegen den Tabellenführer. „Wir wissen, dass wir noch einen Sieg brauchen, um uns das Heimrecht zu sichern“, sagt der Trainer. „Und wir wissen, dass es besser ist, dies gleich in Ehingen zu erledigen.“ An der Donau wartet ein Team, das ums Überleben kämpft. Nach der Niederlage im Abstiegsduell am Samstag gegen Baunach - der fünften in Serie - steht die Mannschaft mit dem Rücken zur Wand. Das lange Zeit komfortable Polster ist weg. Die Steeples sind inzwischen punktgleich mit einem Abstiegsplatz.