Es war das, was man im Sport-Sprech einen Arbeitssieg nennt. Nicht nur auf dem Parkett, auch daneben. Was die Knights-Supporters am Sonntag zu verrichten hatten, war nicht minder schweißtreibend als der Kampf unter den Körben. Aus vollen Kehlen gegen die Lethargie auf den Rängen – Basketball lebt nun mal von Emotionen, und die hielt der mit Basstrommel und Megafon bewaffnete „sechste Mann“ in der Halle für ausbaufähig. Was dem Block der Treuesten eine Halbzeit lang kaum gelang, schaffte die Mannschaft gegen Ende aus eigenen Stücken: Nach einer Pass-Stafette über sieben Stationen landete der Ball auf dem Flügel bei Rhondell Goodwin, und der versenkte seinen vierten von insgesamt fünf Dreiern an diesem Abend. Das Publikum flippte aus, und die Crunchtime war eröffnet.
Szenen, die auch einen Stoiker wie Igor Perovic kurzzeitig in Wallung bringen. Schließlich sind es Momente wie diese, für die ein Trainer arbeitet, auch wenn am Ende nur der Sieg zählt. Vier Punkte aus den beiden Partien am Freitag in Ehingen und am Sonntag zuhause gegen den Aufsteiger aus Itzehoe, das ist mehr als die volle Miete. Weil die Probleme aus Kirchheimer Sicht dabei mindestens so groß waren wie der Druck, gegen zwei Teams aus dem unteren
Tabellendrittel gewinnen zu müssen. Mit Bulajic und Bekteshi saßen zwei deutsche Guards nur auf der Bank. Bekteshi warf nach dem Aufwärmen in Ehingen wegen Nackenproblemen das Handtuch, Bulajic soll nach auskurierter Sprunggelenksverletzung frühestens Anfang Dezember wieder eingreifen. Dazu mussten mit Williams und Goodwin zwei zentrale Kräfte im Training unter der Woche kürzertreten. „Wie sich die Mannschaft unter diesen Bedingungen durch die beiden Spiele gekämpft hat, verdient Respekt,“ sagt deshalb ihr Trainer. Goodwins Würfe waren in kritischen Phasen Balsam auf angespannte Nervenstränge, Williams unterstrich gegen Liga-Topscorer Chis Hooper, warum er für die Knights auch defensiv so wertvoll ist, und Till Pape tat in beiden Spielen das, was ein echter Kapitän in kritischen Momenten tut: Er geht mit gutem Beispiel voran. Papes schnörkelloses und gnadenlos effektives Spiel macht ihn im Moment zum vielleicht wertvollsten Mann im Kirchheimer Team.
Gerade oder eben auch, weil vieles noch nicht rund läuft. Weil die Ritter auf viele Fragen keine Antworten finden. Wenn wie gegen Schwenningen der Korb wie vernagelt scheint, oder wenn der Gegner wie am Sonntag den Spielaufbau schon in der eigenen Hälfte stört. Warum die Eagles ihre erfolgreiche Pressverteidigung gegen foulbelastete und müder werdende Ritter im Schlussviertel nicht konsequent fortgeführt haben, ist eine Frage, die wohl nur ihr Coach Pat Elzie beantworten kann. Knights-Sportchef Chris Schmidt ist mit der augenblicklichen Lage zufrieden. Dass die Mannschaft in dieser Form erst seit wenigen Wochen beisammen ist, wird er nicht müde zu betonen. „Bei vielen Abläufen fehlt noch die letzte Präzision,“ sagt er. „Wir haben an diesem Wochenende unsere Hausaufgaben gemacht.“ Und: „Wir werden von Woche zu Woche besser.“
Zwei ehemalige Weggefährten
Pat Elzie und Igor Perovic – am Sonntag standen sie sich als Gegner an der Seitenlinie gegenüber. Kurz vor dem Spiel der Knights gegen die Eagles aus Itzehoe war für beide Trainer Gelegenheit, sich über alte Zeiten auszutauschen. Den 60-jährigen Amerikaner, der die Knights 2008 in die Pro A führte, und den 47-jährigen Serben verbindet eine gemeinsame Zeit in Tübingen, auch wenn sie kurz war.
Igor Perovic wechselte im Sommer 2005 als Spielmacher von Würzburg zu den Tigers. Es war seine zweite Station als Spieler in Deutschland und sein Trainer in Tübingen hieß Pat Elzie. „Ein sehr angenehmer Coach und ein toller Mensch,“ urteilt Kirchheims Headcoach über seinen damaligen Lehrmeister, dessen Faible für physisch starke Spieler und knallharte Verteidiger auch am Spiel gegen die Knights abzulesen war. Beider Zusammenarbeit dauerte allerdings nur wenige Monate. Im Januar 2006 musste Elzie nach einer Serie von Niederlagen gehen. Drei Jahre später übernahm Perovic das Amt, indem er beim schwäbischen Erstligisten vom Spielfeld auf die Trainerbank wechselte. bk