Lokalsport
Ehemaliges VfL-Trio in der Ferne erfolgreich

Fußball Thomas Brdaric, Paco Vaz und Rainer Kraft sorgen im Ausland für Furore. Von Klaus Schlütter

Geisterspiele bei den Profis, gar keine Spiele mehr bei den Amateuren – wegen Corona liegt der regionale Fußball kurz vor Weihnachten in einem Dornröschenschlaf. Das Risiko, sich auf dem Platz oder in der Kabine den verhängnisvollen Virus einzufangen, ist zu groß geworden.

Größer noch als in anderen Ländern: In Albanien, Afrika oder China können drei ehemalige Kirchheimer Spieler beziehungsweise Trainer ihre Kicker-Saison bislang ohne nennenswerte Probleme über die Bühne bringen. Die Rede ist von Thomas Brdaric (46), Pokalsieger und Vizemeister 2021 mit Vllaznia Shkoder im Land der Skipetaren, Rainer Kraft (59), Sportdirektor und Coach von Erstliga-Aufsteiger Accra Lions in Ghana, und Francisco „Paco“ Vaz (47), Co-Trainer des Pokalsiegers Shandong Luneng Taishan im Reich der Mitte.

Ex-Stürmer im Angriffsmodus

Mit zwei Niederlagen leistete sich Vllaznia Shkoder einen Fehlstart in die zweite Albanien-Saison von Brdaric – eine Parallele zu dessen Ex-Verein Kirchheim für den er von 1990 bis 1994 am Ball war und der in diesem Jahr in der Startphase der Bezirksliga ebenfalls zweimal verlor. Danach ging es, wie beim VfL, nur noch aufwärts. Zuletzt mit einem 1:0-Sieg gegen Partizani Tirana, dem siebten Spiel nacheinander ohne Niederlage (fünf Siege, zwei Remis). Nach zwölf Spieltagen sitzt das Team aus dem Norden Albaniens dem diesmal dominanten Hauptstadtklub KF Tirana auf Platz drei aussichtsreich im Nacken. Und das, obwohl in der aktuellen Regenzeit nur unter erschwerten Bedingungen trainiert werden kann. Brdaric: „Auf unserem Platz fehlt die Drainage. Wir brauchen aber einen guten Rasen, um beispielsweise ein schnelles Umschaltspiel zu trainieren, ohne das es im heutigen Fußball nicht mehr geht.“

Der Vertrag des gebürtigen Nürtingers, dessen Mutter in Neuffen wohnt, läuft bis 2022. Hängt er noch ein Jahr dran? „Das ist offen“, sagt er. „Es macht viel Spaß hier, obwohl ich fast alles alleine machen muss. Erst seit kurzem gibt es bei uns beispielsweise einen Athletik-Trainer.“

Vaz und Co Platzhirsch in China

Mit solchen Problemen muss sich „Paco“ Vaz (47) aus Dettingen/Erms in China nicht befassen. Sein Klub Shandong Luneng Taishan ist perfekt organisiert. Der einstige Sturmpartner von Tomas Brdaric beim VfL Kirchheim und spätere Trainer der Stuttgarter Kickers und des VfB arbeitet seit zwei Jahren erfolgreich als „Co“ für den amtierenden Pokalsieger und Vorjahrs-Fünften der Meisterschaft. Mit seinem Zutun hat sich Shandong Luneng sportlich nochmal gesteigert, ist jetzt die absolute Nummer Eins in China. Alleiniger Tabellenführer der Super League mit 33 Punkten aus 14 Spielen.

Die 16er-Liga wird nun geteilt in eine Championship- und eine Relegationsruppe. In jeweils sieben Runden werden Meister und Absteiger ermittelt. Am Ende der Saison steht am 9. Januar das chinesische Pokalendspiel, in dem sich Shandong Luneng, Cupsieger des Vorjahrs, und Shanghai Port gegenüber stehen.

Rainer Kraft erstklassig

Von Erfolg gekrönt wie die von „Paco“ Vaz war auch die zweite Saison Rainer Kraft (59) in Ghana. Mit den Accra Lions schaffte der gebürtige Stuttgarter, 2011/12 Trainer an der Jesinger Allee, im Sommer den Aufstieg in Ghanas erste Liga. Der einstige „Physio“ des VfB leistet dort seit 2019 in Personalunion als Cheftrainer und Sportdirektor ganze Arbeit. Nach zwei Siegen und einem Unentschieden eine Klasse höher heißt es für die Mannen von Kraft: „Gut gebrüllt, Löwen!“