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„Die jüngere Generation hat einfach andere Vorlieben“

Fußball Der designierte Obmann der Schiedsrichtergruppe Nürtingen weiß um die schwierige Nachwuchsgewinnung.

Wie gewinnt man motivierte, junge Leute für die Schiedsrichterei? Der neue Obmann der Gruppe Nürtingen, Steffen Müller, will Ant
Wie gewinnt man motivierte, junge Leute für die Schiedsrichterei? Der neue Obmann der Gruppe Nürtingen, Steffen Müller, will Antworten finden. Symbolbild: Markus Brändli

Frickenhausen. Steffen Müller wird am heutigen Freitag in Frickenhausen zum neuen Obmann der Schiedsrichtergruppe Nürtingen gewählt. Der für den TSV Kohlberg pfeifende und in Nürtingen lebende Unparteiische wird Nachfolger des Neckartailfingers Harald Kuhn. Auf den 36-Jährigen warten viele Aufgaben - zumal die vergangenen Monate im Fußballbezirk von Unruhe geprägt waren. Von Reimund Elbe

Herr Müller, was wollen Sie als neuer Schiedsrichterobmann ändern, beibehalten, weiterentwickeln?

Steffen Müller: Ein Hauptziel ist zweifelsohne, die Schiedsrichterzahl zu stabilisieren sowie unsere Gruppe qualitativ nach vorne zu bringen. Letztendlich geht es da­rum, die langjährige und erfolgreiche Arbeit von Harald Kuhn fortzusetzen.

Die rückläufige Zahl an Schiedsrichtern hat ihr Vorgänger Kuhn deutlich thematisiert. Zwar wurde in der Vergangenheit viel probiert, um den Abwärtstrend zu stoppen, der Erfolg war jedoch überschaubar. Welche Impulse möchten Sie setzen?

Müller: Das Problem, Nachwuchs zu generieren, ist vielschichtig, betrifft alle Vereine und Institutionen im Ehrenamtsbereich. Wir tun uns hier genauso schwer wie viele Klubs, da es in den jüngeren Generationen heute einfach andere Schwerpunkte und Vorlieben gibt. Die Schiedsrichter werden von den Vereinen gestellt. Kommt von dort nichts, wird es eng, und unser Handlungsspielraum ist begrenzt. Mit dieser Entwicklung haben aber alle Schiedsrichtergruppen im Verbandsgebiet zu kämpfen. Ein Impuls könnte sein, Anreize zu schaffen, um die aktuellen Schiedsrichter so lange es geht zu halten. Dies ist für mich ein konkreter Ansatzpunkt.

Gewalt gegen Schiedsrichter ist ebenso zu einem Problem geworden. Wie sehen Sie die Lage im Bezirk, auch im Vergleich zu anderen Bezirken?

Müller: Gewalt gegen Schiedsrichter ist leider nicht nur ein Problem im Bezirk, sondern eine bundesweite Erscheinung. Respektlosigkeiten gegenüber Mitmenschen machen eben auch vor Schiedsrichtern nicht halt. Ich würde unsere Lage nicht besser oder schlechter als im Verbandsgebiet einschätzen. Ab und an hat es den Anschein, dass es sich etwas bessern würde, ausreichend ist dies allerdings noch lange nicht.

Im Fußballbezirk herrschte nicht erst seit dem Rücktritt des Vorsitzenden Karl Stradinger große Unruhe. Wie haben Sie diese Phase als Schiedsrichter erlebt?

Müller: Jeder Teilbereich im Fußballbezirk hatte seine eigenen Ansichten und ging deshalb mit den Anforderungen des Bezirksvorsitzenden entsprechend um. Wir blicken jetzt aber konsequent nach vorne und wollen zu dieser Frage keine weiteren Kommentare mehr abgeben.

Glauben Sie, dass beim Bezirkstag in Jesingen Ende März alle Gräben zugeschüttet werden - immerhin war der Disput zwischen Bezirksvorstand und einzelnen Schiedsrichtergruppen eines der Hauptprobleme?

Müller: Der Bezirkstag hat im Grundsatz nichts mit den Schiedsrichtern und den jeweiligen Gruppen zu tun. Mir persönlich ist nur wichtig, dass wir in der Zukunft wieder die Zusammenarbeit untereinander an die erste Stelle setzen, im Sinne ds Bezirks und des Fußballsports. Ständige Pressemitteilungen quer durch das Verbandsgebiet mit negativem Touch müssen der Vergangenheit angehören.

Zehn Jahre vorausgeblickt: Wo würden Sie das Schiedsrichterwesen im Bezirk dann gerne sehen?

Müller: Wie erwähnt, muss es ein Ziel sein, die Schiedsrichterzahlen in unserem Bezirk zu halten, was alleine schwierig genug sein wird. Qualitativ ist unser Bezirk auch jetzt in der Spitze gut aufgestellt und wird es mit Sicherheit auch künftig sein. Dafür investieren alle drei Schiedsrichtergruppen im Bezirk bereits sehr viel und werden das auch zukünftig tun. Dies ist eine gute Basis, um auch in zehn Jahren gut dazustehen.

Die Zahlen stagnieren

141 Unparteiische greifen in der Schiedsrichtergruppe Nürtingen aktuell zur Pfeife. Dazu kommen noch sieben passive Mitglieder. Obwohl 22 Neulinge gewonnen werden konnten, hat sich die Zahl im Vergleich zur letzten Hauptversammlung 2015 nicht verändert - seitdem sind genauso viele Schiedsrichter ausgeschieden.tb