Lokalsport
Die neue Spitze wirkt Wunder

Volleyball Die SG Neckar-Teck steht als Oberliga-Aufsteiger an der Spitze. Die Verpflichtung von Jörg Papenheim als Cheftrainer an der Seite von Steven Simon erweist sich dabei als echter Glücksgriff. Von Reimund Elbe

Es ist eine Geschichte, wie sie im Sport nicht häufig vorkommt. Sie beginnt im Frühjahr 2022. Steven Simon, erfolgreicher Trainer des damaligen Landesliga-Spitzenreiters SG Volley Neckar-Teck, begibt sich auf die Suche nach seinem künftigen Chef. „Ich hatte gemerkt, dass ich an Grenzen gestoßen war in dem, was ich vermitteln kann“, bekennt der heutige Assistenzcoach des Furore-Neulings frank und frei.

Die Nummer eins am Spielfeldrand will künftig in der Oberliga als „Co“ wirken, so der Plan, nimmt deshalb Kontakt mit Jörg Papenheim auf. Als gebürtiger Nürtinger ein Kandidat mit Lokalkolorit, zudem mit einer Vita, die weit über die Region hinausreicht: langjähriger Bundesstützpunktleiter in Berlin, Manager des VC Olympia Berlin, Vorstandsmitglied und Vizepräsident der Volleyball-Bundesliga, Geschäftsführer beim Erstligisten TV Rottenburg. Der Diplom-Kaufmann („ich wusste nicht genau, was auf mich bei der SG zukommt“) überlegt nur kurz. Der Coup glückt. Papenheim übernimmt im Sommer die eben in die Oberliga zurückgekehrte Spielgemeinschaft der Vereine TTV Dettingen, TV Unterboihingen und TG Nürtingen.

„Sicher hat bei der Entscheidung eine Rolle gespielt, dass mein Neffe Felix Henzler hier spielt“, betont der SG-Übungsleiter. Der 18-jährige Mittelblocker Henzler gilt als Talent, das langsam an die „Erste“ herangeführt werden soll. Bald nach dem Wiederaufstieg zeigt sich, dass Papenheim und Simon als Einheit funktionieren. Die SG gewinnt als Aufsteiger acht von zehn Partien, holt 23 von 30 möglichen Punkten. Mit einem 3:1 beim SSV Geißelhardt schließt sie am 17. Dezember ein herausragendes Oberliga-Halbjahr ab. Dass sie mit dem Auswärtstriumph den überraschend schwächelnden Spitzenreiter TSG Tübingen an der Spitze ablöst, fördert die gute Laune zudem.

Das Erfolgsrezept? „Wir tauschen uns untereinander viel aus“, sagt Papenheim, der seit einem schweren Skiunfall 1995 im Rollstuhl sitzt. Ein Austausch, der offenbar auch zur guten Atmosphäre im Team beiträgt. Der Chef trifft die Entscheidungen, holt sich dabei jedoch stets auch die Meinungen des Co-Trainers und der Mannschaft ein. Für Steven Simon eine klassische „Win-win-Situation, ein Lernprozess“.

Lobeshymnen gibt es für das neue Duo nicht nur wegen der sportlichen Situation. Clarissa Preuß, Chefin der Dettinger Volleyball-Abteilung, zeigt sich angetan von der professionellen Arbeitsweise des Trainers. Sie schätze seine „stets positive Art“ und freue sich, dass „Steven einen guten Lehrmeister gefunden hat“, meint die einstige Regionalliga-Akteurin. Papenheim bringe neue Impulse ein. Zuletzt wurde ein Zuspielkorb angeschafft. Solche Bausteine tragen offenbar dazu bei, dass in der SG zunehmend perspektivisch gedacht wird, was sich auch am gemeinsamen Training donnerstags mit der zweiten und Teilen der dritten Mannschaft zeigt. Die Hege und Pflege des Jugendspielerpools, der 18 Talente umfasst, gehört dazu.

Geht es nach der Saison weiter?

Papenheim kann sich ein längeres Engagement bei der SG durchaus vorstellen: „Nach der Runde werden wir die Situation besprechen und schauen, wie das Gesamtkonzept aussieht“, meint er. Co-Trainer Steven Simon hat auch Gefallen an der Lage gefunden, auch wenn er warnt: „Wenn man das Pflänzchen nicht pflegt, geht es wieder ein“, sagt der Westerheimer. Am 7. Januar startet die SG Volley Neckar-Teck mit der Heimpartie gegen den TSV Georgii Allianz Stuttgart 3 ins neue Jahr. Es könnte das nächste erfolgreiche für die Spielgemeinschaft nach 2022 werden.