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Dünne Saat, voller Ertrag

Basketball: Beruhigend ist der Sieg der Knights in Dresden nicht, aber er schürt Hoffnung

Aufatmen nach dem ersten Sieg. Trotz eklatanter Defensivschwäche ist Knights-Coach ­Michael Mai überzeugt, dass sein Team zusammenfindet.

Dünne Saat, voller Ertrag
Dünne Saat, voller Ertrag

Kirchheim. Im Schlechten das Gute finden, gehört zum Hauptjob eines jeden Trainers. Glaubt man Michael Mai, dann hätte der erste Auftritt beim Aufsteiger in Dresden kaum besser verlaufen können. Die ersten beiden Punkte sind auf dem Konto, dass sie sich nicht einfach zurücklehnen kann, dafür hat die Mannschaft selbst gesorgt. Erleichterung ja, Zufriedenheit nie und nimmer. „Dass wir nicht gut gespielt haben, konnte jeder sehen“, sagt der Coach und wirkt dabei ungewohnt entspannt. Ein Grund mag sein, dass er die Gründe kennt. Dreiviertel des Spiels boten die Knights eine Defensive, die im Vorjahr selbst an einem pechschwarzen Tag wohl locker getoppt worden wäre. Dass es am Ende trotzdem zum Sieg reichte, lag im Wesentlichen an drei Dingen: Treffsicherheit, Moral und letztlich auch Glück.

Die Erkenntnis aus dem mit Spannung erwarteten Auftaktspiel nach einer Vorbereitung zum Vergessen: Die Knights haben eine Mannschaft, die offensiv schwer zu kontrollieren ist. Vielleicht sogar stärker als jene im vergangenen Jahr. Eine Mannschaft, die andererseits Defensiv-Qualitäten an den Tag legt, die um den Klassenerhalt fürchten lassen. Einer alten Basketball-Weisheit folgend rettet man eine schlechte Offensive mit einer starken Verteidigung und nicht umgekehrt. Bestes Beispiel dafür: die vergangene Saison. Da wirkte die Mannschaft im Vorwärtsgang oft uninspiriert und leicht ausrechenbar. Hinten dagegen wurde gnadenlos gefightet. Der Lohn: Platz drei.

Jetzt deutet vieles auf eine Saison mit umgekehrten Vorzeichen hin. Anlass zu ernsthafter Sorge? Michael Mai zufolge nicht: „Es ist einfacher, einen Spieler dazu zu bringen gut zu verteidigen, als einen guten Schützen aus ihm zu machen“, meint der Trainer. Eine Dreier-Quote jenseits der 40 Prozent auf beiden Seiten, sieben von zwölf, so die stolze Bilanz von Tim Koch, am Ende Topscorer mit 28 Punkten. Drei von drei bei Neuzugang Seth Hinrichs, der mit 18 Punkten und sechs Rebounds den Ernstfall für eine deutliche Steigerung nutzte. Das sieht gut aus. Genügend Arbeit für eine ausgefüllte Trainingswoche dürfte trotzdem bleiben. Dass die Ritter nicht entschlossen genug zum Rebound gehen, lässt sich an Zahlen festmachen: 43:33 zweite Bälle zugunsten des Gegners. „Wir haben ein paar schlechte Gewohnheiten, die wir schleunigst abstellen müssen“, sagt Michael Mai. Am besten vor dem ersten Heimspiel am Samstag gegen die Rheinstars aus Köln. Dann erwartet die Ritter wohl ein deutlich stärkerer Frontcourt als zuletzt.

Einige gute Ansätze, viel Luft nach oben, das gilt auch für Spielmacher Carrington Love, dem man trotz seiner sieben Assists seinen Rückstand nach Verletzung noch deutlich anmerkte. Stattdessen überraschte Jonathon Williams in der zweiten Hälfte über weite Strecken als Impulsgeber im Spielaufbau. Der Ex-Hamburger ist aus dem Stand zur zentralen Figur in der Mannschaft geworden. Die Namensgleichheit mit Richie Williams, der im Vorjahr sämtliche Fäden im Kirchheimer Spiel in der Hand hielt, hat deshalb Symbolkraft, weil die neue Mannschaft zum Umdenken zwingt. „Wir haben nicht einen Leader wie im vergangenen Jahr, sondern mehrere“, sagt Michael Mai.

Dazu darf sich seit Sonntag selbst ein Jungspund wie Justin Hedley zählen, der in Dresden nicht nur zum Matchwinner wurde, sondern fast zwanzig Minuten lang auf dem Parkett stand und seine Sache gut machte. Vieles deutet darauf hin, dass der 20-Jährige, der aus der Regionalliga für die Regionalliga kam, auch am Samstag zur festen Größe werden wird. Auch, wenn dann mit Brian Wenzel die bisher fehlende deutsche Kraft nach Verletzung zurückkehren wird. Michael Mai fordert Geduld: „Unsere Vorbereitung“, sagt er, „die dauert gerade zwei Wochen.“

MBC und Crailsheim unterstreichen Anspruch

Gegner überfordert Die beiden Erstliga-Absteiger aus Weißenfels und Crailsheim haben gleich am ersten Spieltag in der Pro A gezeigt, wie klar die Rollen in dieser Saison verteilt sind. Beide Favoriten landeten gegen weitgehend überforderte Gegner deutliche Auswärtserfolge. Während der MBC das Team aus Essen mit 107:64 regelrecht deklassierte, feierte Crailsheim gegen dezimierte Nürnberger, die mit einer Achter-Rotation auskommen mussten, einen ebenso klaren 79:47-Sieg. Geheimtipp Chemnitz Feierstimmung auch in Chemnitz: Mit dem überraschenden 74:72 im Saison-Auftaktspiel bereits am Donnerstag gegen Gotha haben die Sachsen eindrucksvoll gezeigt, warum sie in dieser Saison von vielen Experten als Geheimtipp gehandelt werden. In ausgezeichneter Spiellaune präsentierte sich dabei Chemnitz-Dauerbrenner Virgil ­Matthews, der im Aufbauspiel die Fäden zog und mit 22 Punkten Topscorer war. Der Favorit aus Gotha legte indes bei seinem ersten Auftritt an neuer Spielstätte vor 2 300 Zuschauern in der Erfurter Messehalle einen Fehlstart hin. Baunach ohne Idbihi Schwach gestartet sind auch die Young Pikes aus Baunach, die gegen eine überraschend starke Mannschaft aus Paderborn mit 57:75 unterlagen. Das Bamberger Farmteam musste dabei vor eigenem Publikum auf Sensations-Neuzugang Yassin Idbihi verzichten. Der 33-jährige Center des FC Bayern, der auch für Meister Bamberg spielberechtigt ist, laboriert im Moment noch an einer Knieverletzung.bk