Lokalsport
Die EWS-Arena trägt Gelb

Basketball Die Knights bezwingen vor einer erneut beeindruckenden Kulisse in Göppingen den Tabellenvierten aus Gießen mit 97:82. Fast 4000 Fans feiern ein rauschendes Basketball-Fest. Von Bernd Köble

Was für ein Abend: Die Göppinger EWS-Arena als Kirchheimer Hexenkessel, und das schon lange vor dem Tipp-off. Eine Kulisse mit erneut knapp 4000 Zuschauern, und diesmal passte auch das Ergebnis: Mit 97:82 nach einem packenden Kampf gegen den Tabellenvierten aus Gießen haben sich Kirchheims Zweitliga-Basketballer für die Auftaktniederlage im Oktober an selber Stelle gegen Tübingen entschädigt. Doch es gibt Spiele, da ist das Ergebnis zweitrangig. Eine derartige Kulisse bei einem Spiel ohne sportlichen Stellenwert – die Playoffs sind für Kirchheim seit vergangener Woche bereits Geschichte – das hatten selbst kühnste Optimisten nicht erwartet. Auch nicht der Caterer in der Halle, der schon beim Aufwärmen schleunigst Brötchen nachordern musste.

Die Knights begannen wie schon gegen Bochum konzentriert und aggressiv in der Verteidigung und mit mehr Konsequenz im Abschluss als der Gegner. Mit einer Wurfquote aus dem Feld von 52 Prozent zeigten sich die Kirchheimer treffsicher wie selten in dieser Saison. Igor Perovic sorgte gleich beim Start für die erste Überraschung des Abends, indem er den 17-jährigen Nil Failenschmid in die Starting Five beorderte. „Nil ist unser Junge. Er hat eine tolle Entwicklung genommen. Solche Tage sind die beste Gelegenheit, einen jungen Spieler voranzubringen,“ meinte Perovic nach dem Spiel.

In einem völlig ausgeglichenen ersten Viertel sorgten Besnik Bekteshi und Jonas Niedermanner mit zwei erfolgreichen Dreiern zum 25:16 erstmals für eine deutlichere Kirchheimer Führung, ehe der Ex-Kirchheimer Nico Brauner per Buzzerbeater zum 28:21-Viertelstand verkürzte.

Kirchheim blieb auch im zweiten Abschnitt die tonangebende Mannschaft. Michael Flowers, der schon zur Halbzeit 13 Punkte verbuchte und am Ende mit 31 Zählern und acht Assists der Mann des Abends war, sorgte gemeinsam mit Tyrone Nash als verlässliche Anspielstation unterm Korb weiter für eine komfortable Führung, die zwischenzeitlich auf neun Zähler anwuchs. Doch Gießen hielt dagegen. Vor allem Stefan Fundic, zur Pause bereits mit elf Punkten und acht Rebounds nah am Double-Double, unterstrich, warum er zurzeit einer der besten Center in der Liga ist. Zur Halbzeit betrug der Kirchheimer Vorsprung plötzlich nur noch einen Punkt.

„Wir haben gut gescort, aber zuviel zugelassen, das war heute nicht unser Tag,“ bilanzierte Gießens Coach Frenki Ignjatovic, der sich von der Kulisse begeistert zeigte. „Gratulation, was Kirchheim hier auf die Beine bestellt hat, ist beeindruckend. Das hätte ich mir schon damals gewünscht,“ meinte Ignjatovic mit Blick auf seine sechsjährige Trainerzeit unter der Teck, die 2014 endete.

Nach der Pause wurde das Spiel dann deutlich hektischer, mit viel Tempo und Aggressivität auf beiden Seiten – und weiterhin offensivstarken Rittern. Anders als die Woche zuvor in Bochum folgte diesmal nicht der Einbruch. Im Gegenteil: Michael Flowers mit seinen Punkten 21 und 22 von der Freiwurflinie sorgte eineinhalb Minuten vor Ende des dritten Viertels zum ersten Mal für eine Zehn-Punkte-Führung (69:59). Mit einem 74:63 ging es in den Schlussabschnitt.

Der war dann endgültig nichts für schwache Nerven. Erst traf Flowers per Dreier zum 80:69. Direkt im Anschluss hätte Richie Williams auf 13 Punkte erhöhen können, doch sein Dreier zählte wegen eines vorangegangenen Offensivfouls von Ty Nash nicht. Die Gießener unterstrichen in den Schlussminuten, warum sie in dieser Saison die Mannschaft für die ganz engen Spiele in der Liga sind. Doch die Knights bewiesen auf der Zielgeraden das, was man eigentlich aus der Sporthalle Stadtmitte kennt: eiserne Nerven und ein großes Kämpferherz. Beim 95:80 durch Ty Nash etwas mehr als eine Minute vor dem Ende war am Kirchheimer Sieg nicht mehr zu rütteln. Die Schlusssekunden waren dann für Mannschaft, Trainer und Betreuer nur noch Zeit zum Genießen: mit fast 4000 frenetisch feiernden Fans, die ihrem Team stehend Respekt zollten.

Bozic wird Namensgeber der Knights

Die Knights werden künftig eine von derzeit elf Mannschaften in der 2. Basketball-Bundesliga sein, die einen Werbepartner im Namen tragen. Der Kirchheimer Bauspezialist Bozic Estriche, ein Unternehmen mit rund 60 Mitarbeitern, das seit einem Vierteljahrhundert seinen Sitz in der Teckstadt hat, wird sich für zunächst zwei Jahre das Namensrecht bei den Knights sichern. Eine Nachricht, die am Samstag in der EWS-Arena kurz vor Spielbeginn verkündet wurde. Wie der neue Name letztlich lauten wird, steht noch nicht fest. „Darüber werden wir uns erst in den nächsten Wochen Gedanken machen,“ sagt Knights-Geschäftsführer Chris Schmidt, der von einem „Meilenstein“ in der Entwicklung der Knights spricht. „Dass das Engagement aus den eigenen Reihen kommt, ist umso toller.“ Stanislav Bozic ist seit 2010 Mitgesellschafter der Knights GmbH und mit seinem Unternehmen seitdem als Geldgeber mit an Bord. Dass er sein Engagement nun ausdehnt, hat mehrere Gründe: „Sport hat in unserer Familie immer eine wichtige Rolle gespielt“, sagt der gebürtige Serbe. Gleichzeitig wolle er der Stadt, in der er vor mehr als 25 Jahren offen aufgenommen worden sei, etwas zurückgeben. Völlig neue Spielräume eröffnet die Partnerschaft den Rittern allerdings nicht. „Es hilft uns, die entstandene Lücke weitgehend zu schließen,“ betont Chris Schmidt. Erstmals seit drei Jahren müssen die Knights mit einem leicht rückläufigen Etat in die Planungen für die kommende Saison gehen. Ein Umstand, der sich auch im Teambudget niederschlagen wird. Einige Sponorengespräche stehen allerdings im Frühjahr noch aus. „Wir haben keine existenziellen Sorgen,“ unterstreicht Schmidt, der pünktlich vor Ablauf der Frist am 15. April die Lizenzunterlagen für die kommende Zweitligasaison eingereicht hat. Die beginnt am 30. September.  bk