Lokalsport

Die Bombe platzt lautlos

Jesinger Damen-Team ist aufgelöst – Spielerinnen wechseln nach Nürtingen

Überraschende Wende in der Jesinger Basketballszene: Die Damen-Mannschaft existiert nicht mehr. Sämtliche Spielerinnen, die noch vor knapp zwei Monaten triumphal die Landesliga-Meisterschaft und die damit verbundene Oberliga-Rückkehr gefeiert hatten, sind ab sofort für die TG Nürtingen am Ball.

Die Jesinger Basketballerinnen (Daniela Fischer am Ball) gehen künftig für die TG Nürtingen auf Oberliga-Korbjagd. Foto: Daniel
Die Jesinger Basketballerinnen (Daniela Fischer am Ball) gehen künftig für die TG Nürtingen auf Oberliga-Korbjagd. Foto: Daniel Kopatsch

Kirchheim. Die Bombe platzte lautlos: Noch haben längst nicht alle Kirchheimer Basketball-Insider vernommen, dass es Damen-Basketball beim TSV Jesingen auf Wettbewerbsebene ab sofort nicht mehr geben wird. Wochenlang war der im 17. Mannschafts-Jahr bevorstehende Bruch von den Verantwortlichen unter der Decke gehalten worden – bis soeben der neue Oberliga-Spielplan 2015/16 veröffentlicht wurde. Ohne den Namen des Aufsteigers TSV Jesingen.

Das überraschende Fehlen hatte zum Hintergrund, dass die Mannschaft offiziell nicht angemeldet worden war. Die TSV-Spielerinnen selbst waren es, die sich solch einem Schritt widersetzt und gegenüber Basketball-Macher Frank J. Rödel ein „Weiter so“ verweigert hatten. Hauptgrund ihres Frusts: Die seit längerer Zeit stagnierende Zahl leistungsstarker TSV-Spielerinnen. „Manchmal kamen sieben Spielerinnen ins Training, manchmal sechs, manchmal nur vier. Eine richtige Übungseinheit mit einem Spiel fünf gegen fünf war nie möglich“, sagt Spielerin Daniela Fischer. Hilfe aus dem Nachwuchsbereich der U19-Mannschaft sei nicht in erhofftem Maße gekommen, und zu allem Überfluss bekam die Mannschaft auch noch mit (Erfolgs-)Trainer Hugor Buka ein Problem – das Frustprotenzial der TSV-Akteurinnen war so groß, dass sie eine Oberliga-Vorbereitung in den Lehenäckern unter den gegebenen Verhältnissen nach zwei internen Diskussionsrunden ablehnten. Fischer: „Unser Entschluss war einstimmig. Man muss sehen, dass einige TSV-Spielerinnen schon in höheren Ligen gespielt haben und an das Training andere Ansprüche haben.“

Danach versuchte Rödel, zu retten, was zu retten ist – „sein Baby“, wie er das von ihm 1998 gegründete Damenteam nannte, sollte irgendwie am Leben bleiben. Doch der Plan, eine offizielle Spielgemeinschaft mit dem jahrelangen Trainingspartner TG Nürtingen zu installieren, scheiterte an den Verbandsstatuten. „Demnach hätten beide Vereine sämtliche Mannschaften in SG Nürtingen/Jesingen umbenennen müssen, aber das wollte keiner.“

Und so passierte es schließlich, dass die Spielerinnen des TSV Jesingen „mangels Alternative“ (Fischer) dieser Tage geschlossen zur TG Nürtingen überwechselten – und dort für die nächste Überraschung sorgten: Obwohl die TG-Damenmannschaft überhaupt kein Startrecht in der Oberliga besitzt, wird sie in der kommenden Saison genau in dieser Spielklasse auf Punktejagd gehen. Siehe Spielplan.

Der TSV Jesingen raus, die TG Nürtingen als nicht qualifizierter Club dafür in die Oberliga rein – selbst Ulrich Tangl staunte über das kuriose Bäumchen-wechsle-dichSpiel zuletzt nicht schlecht. „Solch einen Fall habe ich in meiner ganzen Laufbahn noch nie erlebt“, sagte der intime Basketball-Szenenkenner, der es als VfL-Spieler in den 1970er- und 1980er-Jahren bis in die Regionalliga gebracht hatte und bis heute Trainer ist.

Wie Tangl mögen sich über den Besetzungs-Wechsel in der Damen-Oberliga viele wundern. Rechtens ist er allemal, wie Joachim Spiegler, Vizepräsident des Basketball-Verbandes Baden-Württemberg (BBW), auf Nachfrage bestätigt: „In den Spielstatuten ist festgelegt, dass Vereine ein Spielrecht in einer Spielklasse auf einen zweiten Verein übertragen können.“