Lokalsport

Ein Abwehrspieler als Feingeist

Liebt‘s nostalgisch: Der Ötlinger Uwe Kümmerle schreibt gerne auf der Schreibmaschine.Foto: Jean-Luc Jacques
Liebt‘s nostalgisch: Der Ötlinger Uwe Kümmerle schreibt gerne auf der Schreibmaschine.Foto: Jean-Luc Jacques

Abseits des Rasens will ein Ötlinger Fußballer hoch hinaus: Abwehrspieler Uwe Kümmerle (24) schreibt Romane, strebt eine Schriftsteller-Laufbahn an und hat sich an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) für ein Studium beworben. Was den Ex-Abiturienten der Kirchheimer Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule auf ein positives Feedback der bayrischen Fakultät hoffen lässt, ist seine eingereichte Schriftdokumentation über einen typischen (Spiel-)Tag im Leben von TSVÖ-Trainer Benedetto Savoca. In der als Leseprobe verlangten Drei-Seiten-Doku präzisiert Kümmerle, was dem Ötlinger Übungsleiter an einem ganz normalen Kreisliga B-Sonntag zwischen Frühstück, Familienabschied, Mannschaftsansprache und Spielabpfiff alles widerfährt. „Ich hoffe, mit dieser Bewerbung schaffe ich die Aufnahme“, sagt Kümmerle.

Daneben hat er bereits einen zweiten Nachweis seines Schreibtalents abgeliefert - in Buchform: „Der Mann im Flanellhemd“ heißt sein erster Roman, der im Dezember 2016 in ganz kleiner Auflage erschien, aber schnell vergriffen war. Sein Erstlingswerk erzählt von einem sozialen Absteiger in den USA, der nacheinander Job, Ehefrau, Kinder, Haus und die Lebensperspektive verliert. Schließlich wird er zum Alkoholiker. „Das Besondere an diesem Roman ist die Erzählform. Mal wird in Ich-Form erzählt, mal aus Betrachter-Sicht“. Noch hat ihm der unkonventionelle Schreibstil den Durchbruch nicht beschert, doch er hofft darauf. Irgendwann nach seinem Studium soll‘s klappen auf dem deutschen Literatenmarkt.

Dass er dann mehr Buchexemplare unter die Leute bringen kann als die 50 Stück bei der Erstauflage, ist das große Ziel des Ötlinger Stamm-Innenverteidigers mit HSV-Leidenschaft. „Irgendwann möchte ich von der Schreiberei leben können“, sagt er selbstbewusst, „Schriftsteller ist mein absoluter Traumberuf. Drehbücher würde ich natürlich auch schreiben.“ Dass seine hochgesteckten Berufspläne derzeit noch am seidenen Faden hängen, weiß er freilich gut. Für den Fall, dass es demnächst die Absage aus München hageln sollte, hat er mit zwei weiteren Uni-Bewerbungen in Leipzig und Hildesheim vorgebeugt. Sollten sich jene ebenfalls zerschlagen, muss er eine Alternativ-Laufbahn bestreiten. „Ein Studium im sozialen Bereich wäre mein Plan B“, sagt er.

Sicher ist nur eines: Falls er sich im Sommer irgendwo einschreiben kann, hört das TSVÖ-Eigengewächs, das alle Jugendmannschaften durchlief, mit dem Kicken in Ötlingen definitiv auf. „Ein ständiges Hin- und Herpendeln würde ich mir in der neuen Saison nicht zumuten“, betont er. Denn dann würde er sich voll dem Studium widmen. Und an seinen neu geplanten Werken arbeiten: eine Liebesgeschichte über eine blinde Blumenhändlerin, ein Gedichtband über Farben und eine Roman-Trilogie mit dem Arbeitstitel „Underground Kingdom“ mit drei Mal 400 Seiten - eine episch breite Revolutionsstory. Die drei Ideen hat er schon im Kopf. Was daraus wird, bleibt abzuwarten.Thomas Pfeiffer