Weilheim/Bialy Por. „Ich platze vor Stolz“, sagt Heike Glück. Die Vorsitzende des RFV Weilheim hat den Wettbewerb in Polen im Internet live verfolgt. „Nach dem Springfehler habe ich nur noch gezittert. Zum Glück ist alles gut gegangen. Wir werden Johannas tollen Erfolg im Verein entsprechend würdigen. Einen besseren Rahmen dafür als unser Turnier gibt es nicht.“
Besser als in dem westpommerschen Städtchen Bialy Bor, dem früheren Baldenburg, mit seinen 2 200 Einwohnern, hätte es für das Weilheimer Supertalent und die anderen deutschen Juniorinnen und Junioren nicht laufen können. „Es war eine starke, ausgeglichene Truppe mit lauter Neulingen, die für die Zukunft einiges versprechen“, lautet das Fazit von Bundestrainer Rüdiger Schwarz. Speziell über Einzelsiegerin Johanna Zantop sagte er: „Sie hat alles gebracht, was sie kann.“
Besonders bezogen auf die Dressur, der ersten der drei Teilwettbewerbe. Unter Johannas geschickter Regie ging der zehnjährige Wallach „Santana‘s Boy“ nahezu fehlerfrei und lieferte das mit Abstand beste Dressurergebnis aller 77 Starter ab. Das gab Sicherheit für den weiteren Verlauf des Wettbewerbs.
„Nur nichts unnötig riskieren“, lautete das Motto für den Geländeritt am Samstag bei tropischen Temperaturen. Johanna ritt eine Alternativ-Route und kam sechs Sekunden nach Ablauf der vorgeschriebenen Zeit ins Ziel, kassierte dafür 2,4 Minuspunkte. Beim Springen am Sonntag durfte sie sich nur noch einen Abwurf leisten, andernfalls wäre der Titel verloren gegangen. Bei der Dreifach-Kombination fiel eine Stange, doch dabei blieb es. Als nervenstarke Schlussreiterin sicherte sie der deutschen Equipe die Goldmedaille und krönte sich selber mit dem EM-Einzeltitel. Bescheidener als ihr Auftritt war die Siegprämie – 440 Euro für den ersten Platz, wovon der Veranstalter die Hälfte für sich beanspruchte.
Die Eltern, die für den 1 000 Kilometer langen Trip nach Polen extra Urlaub genommen hatten, fielen ihrer Tochter glücksstrahlend um den Hals. Auch ihre Trainerin Jutta Pöhlmann, die ebenfalls angereist war. Co-Bundestrainerin Julia Krajewski lobte: „Johanna ist schon taff. Du sagst ihr, was sie machen soll und sie setzt es einfach so mal um. Das hat mich schon beeindruckt.“
Nach der Siegerehrung trennten sich die Wege der Zantops. Vater und Mutter fuhren alleine zurück, Johanna mit der siegreichen Mannschaft im großen Spezial-Pferdetransporter nach Warendorf. Dort durften sich die Pferde von der langen Fahrt erholen. Gestern ging es gemeinsam mit Kollegin Romina Engelberth nach Heidelberg, wo Johanna von den Eltern mit dem kleinen Transporter abgeholt wurde. Großer Aufwand für ein sportliches Ziel. „Er hat sich gelohnt“, sagt Cordula Zantop nach der Rückkehr nach Weilheim.