Lokalsport

Die Gallier

Seit 2007 existiert im deutschen Basketball die eingleisige zweite Liga in Form der Pro A. Seit 2008 sind Kirchheims Korbjäger ohne Unterbrechung dabei. Acht überaus erfolgreiche Jahre, das dürfte in der Gesamtschau niemand bestreiten. Vizemeister 2012, fünfmal unter den besten fünf Teams der Liga. Die Knights haben Kirchheims Sportlandschaft geprägt, keine Frage. Der Heimspiel-Samstag in der Sporthalle Stadtmitte bietet seit knapp einem Jahrzehnt eine Bühne mit hohem Unterhaltungswert. Mit triumphalen Momenten, knisternder Spannung und sportlichen Dramen. Ein Hexenkessel, ebenso gefürchtet wie geachtet. Die Quelle, die solche Emotionen speist, ist immer die gleiche: Der Kampf des David gegen Goliath. Klein gegen Groß. Arm gegen Reich. Das gallische Dorf an der Teck, das den Metropolen-Klubs seit Jahren die Stirn bietet und der wirtschaftlichen Auslese im Profi-Basketball erfolgreich Widerstand leistet.

Bis zuletzt hat das prächtig funktioniert: Platz drei im Frühjahr trotz geschrumpften Etats. Die Kirchheimer als heimliche Meister – im Improvisieren. Wieder einmal. Doch diesmal könnte alles anders sein. Entgegen der Devise im Vorjahr, auf Kontinuität und eine identitätstiftende Mannschaft setzen zu wollen, folgt nun wieder ein Neubeginn mit allen bekannten Risiken. Dass sich Spieler in Kirchheim entwickeln und damit für potentere Vereine zur Verlockung werden, ist nichts Negatives. Das sind die Regeln. So ist der Markt. Anders ausgedrückt: Kontinuität muss man sich leisten können.

25  Prozent Etatwachstum bis zum nächsten Sommer, oder der Traum von der zweiten Liga ist ab 2017 ausgeträumt. Die nüchterne Rechnung von Knights-Geschäftsführer Christoph Schmidt, aufgemacht vor wenigen Wochen im Zeitungsinterview, ist mehr als das Klappern, das bekanntlich zum Geschäft gehört. Es ist ein Hilferuf, der klarmachen soll: Diesmal ist die Lage ernst. Die Liga hat aufgezeichnet, wohin die Reise gehen soll und die Mehrheit der Klubs scheint dafür besser gewappnet zu sein als die bisher so wehrhaften Ritter.

Stagnation ist der Anfang eines jeden Endes. Das gilt im bezahlten Sport ebenso wie in jedem anderen Wirtschaftszweig: Wer mit den wachsenden Anforderungen des Zweitligabetriebs künftig Schritt halten will, der braucht professionelle Strukturen und starke Finanzpartner, die willens und in der Lage sind, allein der Sache wegen den nächsten Schritt zu wagen. Von all dem gibt es in Kirchheim im Moment zu wenig. Insofern könnte die Saison, die jetzt beginnt, für die Knights zu einer schicksalhaften werden – mit oder ohne sportlichen Erfolg.

BERND KÖBLE