Lokalsport

Die Knights sind nicht mehr ohne

Basketball Trainerin Daniela Kolev und ihre Cheerleader feiern morgen gegen Gotha Premiere.

Kirchheim. Halbe Sachen waren im Sport noch nie ihr Ding. Neun deutsche Meistertitel holte sie für den TSGV Albershausen als Juniorin in der Sportakrobatik, nahm an Welt- und Europameisterschaften teil, bevor sie ein Kreuzbandriss mit 18 Jahren zum vorzeitigen Karriereende zwang. Als Trainerin am Leistungszentrum in Aalen blieb Daniela Kolev ihrem Sport noch einige Jahre treu. Danach war Schluss.

Jetzt hat die heute 37-Jährige, die seit einem Jahr in Kirchheim lebt und dort als Unternehmenscoach arbeitet, in ihrer Freizeit ein neues Aufgabengebiet entdeckt. Keine halben Sachen, das gilt noch immer. Deshalb ist für die Cheerleader der Knights, deren Trainerin sie seit Frühsommer ist, im Heimspiel gegen Gotha morgen verspätet Premiere. Mitten in der Saison - aus gutem Grund.

Nur gut vorbereitet an den Start zu gehen, ist für die ehemalige Leistungssportlerin eine Grundregel geblieben. Monatelang war sie auf der Suche, nachdem sie entschieden hatte, den Job zu übernehmen. Nach Freiwilligen, die sich für das Projekt begeistern ließen. Nach Sportlerinnen mit klarem Profil. Inzwischen besteht die Gruppe aus 17 Mitgliedern. Schülerinnen und Studentinnen im Alter zwischen 12 und 28 Jahren. Fast alles ehemalige Sportakrobatinnen, Turnerinnen, Sportgymnastinnen. Eine 20-köpfige Kindergruppe beugt Nachwuchsmangel vor. Zweimal die Woche ist Training. „Wir wollen nicht nur eine Tanzgruppe sein“, sagt Daniela Kolev. „Mittelfristig werden wir akrobatischer sein als die meisten anderen. Das bedeutet viel Arbeit.“ Wie gesagt: Keine halben Sachen.

Man darf gespannt sein. Zwei Jahre nach dem Erstversuch mit einer Schülergruppe des Schlossgymnasiums haben Kirchheims Zweitliga-Basketballer wieder eine Cheerleader-Gruppe. Ihnen gehört die Bühne vor Spielbeginn und in den Pausen. Oft nicht länger als einige Sekunden. Trotzdem sind sie im Profi-Basketball in fast jeder Halle fester Teil der Show.

Für Daniela Kolev ist es zunächst einmal Neuland. Vieles hat sie sich erst abschauen müssen und draufgeschafft. Choreografie, Musik, Ausstattung. Musterland ist die USA, wo Cheerleading als eigenständiger Sport vor allem im Basketball und American Football beheimatet ist. Auch hierzulande mangelt es nicht an Vorbildern. In den Hallen der ersten und zweiten Basketball-Bundesliga oder wie Anfang Dezember bei den deutschen Titelkämpfen der Cheerleader in der Göppinger EWS-Arena. Jasmine Williams, die Frau von Kirchheims Topscorer Jonathon Williams, steht der Gruppe mit Tipps zur Seite. Sie war jahrelang als Cheerleaderin im Programm der Artland Dragons, als die noch in der ersten Liga spielten.

Für die Kirchheimerinnen gilt: Aller Anfang ist schwer. Auch was die Ausstattung betrifft. Obwohl die Gruppe inzwischen sogar einen eigenen Sponsor hat, sind die Uniformen selbst geschneidert. Die Stoffe stammen von einem Hersteller aus Rechberghausen, der auch die Sportakrobaten in der Region beliefert. Für Ware von der Stange gibt es nach oben fast keine Grenzen. 500 Euro pro Exemplar sind keine Seltenheit.

Die Neugierde ist groß. Auch Knights-Chefcoach Michael Mai hat im Training schon mal einen Blick riskiert. Als einziger Mann unter Frauen. Das kann sich ändern. „Wir sind offen“, sagt Daniela Kolev. „Wenn Jungs Interesse haben, mitzumachen, sind sie jederzeit willkommen.“Bernd Köble

Foto: Christian Schlienz