Lokalsport

Die den Bogen raus hat

Feldbogenschützin Daniela Klesmann aus Frickenhausen hat sich für die WM in Dublin qualifiziert

Daniela Klesmann aus Frickenhausen hat sich zum ersten Mal für eine Feldbogen-WM qualifiziert. Ende September will sie in Dublin unter die Top Acht.

Volker Kindermann, Daniela und Richard Klesmann (von links) haben die Feldbogen-WM im Visier. Foto: Holzwarth
Volker Kindermann, Daniela und Richard Klesmann (von links) haben die Feldbogen-WM im Visier. Foto: Holzwarth

Nürtingen. Ihr Vater Richard (55) und ihr Freund Volker Kindermann (29), die ebenfalls für die Bogenschützen Nürtingen (BSN) starten, hoffen noch auf die WM-Teilnahme. Sie haben die Chance, sich die Fahrkarte nach Dublin bei den noch ausstehenden Qualifikationen zu holen. „Die Möglichkeit, dass wir noch ins Nationalteam rutschen, steht fifty-fifty“, so Kindermann.

Daniela Klesmann drückt den beiden die Daumen. Sie hat die Qualifikations-Anforderungen bereits zweimal geschafft. Dementsprechend riesig war die Freude. „Ich will den Männern immer zeigen, wo der Barthel den Most holt.“ Das sagt eine selbstbewusste und nervenstarke Frau, die den Bogen raushat.

Ihr Ziel bei der WM in Dublin ist ein Platz unter den ersten acht. Alles andere wäre unrealistisch. Als „völlig utopisch“ bezeichnet sie den Titel. Da gebe es so viele hervorragende Schützinnen, die unter Profibedingungen trainierten. Beispiel Südkorea, wo Bogenschießen so populär ist wie bei uns Fußball. Die Asiatinnen sind bei Unternehmen angestellt und machen nichts anderes, als ihrem Sport nachzugehen. Die besten deutschen Schützinnen arbeiten bei der Polizei, der Bundeswehr oder beim Zoll. Dort wird ihnen genügend Zeit zum Trainieren eingeräumt.

Die Konstrukteurin Daniela Klesmann hat in den vergangenen Jahren auch an ihrer sportlichen Laufbahn „gebaut“. Viermal in der Woche ist sie auf dem Nürtinger Bogenplatz, direkt an der B 313 zwischen der Enzenhardtsiedlung und der Abzweigung Richtung Raidwangen. An den Wochenenden geht’s oft zu Wettkämpfen quer durch Deutschland. Der Aufwand macht sich bezahlt. Vergangenes Jahr wurde sie bei der EM in Polen Achte. 2017 will sie wieder nach Polen. Dann stehen die World Games auf dem Programm.

„Ich bin natürlich stolz auf Daniela“, sagt Vater Richard. Er hat seine Tochter mit acht Jahren auf das Vereinsgelände mitgeschleppt und sie nach und nach in die Geheimnisse des Bogensports eingeführt. Der 55-Jährige erzielte mit dem Feldbogen schon etliche Top-Platzierungen: 2013 Europameister mit der Mannschaft, 2014 deutscher Meister, Elfter bei den World Games und Sechzehnter bei der WM. Ein Sehnenriss in der Schulter warf ihn vergangenes Jahr zurück. Daniela Klesmanns Freund Volker Kindermann qualifizierte sich noch nie für eine EM oder WM und will deshalb alles daransetzen, um in Dublin dabei zu sein.

Ohne Ferngläser durch den Wald

Feldbogenschießen ist eine nicht-olympische Disziplin im Wald, die mit allen Typen geschossen werden kann. Im Gegensatz dazu findet das sogenannte Fita-Schießen auf Bogenplätzen mit festen Entfernungen statt und wird bei Olympischen Spielen ausgetragen. Das Feldbogenschießen wird an mindestens zweimal zwölf Stationen absolviert, die dem vorhandenen Gelände angepasst werden. Zwei Runden: Das Feldbogenschießen unterteilt sich in zwei Runden. Die erste wird auf unbekannte Entfernungen geschossen. Dabei werden Distanzen von maximal 30 Metern geschossen, viele sind auch kürzer. Die Aufgabe der Bogenschützen in dieser ersten Runde ist nicht nur der reine Schießablauf, sondern vor allem die korrekte Entfernungsabschätzung zum Ziel. Denn nur dadurch ist ein guter Treffer möglich. Technische Hilfsmittel wie Ferngläser sind nicht erlaubt. Ziel in der Landeschaft In der zweiten Runde wird auf die gleichen Ziele geschossen, jedoch handelt es sich nun um bekannte Entfernungen, die dafür weiter weg liegen. Die Schießpositionen sind mit farbigen Pflöcken markiert. Auf diese Weise wissen die Schützen, von wo aus geschossen werden soll. Die Ziele sind in die Landschaft eingebettet. Dies führt dazu, dass nicht nur eben geschossen wird, sondern dass auch Anstiege oder Abhänge zu bewältigen sind.hje