Lokalsport
Ein Flowers alleine ist zu wenig

Basketball Schlechte Würfe, viele Einzel­aktionen und wenig Teamplay. Die Knights erleben nach der Pause in Bremerhaven einen Rückfall in alte Zeiten. Von Bernd Köble

Es bleibt dabei: Kirchheims Basketballer bekommen auswärts in dieser Saison kaum ein Bein auf den Boden. Nach der Heim-Gala gegen Jena und der prompten 75:87-Niederlage am Mittwochabend in Bremerhaven besteht am Samstag zu Hause gegen Münster immerhin die Chance, die Bilanz dieser englischen Woche noch zu retten. „Extrem ärgerlich“, war für Knights-Teamchef Chris Schmidt das Auftreten der Mannschaft nach einer anfänglichen Elf-Punkte-Führung Mitte des zweiten Viertels. „Das wirkte fast schon ein wenig arrogant“, lautet sein Urteil.

Als sich leichtfertige Ballverluste häuften, der Gegner immer häufiger den freien Mann unter dem Korb fand und die Eisbären mit zunehmender Spieldauer auch schwierigste Würfe von außen trafen, schlug das Pendel
 

„Dass unsere Deutschen nicht liefern, ist ein Grundproblem.
Chris Schmidt
Teamchef der Knights
 

kräftig in die andere Richtung aus. Warum die Ritter auswärts defensiv zu schläfrig und offensiv viel zu zaghaft und unsicher wirken, ist die unbeantwortete Frage in dieser Saison. „Wenn wir es wüssten, würden wir es ändern“, meint Schmidt. „Bremerhaven hat zwei Gesichter, so wie wir. Wir wussten, wenn wir sie kommen lassen, dann sind sie unglaublich stark.“ 

Dass die Gastgeber das Spiel noch vor der Pause an sich reißen konnten, hat mehrere Gründe. Robert Oehle gewann das Duell mit seinem früheren Teamkollegen Ty Nash, mit dem er unter Coach Igor Perovic zu BBL-Zeiten in Tübingen spielte, diesmal klar. Nash, einer der wenigen Konstanten in der Kirchheimer Mannschaft, erwischte keinen guten Tag und teilte sich bereits in der ersten Spielhälfte ungewohnt viel Zeit mit Neuzugang Nick Muszynski.

In der Offensive lag die Verantwortung über weite Strecken allein auf den Schultern von Michael Flowers, der an diesem Abend mit 27 Punkten vom Parkett ging und seinen Schnitt aus den vergangenen vier Spielen auf fast 25 Zähler schraubte. Die One-Man-Show des Amerikaners geht allerdings allzu häufig auf Kosten des Teamplays, das sich anders als davor gegen Jena in vielen Einzelaktionen erschöpfte. Ganze zehn Assists gegenüber 26 auf Bremerhavener Seite sagen viel aus über die Qualität der Vorarbeit. Ein Problem, das nicht nur in Bremerhaven augenfällig wurde. Bei der Zahl der Korbvorlagen rangieren die Knights im Teamvergleich auf dem vorletzten Platz, bei der Dreierquote sind sie nach wie vor Schlusslicht. Zwei Messstellen, die zweifellos in Zusammenhang stehen.  

Weiterhin gilt: Von den Deutschen im Team erfüllt in der Gesamtschau keiner die Erwartungen. Am sichtbarsten wird das im Moment an Besnik Bekteshi, der den Weg zurück nach seiner Corona-Erkrankung im Sommer nicht findet. 3,7 Punkte im Schnitt bei 15 Einsätzen, eine Dreier-Quote von 25 Prozent – man muss sehr lange zurückblättern, um auf ähnlich schwache Werte des erstligaerfahrenen 30-Jährigen zu stoßen. In Bremerhaven konnte man sein Bemühen, verlorenes Selbstvertrauen wiederzufinden, im ersten Viertel förmlich spüren. Nach drei missglückten Wurfversuchen war allerdings rasch Schluss mit jeglichen Offensivbemühungen. 

„Die Leistung unserer Deutschen ist im Moment ein Grundproblem“, muss auch Chris ­Schmidt einräumen. Am Samstag ist der starke Aufsteiger aus Müns­ter zu Gast (19 Uhr, Sporthalle Stadtmitte). Ein Gegner, bei dem ein Deutscher den Unterschied macht: Der Ex-Bayreuther Andreas Seiferth ist mit 16 Punkten und 8,3 Rebounds im Schnitt Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Müns­teraner. 2,09 Meter groß, 112 Kilo schwer und mit 33 Jahren einer, der basketballerisch hierzulande fast alles erlebt hat. Eine Aufgabe, die auf Kirchheimer Seite nicht nur einen Ty Nash in Bestform erfordern wird, sondern eine hellwache Defensive. Schließlich haben die WWU Baskets mehr zu bieten als Seiferth. Die Qualität der Mannschaft fußt auf einem ausgesprochen gut funktionierenden Kollektiv, was nicht nur die Knights bei der 59:76-Niederlage im Hinspiel, sondern am Mittwochabend auch der Tabellenzweite aus Tübingen feststellen musste. In einem Spiel, das lange auf Messers Schneide stand, ließen sich die Gastgeber aus dem Münsterland erst in den beiden Schlussminuten abschütteln. Die Kirchheimer sind trotz der überzeugenden Heimbilanz also gewarnt. „Eine Mannschaft, die uns ähnlich wie Bremerhaven nicht liegt“, muss Chris Schmidt feststellen. Zeit also, sich den Gegner zurechtzulegen.
 

Schwenningen stellt Insolvenzantrag

Die Panthers aus Schwenningen, Tabellenletzter der Pro A, haben beim Amtsgericht in Villingen einen Insolvenzantrag gestellt. Der Zweitligist nennt Steuernachzahlungen und Einbrüche beim Ticketverkauf als Gründe für die wirtschaftliche Schieflage. Die Liga hatte bereits Ende Januar ein Nachlizenzierungsverfahren eröffnet und dem Klub wegen Verstoßes gegen die Lizenzstatuten drei Punkte abgezogen. Liga-Geschäftsführung und Gutachterausschuss wollen nun gemeinsam prüfen, ob die Schwenninger weiterhin am Spielbetrieb werden teilnehmen können.  bk