Lokalsport

Die Rekorde purzeln

Bestzeiten auf der 18. Bissinger Meile

Ideale Wetterbedingungen, eine anhaltende Brise von Norden – Auf der Bissinger Meile erlebten Radler und Zuschauer gestern einen Tag der Rekorde. A-Amateur Jannik Steimle und Weltcup-Mountainbikerin Elisabeth Brandau sorgten mit Fabelzeiten für zwei neue Bestmarken auf der knapp 1,6 Kilometer langen Strecke.

Bissinger MeileRekordfahrer, ist neuen Streckenrekord gefahren
Bissinger MeileRekordfahrer, ist neuen Streckenrekord gefahren

Bissingen. Der erste Schuss saß. Der Weilheimer Jannik Steimle war morgens um 10.30 Uhr einer der Ersten am Start. Danach wusste jeder: Der Bursche war gut ausgeschlafen. 2.38,02 Minuten – zweieinhalb Sekunden schneller als sein eigener Streckenrekord aus dem Vorjahr. Das war ein gewaltiger Pflock, den der 19-Jährige, der erst vor wenigen Wochen in die höchste deutsche Amateurklasse aufgestiegen war, da eingeschlagen hat. Sein zweiter Versuch, die eigene Bestmarke noch weiter nach unten zu schrauben, scheiterte am Mittag.

Steimles Fabelzeit war aber nicht die einzige Überraschung bei der 18. Auflage der Bissinger Meile, die eine Leistungsdichte erlebte, wie noch nie zuvor. Neben Steimle blieben mit dem Dettinger Manuel Kast, Philipp Daum aus Wendlingen und dem erst 16-jährigen Pirmin Sigel aus Weilheim gleich drei weitere Starter unter der Drei-Minuten-Marke. Während sich Sigel erst kurz zuvor über seine erste Berufung in den deutschen Mountainbike-Juniorenkader freuen durfte, sorgte Ex-Champion Daum mit seinem Singlespeed-Renner – einem Ein-Gang-Rad – zum wiederholten Mal für ungläubiges Staunen auf der Meile.

Das galt auch für die schnellste weibliche Starterin an diesem Tag, die den neun Jahre alten Streckenrekord der Owenerin Susanne Niemeyer gleich um fast neun Sekunden unterbot. Mit ihren 3.15,69 Minuten verschaffte sich die 29-jährige Elisabeth Brandau den Respekt ihrer männlichen Konkurrenten, von denen nur wenige schneller waren. Die schnelle Frau aus Schönaich ist schließlich keine Unbekannte. Die Weltcup-Mountainbikerin musste sich bei den deutschen Cross-Meisterschaften im vergangenen Jahr nur Serienmeisterin Hanka Kupfernagel geschlagen geben. Da ist die Meile leichte Beute, sollte man meinen. Doch Brandau, die über Bekannte den Weg zum Bissinger Kult-Rennen fand, schrieb in diesem Jahr eine ganz andere Erfolgsgeschichte: Im April ist sie zum ersten Mal Mama geworden. Wie es sich für Radler-Nachwuchs gehört, saß der im Rad-Anhänger gleich mit an der Strecke. Richtige Wettkämpfe bestreitet die Mama auch schon wieder: Am vergangenen Wochenende in Albstadt und die Woche zuvor im tschechischen Nove Mesto schnupperte die 29-Jährige schon wieder Weltcup-Luft.

Bei anderen war es eher die Höhenluft, die zu einem Start auf der Meile inspirierte: Sena Nybella und Bobacar Saho leben seit wenigen Monaten droben in Ochsenwang. Die beiden Flüchtlinge aus Gambia haben mit Judith und Martin Oelkrug im TV Bissingen Freunde gefunden und ließen sich, ausgestattet mit entsprechendem Rennmaterial, zur Quälerei überreden. Am Training mangelt es den beiden schließlich nicht. Wer regelmäßig mit dem Herrenrad die steile Ochsenwanger Steige bezwingt, den kann die Meile kaum schrecken. „Es hat Spaß gemacht“, sagt Sena Nybelly, der ein begeisterter Läufer ist. „Nur die letzten Meter, die waren schon steil.“

Von denen ließ sich auch der Kirchheimer Franz Zauner nicht schrecken. Der Mann verfügt immerhin über die meiste Erfahrung. 6.28,90 Minuten sind eine Meisterleistung für einen 80-Jährigen, der den Bissinger Organisatoren ein Novum bescherte: Die mussten zum ersten Mal mit der männlichen U90 eine neue Klasse eröffnen

Fotos: Deniz Calagan, Andreas Wagner

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