Lokalsport
Die Sehnsucht nach dem Anpfiff wächst

Training An konkrete Vorbereitungspläne für die neue Saison wagt sich in den populärsten Ballsportarten keiner. Was wächst, ist die Hoffnung, dass im Juni alles anders wird. Von Bernd Köble

Trainer, die ihre Spieler nur vom Video kennen, Übungseinheiten daheim im Wohnzimmer vor dem Sofa und Trainingskommandos im PDF-Format – Mannschaftsport kann ganz schön einsam sein. Ob Fuß-, Hand- oder Basketballer, alle sehnen sich in diesen Tagen nach Normalität. Für viele würde das in wenigen Wochen bedeuten: Start in die Vorbereitung auf die neue Saison. Bis dahin bleibt nur der Blick auf allmählich sinkende Inzidenzzahlen und die Hoffnung auf erste Lockerungen nach Pfingsten.
Auf dem VfL-Platz hinterm Stadion an der Jesinger Allee tut sich in diesen Tagen trotzdem was. Der Fußball-Nachwuchs trainiert regelkonform und mit dem Segen der Stadt in Kleinstgruppen aus maximal zwei Haushalten. Erlaubt ist kontaktloser Sport, wie sich das im Behördenjargon nennt. Für Abteilungschef Marc Butenuth ist es zumindest ein Anfang. „Wir hoffen jetzt, dass wir im Juni durchstarten können“, sagt er. „Jeder hier sehnt sich nach Normalität, vermisst den Mannschaftsgeist.“
Das gilt auch für die Aktiven, für die weiterhin nur Individualtraining bleibt, das in Zusammenarbeit mit dem Sportvereinszentrum über Zoom angeboten wird. Armin Ohran, seit Dezember als Bezirksliga-Trainer bei den Blauen im Amt, stand noch kein einziges Mal mit seinem 20 Mann starken Kader auf dem Platz. Immerhin: Seinen Humor hat der VfL-Coach nicht verloren. „Wenigstens sitze ich jetzt schon ein halbes Jahr fest im Sattel“, meint er. Sobald das Signal komme, werde man loslegen. „Die Jungs haben richtig Bock drauf“, so Ohran. „Wir brauchen aber auch langfristige Planbarkeit.“

 

Schließlich kochen alle mit dem gleichen Wasser.
Uwe Hamann Der Handball-Abteilungschef des VfL erwartet keine sichtbaren Defizite durch Corona im Nachwuchsbereich.


Wie ein Neustart in wenigen Wochen womöglich aussehen könnte, ist allerdings unklar. Klar ist: Ohne Tests läuft vorerst nichts. Dreimal Training in der Vorbereitung pro Woche mit mehr als 20 Akteuren, das will gut organisiert sein. Uwe Hamann, Chef der Handballabteilung im VfL, ist überzeugt: alles machbar. Teststationen in der Stadt gebe es genug. Zudem würden viele Mitglieder schon im Berufsalltag regelmäßig getestet. Im Moment dient den Handballern der Wald als Trainingsrevier. Seit diesem Monat findet Lauftraining mit entsprechendem Abstand und in kleinen Gruppen statt. Ab Juni hofft Trainer Engelbert Eisenbeil auf handballspezifisches Krafttraining umsteigen zu können – natürlich ebenfalls im Freien. „Nach so langer Pause“, sagt er, „geht es auch darum, Verletzungen vorzubeugen, wenn der Spielbetrieb wieder beginnt.“

Der Unterbau hält nicht nur im Basketball
Bis es soweit sein könnte, dauert es bei den Basketballer etwas länger. Die Saison beginnt erst Ende September, Anfang Oktober. Für Dominik Eberle, Trainer der ersten Mannschaft in der Oberliga Württemberg, bleibt also noch Zeit, bis zum Trainingsstart im August auf reguläre Bedingungen zu hoffen. Und auf einen fairen Wettbewerb: Zurzeit zeigt sich innerhalb der Liga noch eine beträchtliche Spanne, was die Sieben-Tage-Inzidenz betrifft. Sie reicht vom Kreis Tübingen mit einer Inzidenz von 79,2, wo Gegner TV Derendingen beheimatet ist, bis nach Heilbronn zur TSG, wo der Wert zurzeit noch bei 125,6 liegt.
„Dass unsere Kinder und Jugendlichen wieder einen Ball in die Hand bekommen“, hält Eberle im Moment für wichtiger. Zwar haben sich die schlimmsten Befürchtungen im VfL bisher in keiner Ballsportart bewahrheitet. Dank großer Kraftanstrengungen und digitaler Angebote für den Nachwuchs ist es gelungen, den Unterbau mit wenigen Ausnahmen zusammenzuhalten.
Zwei Spielzeiten ohne regulären Betrieb werden vermutlich trotzdem irgendwann ihre Spuren zeigen. „Die Lücke in der Ausbildung wird bleiben“, glaubt Fußballchef Marc Butenuth. Uwe Hamann dagegen ist überzeugt, dass sich das über die Jahre glätten wird, nicht nur im Handball. „Schließlich“, meint er, „kochen im Moment ja alle mit dem gleichen Wasser.“


Start der Tennis-Saison um zwei Wochen verschoben

Wegen der Pandemie hat der Württembergische Tennisbund (WTB) beschlossen, die Verbandsrunde um zwei Wochen nach hinten zu verschieben. Das heißt: Erster Spieltag für alle Klassen von Jugend bis Altersklasse 60 ist das Wochenende 26. und 27. Juni statt 12. und 13. Juni.
Fünfer- und Sechser-Gruppen beenden ihre Punktspiele am Wochenende 24./25. Juli. Die größeren Gruppen mit sieben oder acht Mannschaften müssen „nachsitzen“. Dafür sind die Termine am 18. und 19. sowie 25. und 26. September vorgesehen – wenn es die Witterung bis dahin noch erlaubt, im Freien auf Sand zu spielen. Die Seniorengruppen 65 und älter schlagen am Mittwoch, 30. Juni, zum ersten Mal auf. Ihre terminlichen „Anhängsel“ für Siebener- und Achter-Gruppen sind der
15. und 22. September.
Eine Ersatzrunde wie im Vorjahr gibt es nicht. Diesmal wird auch wieder mit Auf- und Absteigern gespielt. Voraussetzung für einen geordneten Spielablauf ist in allen Landkreisen eine Inzidenz von unter 100. Wird sie nicht erreicht, fällt die Verbandsrunde aus. „Die Zahlen sinken täglich. Deshalb gehen wir mit großem Optimismus davon aus, dass die Verbandsrunde durchgeführt werden kann“, sagt WTB-Sportwart Rolf Schmid. ks