Lokalsport

Die Himmelsrenner heben ab

Segelfliegen Am heutigen Samstag fällt der Startschuss für die 53. Auflage des internationalen Hahnweide-Wettbewerbs. 102 Teams aus elf Ländern nehmen teil. Von Lars Reinhold

Ein Doppelsitzer mit 20 Metern Spannweite im Anflug auf die Hahnweide. Foto: Kathrin Wötzel
Ein Doppelsitzer mit 20 Metern Spannweite im Anflug auf die Hahnweide. Foto: Kathrin Wötzel

Für die nächsten sieben Tage steht der Kirchheimer Flugplatz Hahnweide wieder zu 100 Prozent im Zeichen des lautlosen Luftsports. Das Teilnehmerfeld der insgesamt 102 Teams aus elf Ländern zeigt einmal mehr den hohen Stellenwert, den der Hahnweide-Wettbewerb in der internationalen Szene genießt. Die größte Delegation ausländischer Sportler stellen auch dieses Mal die Briten mit 16 Teams, die weiteste Anreise nehmen wie in den Vorjahren die Teilnehmer aus Australien und Neuseeland auf sich. „Es ist schon ein Phänomen, welche Anziehungskraft der Wettbewerb seit vielen Jahren weit über Deutschland hinaus hat“, sagt Wettbewerbsleiter Reinhard Diez. „Schon zu meiner Jugendzeit war es einer der wichtigsten Wettbewerbe hierzulande, und dieser Nimbus hat sich gehalten.“

So das Wetter den Segelfliegern hold ist, beginnen die Wettbewerbsflüge am Samstagvormittag. Gestartet wird in fünf Klassen: Die Flugzeuge der Standardklasse und der 15-Meter-Klasse haben einen Piloten und 15 Meter Spannweite, erstere zudem ein festes Flügelprofil, zweitere hingegen auftriebserhöhende Klappen an den Hinterkanten der Tragflächen. In der 18-Meter-Klasse sind Einsitzer mit 18 Metern Spannweite mit und ohne Auftriebshilfen zugelassen. In der Offenen Klasse fliegen ein- und zweisitzige Flugzeuge, die abgesehen von der maximalen Abflugmasse keinen Beschränkungen unterliegen, die Doppelsitzerklasse schließlich umfasst Segler mit zwei Sitzplätzen und einer maximalen Spannweite von 20 Metern.

Strecken über 500 Kilometer

Die Wettbewerbsaufgaben werden in Abhängigkeit von den Wetterbedingungen ausgeschrieben. Die Strecken umfassen zwischen 200 und 500 Kilometern und führen die Teilnehmer regelmäßig über Schwäbische und Fränkische Alb sowie den Schwarzwald. Logisch: Der Wettbewerbsraum ist mit der deutschen Flugsicherung abgestimmt. Ziel ist es, sie in der kürzest möglichen Zeit zurückzulegen. Dabei werden bei optimalem Wetter Durchschnittsgeschwindigkeiten von bis zu 140 Stundenkilometern erreicht.

Aus dem Zusammenstoß von zwei Flugzeugen, der im vergangenen Jahr den Hahnweide-Wettbewerb überschattet hatte, hat das Organisationsteam um Diez entsprechende Konsequenzen gezogen. „Zum einen haben wir die Teilnehmerzahl etwas reduziert, um alles etwas ,luftiger‘ zu machen“, erklärt Diez. Zum anderen würden neue Abflugverfahren erprobt, die einer Pulkbildung entgegenwirken. Sogenannte Flugzeug-Pulks bilden sich oft, wenn ein leistungsstarker Pilot seinen Wertungsflug beginnt und sich andere an ihm orientieren und ihm hinterher fliegen. Sobald dann eine größere Gruppe von Flugzeugen im gleichen Aufwind kreist, steigt das Kollisionsrisiko. „Schließlich wollen wir gefährliche Annäherungen analysieren und gegebenenfalls ahnden, um die Piloten anzuhalten, ausreichende Abstände einzuhalten. Gerade bei einem solch starken Feld tut es weh, wenn man durch Regelverletzungen Punkte abgezogen bekommt. Am Ende können wenige Zähler entscheiden.“

Mit Proviant geht‘s los

Für die Piloten heißt es von heute an, jeden Morgen ihre Flugzeuge mit Proviant auszurüsten und mit Wasser zu betanken, damit sie möglichst schwer sind und nach dem Steigen in der Thermik möglichst viel potenzielle Energie in kinetische Energie umwandeln können. Denn ein schwereres Flugzeug steigt zwar etwas schlechter, kann aber mit höherer Geschwindigkeit zwischen den Aufwinden fliegen als ein ähnliches, aber leichteres Muster.

Bis zum Briefing um 10 Uhr, bei dem die Tagesaufgaben bekanntgegeben werden, müssen alle Flugzeuge in der Startaufstellung stehen. Gegen 11 Uhr beginnen die Motorflugzeuge mit ihrer Arbeit und bringen die Flugzeuge in die Luft, 20 Minuten nach dem letzten Start der jeweiligen Klasse wird der Abflug freigegeben und das Rennen beginnt. Zwischen zwei und vier Stunden sind die Teams dann unterwegs, bis am Nachmittag die ersten Piloten wieder auf der Hahnweide erwartet werden.

Wer die Anflüge beobachten will, positioniert sich am besten in der Nähe des „Dettinger Buckels“, dem Hügel östlich des Flugplatzes. Hier befindet sich die imaginäre Ziellinie, die überflogen werden muss, um einen Wertungsflug zu beenden.

Während des Wettbewerbs werden zahlreiche Besucher auf der Hahnweide erwartet. An der Halle der Fliegergruppe Wolf Hirth sorgt die Gastronomie für leibliches Wohl. Außerdem können sich Interessierte hier über den Segelflugsport informieren.